Zika-Virus schädigt auch die Augen der Kinder
Auch die Augen von Kindern mit Mikrozephalie sollten von Ärzten spezielle Aufmerksamkeit erhalten. Denn in einer weiteren aktuellen Veröffentlichung im JAMA Ophthalmology berichten Dr. Bruno de Paula Freitas vom Roberto Santos General Hospital in Salvador, Brasilien, und seine Kollegen von regelmäßig auftretenden Visus-Beeinträchtigungen bei Kindern, die in Brasilien mit den Fehlbildungen geboren wurden [2].
So stellten sie bei 10 von 29 untersuchten Kindern (34,5%) – bzw. bei insgesamt 17 einzelnen Augen – Anomalien fest. 7 der 10 Kinder wiesen bilaterale Augenschädigungen auf, zumeist in Form fokaler Pigmentierungen der Retina oder chorioretinaler Atrophien (11 von 17 Augen; 65,7%). Außerdem war der Sehnerv bei 8 Augen geschädigt (47,1%).
„Die aktuell beschriebenen Augenschädigungen hängen vermutlich mit dem Zika-Virus zusammen“, schreiben die Ophthalmologen Prof. Dr. Lee M. Jampol und Prof. Dr. Debra A. Goldstein von der Northwestern University in Chicago in einem begleitenden Kommentar [3]. Tatsächlich wurden ähnliche Beeinträchtigungen auch schon beim West-Nil-Virus, einem Verwandten des Zika-Virus, beschrieben. Jampol und Goldstein raten deshalb, alle Mikrozephalie-Kinder in Zika-Ausbruch-Gebieten augenärztlich zu untersuchen.
Allerdings weisen auch sie explizit darauf hin, dass es sich derzeit noch um einen vermuteten Zusammenhang handelt – genau wie die Mikrozephalie selbst auch immer noch andere, z.B. genetische oder metabolische Ursachen haben oder durch Drogenkonsum, perinatale Hypoxien oder weitere Infektionen hervorgerufen werden könnte.
Der Eindruck eines Zusammenhangs zwischen Zika-Virus und fetalen Fehlbildungen verdichtet sich jedoch auch mit dieser Veröffentlichung. Immerhin konnten sich 23 der 29 Mütter an typische Symptome einer Zika-Virus-Infektion in der Schwangerschaft erinnern; bei 18 Frauen traten Hautausschläge, Fieber, Gelenk- und Kopfschmerzen oder Juckreiz im ersten Trimester der Schwangerschaft auf.
REFERENZEN:
1. Mlakar J, et al: NEJM (online) 10. Februar 2016
2. de Paula Freitas B, et al: JAMA Ophthalmol. (online) 9. Februar 2016
3. Jampol LM und Goldstein DA: JAMA Ophthalmol. (online) 9. Februar 2016
Diesen Artikel so zitieren: Zika-Virus: Erreger scheint stark neurotrop – erster Nachweis im Hirn und Augenschäden bei Feten - Medscape - 11. Feb 2016.
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