San Francisco − Beim American College of Rheumatology (ACR) Annual Meeting in San Francisco sprach Medscape mit Dr. N. Lawrence Edwards, MD, MACP, MACR, stellvertretender Vorsitzender der Graduate Medical Education und Professor für Medizin an der University of Florida. In dem Interview ging es um die Arbeit mit der Gout & Uric Acid Education Society, warum Kliniker zu viel Zeit mit der Ernährungsberatung verbringen, und die neuesten auf der Konferenz vorgestellten Daten zur Gicht.
Medscape: Mit welcher Absicht haben Sie die Gout & Uric Acid Education Society gegründet?

Dr. N. Lawrence Edwards
Dr. Edwards: Dr. Ralph Schumacher von der University of Pennsylvania und ich gründeten die Gesellschaft vor mehr als 10 Jahren. Wir setzten ein Board of Directors ein, das Gicht-Experten aus vielen verschiedenen Disziplinen repräsentiert. Unser Ziel war es, eine unvoreingenommene, nichtkommerzielle Quelle für zuverlässige Informationen über Gicht für Patienten und ihre Familien zu schaffen.
Dabei haben wir versucht, einige der Fehlinformationen über Gicht auszumerzen, die im Internet auftauchen. Viele Studien haben gezeigt, dass Gicht eine der am schlechtesten behandelten Erkrankungen ist, trotz der Tatsache, dass wir viel über die Ursache wissen und wie sie behandelt werden sollte. Unsere Hoffnung war, dass Patienten die Informationen über Gicht auf unserer Website zu ihren medizinischen Versorgern mitnehmen und mit ihnen darüber diskutieren, wie die Krankheit besser behandelt werden könnte. Wir hatten das Gefühl, Patienten könnten eine produktivere Diskussion mit ihrem Arzt zu haben, wenn sie wüssten, dass ihre Krankheit besser in Schach gehalten werden könnte.
Mehrere Behandlungsrichtlinien zu Gicht sind im Laufe der letzten 10 Jahre entstanden, die eine klare „treat-to-target“-Strategie umrissen haben. Zur Verbreitung dieser Informationen haben wir vor 4 Jahren unserer Website ein medizinisches Fachportal beigefügt. Auf dieser Seite veröffentlichen wir Verweise auf aktuelle Publikationen über Gicht und die Auswirkungen von Hyperurikämie sowie kostenlose Patienteninformationen. Viele Ärzte downloaden diese Ressourcen, um sie an ihre Patienten weiterzugeben.
Medscape: Ihre bisherige Arbeit hat gezeigt, dass sich Gicht-Patienten oft nicht bewusst ist, welche Folgen ihre Krankheit hat und wie man sie am besten behandelt, richtig?
Dr. Edwards: Ja – wir haben nationale Erhebungen in der allgemeinen Bevölkerung, bei Patienten mit Gicht und Ärzten durchgeführt, um ihr Verständnis der Gicht, ihrer Ursache und ihrer Behandlung zu erforschen. Und es gibt neue Datenerhebungen aus diesem Jahr, welche die Gout & Uric Acid Education Society gesponsert hat. Diese zeigen, dass die meisten Menschen in der allgemeinen Bevölkerung nicht wissen, dass Gicht eine Form von Arthritis ist, und auch, dass die meisten Menschen mit Gicht nicht wissen, dass Harnsäure das antreibende Element der Erkrankung ist. Die Studie ergab außerdem, dass viele medizinische Versorger nicht wissen, welche die akzeptablen Zielwerte für Harnsäure sind. Also herrscht ein riesiger Mangel an Verständnis und eine Menge von Fehlinformationen sind im Umlauf.
Medscape: Was ist der Zielwert für den Harnsäurespiegel?
Dr. Edwards: Die ACR-Leitlinien empfehlen einen Zielwert von weniger als 6,0 mg/dL. Für Patienten mit fortgeschrittener Gicht mit sichtbaren Ablagerungen von Harnsäure – auch Tophi genannt – wird ein niedrigerer Zielwert von weniger als 5,0 mg/dL empfohlen. In Wahrheit wäre dieser niedrige Zielwert besser für die meisten Gichtpatienten. Je niedriger ein Patient seinen oder ihren Harnsäurespiegel halten kann, desto schneller werden die Ablagerungen von Harnsäure durch den Körper resorbiert – und dies ist das übergeordnete Ziel der Gichtbehandlung. Mit anderen Worten versuchen wir, den Körper von Jahren, oft Jahrzehnten, der Anhäufung von Urat-Kristallen zu befreien, die sich um die Gelenke abgelagert haben.
Diesen Artikel so zitieren: Ernährung bei Gicht: „Ein Mangel an Verständnis und eine Menge Fehlinformationen“ - Medscape - 1. Feb 2016.
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