Die größten Fortschritte bei nicht-soliden Tumoren – DKFZ-Forscher präsentiert aktuelle Daten zum Fünfjahres-Überleben

Simone Reisdorf

Interessenkonflikte

29. Februar 2016

Prof. Dr. Hermann Brenner

Berlin – Gute Nachrichten: Der Anteil an Patienten, die 5 Jahre nach Erstdiagnose ihrer malignen Erkrankung noch am Leben sind, steigt für viele Krebsarten langsam, aber stetig an. Prof. Dr. Hermann Brenner, Leiter der Abteilung Klinische Epidemiologie und Alternsforschung im Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und der Abteilung Präventive Onkologie im Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg, stellte die aktuellen Zahlen aus dem Projekt „Langzeitüberlebensraten von Krebspatienten in Deutschland“ auf einer DKFZ-Pressekonferenz während des Krebskongresses vor [1].

Diese Phase umfasst die Daten bis einschließlich 2012 aus allen Bundesländern außer Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Berlin. Das Projekt wird unter anderem von der Stiftung Deutsche Krebshilfe gefördert.

Am meisten haben Leukämie- und Lymphompatienten profitiert

Am deutlichsten war der medizinische Fortschritt in den letzten 10 Jahren offenbar bei den Patienten mit nicht-soliden Tumoren: Während beim Hodgkin-Lymphom zu Beginn des Beobachtungszeitraums (2003–2004) 82% der Patienten die ersten 5 Jahre überlebten, waren es in den Jahren 2011–2012 schon 87%. Ähnliche Steigerungen gab es beim Non-Hodgkin-Lymphom (von 61 auf 69%), bei den Leukämien (von 52 auf 59%) sowie insbesondere beim Multiplen Myelom (von 40% auf 51%). „Die Verbesserung der Überlebensraten, beispielsweise bei der chronisch-myeloischen Leukämie, CML, ist auf echte Durchbrüche in der Therapie zurückzuführen“, betonte Brenner im Gespräch mit Medscape Deutschland.

Wasser in den Wein ist jedoch, dass es trotz aller medizinischen Fortschritte noch immer Krebsentitäten mit sehr schlechtem Langzeitoutcome gibt. Hier sind zwar ebenfalls Überlebensverlängerungen zu beobachten, sie vollziehen sich aber auf niedrigem Niveau und teils nur in bestimmten Subgruppen von Patienten.

 
Die Verbesserung der Überlebensraten, beispielsweise bei der chronisch-myeloischen Leukämie, CML, ist auf echte Durchbrüche in der Therapie zurückzuführen. Prof. Dr. Hermann Brenner
 

Brenner verwies auf die große Spannweite allein schon innerhalb der gastrointestinalen Tumoren: So waren zwar von den Patienten mit Kolorektalkarzinom zu Beginn des Beobachtungszeitraums durchschnittlich noch 60% 5 Jahre nach Erstdiagnose am Leben; in den Jahren 2011 bis 2012 waren es schon 65%. Dagegen lag das 5-Jahres-Überleben beim Pankreaskarzinom über den gesamten bisherigen Beobachtungszeitraum bei nur knapp 10%.

Leichte Verbesserungen gibt es zu vermelden beim 5-Jahres-Überleben von Patienten mit Magenkarzinom, die Rate ist aber insgesamt niedrig (von 29 auf 34%). Ähnlich sieht es aus beim Speiseröhrenkrebs (von 17 auf 22%), Gallenblasenkarzinom (von 18 auf 21%) und Leberzellkrebs (von 12 auf 16%) – jedoch ebenfalls auf niedrigem Niveau.

Nach wie vor mit einer sehr hohen Mortalität verbunden ist das Lungenkarzinom (hier wird in der Statistik nicht weiter unterschieden), trotz leichter Fortschritte liegt die 5-JahresÜberlebensrate immer noch unter 20% (von 15 auf 18%).

„Eine gewisse Stagnation ist bei den gynäkologischen Tumoren zu beobachten“, räumte Brenner ein: Carcinomata von Gebärmutterkörper, Gebärmutterhals und Ovarien (5-Jahres-Überleben gleichbleibend bei 82%, 65% und 40%) zeigen keine Verbesserungen. Erfreulicherweise sei jedoch beim Brustkrebs, der mit Abstand häufigsten Krebsart bei Frauen, ein Anstieg der Überlebensraten zu verzeichnen – von 83 auf 87%.

Überlebensfortschritte teils nur bei jüngeren Patienten

 
Verschlechterungen der 5-Jahres-Überlebensdaten gibt es in keiner Krebsentität. Prof. Dr. Hermann Brenner
 

Die 5-Jahres-Überlebensdaten wurden weiter aufgeschlüsselt nach Subgruppen von Patienten, etwa nach dem Alter. „Zumeist sind die Überlebensraten der Patienten unter 75 Jahre deutlich höher, vor allem wenn die Tumoren in einem früheren Stadium entdeckt werden“, berichtete Brenner. „Bei einigen Krebsentitäten mit besonders schlechter Prognose – wie dem Pankreas-, Magen-, Speiseröhren- und dem Lungenkarzinom – sehen wir Verbesserungen in der Überlebenszeit bisher auch nur in dieser Altersgruppe.“

Noch eine positive Nachricht zum Schluss: „Verschlechterungen der 5-Jahres-Überlebensdaten gibt es in keiner Krebsentität“, betonte Brenner auf Nachfrage von Medscape Deutschland. Daten zum 10-Jahres-Überleben werden im Rahmen dieses Projekts ebenfalls erhoben und sollen demnächst vorgestellt werden.

 

REFERENZEN:

1. 32. Deutscher Krebskongress, 24. bis 27. Februar 2016, Berlin

 

Kommentar

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