Noch immer wartet alle Welt auf die ersten publizierten Ergebnisse der derzeit laufenden Fall-Kontroll-Studien in den von der Zika-Virus-Epidemie betroffenen Ländern. Denn erst wenn diese Resultate vorliegen, wird man wissen, ob tatsächlich ein Zusammenhang zwischen der Virus-Infektion bei Schwangeren und den gehäuften Mikrozephalie-Fällen bei ihren Kindern besteht. Hunderte Proben von schwangeren Frauen und jungen Müttern mit und ohne Kinder mit den kongenitalen Schädel- und Hirnfehlbildungen werden dafür aktuell analysiert.
Ein gerade veröffentlichter Fallbericht im New England Journal of Medicine untermauert derweil die bereits von vielen Experten als wahrscheinlich angenommene Assoziation zwischen der Virusinfektion und den zu kleinen Köpfen der Kinder [1]. Nachdem Zika-Viren bereits in Amnionflüssigkeit, Plazenta und verschiedenen fetalen Gewebeproben nachgewiesen werden konnten, berichten Dr. Jernej Mlakar vom Pathologischen Institut der Universität von Ljubljana, Slowenien, und seine Kollegen nun von einem Virus-Nachweis im Hirn eines Fetus mit Mikrozephalie.
Die europäische Patientin, von der Mlakar und seine Kollegen berichten, hatte sich bis zur 28. Schwangerschaftswoche (SSW) im Nordosten Brasiliens – einem Gebiet mit besonders vielen Mikrozephalie-Verdachtsfällen – aufgehalten. In der 13. SSW hatte die Patientin eine fieberhafte Erkrankung mit Hautausschlag und wies damit typische Symptome einer Zika-Virus-Infektion auf. Ein Virusnachweis erfolgte nicht, Ultraschalluntersuchungen in der 14. und 20. SSW blieben unauffällig.
Nach ihrer Rückkehr nach Europa wurde in der 29. Schwangerschaftswoche im University Medical Center in Ljubljana ein weiterer Ultraschall durchgeführt, bei dem u.a. eine Mikrozephalie beim Fetus sowie eine Wachstumsverzögerung und Kalkablagerungen im Gehirn des Kindes und der Plazenta festgestellt wurden.
Nach dem Schwangerschaftsabbruch wurde der Fetus obduziert und das Zika-Virus mittels RT-PCR in dessen Hirn nachgewiesen. „In keinem anderen fetalen Organ wurden pathologische Veränderungen oder Viren nachgewiesen, was auf einen starken Neurotropismus hinweist“, schreibt das Autorenteam.
Diesen Artikel so zitieren: Zika-Virus: Erreger scheint stark neurotrop – erster Nachweis im Hirn und Augenschäden bei Feten - Medscape - 11. Feb 2016.
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