Können Programme für eine gesündere Ernährung, für mehr Bewegung und weniger Stress verhindern, dass Heranwachsende zu dick werden? Das klappt nur bedingt, wie jetzt die Sonderausgabe des Journals Obesity Reviews zur IDEFICS-Interventionstudie vermittelt – IDEFICS steht für Identification and prevention of Dietary- and lifestyle-induced health EFfects In Children and infantS (wie Medscape Deutschland berichtete) [1].

Prof. Dr. Iris Pigeot
Die mehr als 16.000 Teilnehmer des europäischen Programms stammten aus Deutschland, Spanien, Estland, Zypern, Belgien, Ungarn, Italien und Schweden. Die Intervention dauerte 2 Jahre. Doch ob in der Interventions- oder in der Kontrollgruppe: Jedes 5. Kind war trotzdem am Ende des Beobachtungszeitraums übergewichtig. Altersbedingt hatte in beiden Gruppen die Prävalenz von Übergewicht sogar zugenommen. Und auch bei den übrigen Zielen zeigte sich eher ein negativer Trend: Parallel war der Medienkonsum gestiegen; die Zeiträume, die die Kinder mit Bewegung verbrachten, sowie die durchschnittliche Schlafdauer waren dagegen rückläufig.
„Am Anfang waren wir ein bisschen enttäuscht“, kommentiert Prof. Dr. Iris Pigeot, Direktorin des Leibniz-Instituts für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS in Bremen, das die IDEFICS-Studie zusammen mit der Universität Bremen koordiniert hat. „Wir erreichten Eltern und Kinder offenbar nicht so gut, wie wir wollten“, ergänzt sie. Viel über gesundes Ess-, Bewegungs- und Schlafverhalten zu wissen und entsprechend zu leben, sind offenbar 2 Paar Stiefel.
Die genauere Analyse der einzelnen Veränderungen zeigte den Wissenschaftlern jedoch auch: „In der Sekundärprävention war die Studie erfolgreich. Mehr übergewichtige Kinder in der Interventionsregion wurden wieder normalgewichtig.“ Zudem wurde deutlich: Programme, die – wie die der IDEFICS-Studie – Pädagogen, Eltern und Kommunen an einen Tisch bringen, bewegen etwas, doch für dauerhafte Veränderungen braucht es zusätzliche Unterstützung. Insbesondere durch Politiker, so Pigeot, sie müssten die Rahmenbedingungen so verbessern, dass Kinder gesünder aufwachsen könnten.
Sechs klare Botschaften – wer sie ernst nahm, blieb schlank
Die IDEFICS-Studie lief von 2006 bis 2012, die nun ausgewertete Interventionsstudie von 2008 bis 2010. Anfänglich nahmen 16.228 Kinder im Alter zwischen 2 und 9 Jahren an der Studie teil. Für 11.041 von ihnen ließen sich auch 2 Jahre später alle wichtigen Parameter ermitteln. In jedem teilnehmenden Land gab es jeweils eine Interventions- und eine Kontrollregion, in Deutschland waren dies Delmenhorst und Wilhelmshaven.
Im Kindergarten oder der Schule ihres Kindes lernten Familien jeweils in Themenblöcken, was ein gesundes Gewicht fördert.
Die 6 Kernbotschaften: 1. Wasser ist gesünder als Softdrinks. 2. Der Speiseplan soll täglich Obst und Gemüse beinhalten. 3. Wenig Fernseh- und Medienkonsum und 4. viel körperliche Aktivität sind gesund. 5. Eltern und Kinder sollten regelmäßig Zeit zusammen verbringen und 6. ausreichender Nachtschlaf ist wichtig. |
Diesen Artikel so zitieren: IDEFICS-Programm gegen Adipositas bei Kindern: Gut informiert sein und danach auch zu handeln, sind zwei Paar Stiefel - Medscape - 9. Feb 2016.
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