Asthma ist ein unerkannter Risikofaktor für Herpes Zoster bei Erwachsenen, Ärzte sollten deshalb bei über 50-jährigen Asthmatikern eine Impfung erwägen. Zu diesem Schluss kommt eine im Journal of Allergy and Clinical Immunology veröffentlichte Studie [1].
70 Prozent höheres Zoster Risiko bei Asthmatikern
Dr. Hyo Jin Kwon und Kollegen von der Mayo Clinic im amerikanischen Rochester und der Catholic University of Korea in Seoul identifizierten bei systematischer Suche in Krankenakten 371 Zoster-Fälle und verglichen sie mit 742 Kontrollpatienten.
Von den 371 Patienten mit Herpes Zoster hatten 23% (87 Patienten) Asthma, jedoch nur 15% (114) von den Kontrollen in der Vergleichsgruppe. Die Autoren kamen zu dem Schluss, dass Erwachsene mit Asthma verglichen mit Personen ohne Asthma ein um 70% höheres Risiko hatten, eine Gürtelrose zu entwickeln (Odds Ratio: 1,73; 95%-Konfidenzintervall: 1,26-2,39; p ˂ 0,001). Das Populations-bezogene Risiko für Asthma lag bei 10%. Auch nach Berücksichtigung von potenziellen Störfaktoren blieb der Zusammenhang zwischen Asthma und Zoster signifikant (OR: 1,7, 95%-KI: 1,2-2,42, p = 0,003).
Die Studie baut auf einer Arbeit der Forscher aus dem Jahr 2013 auf, die einen Zusammenhang zwischen Asthma in der Kindheit und einem erhöhten Risiko für Zoster gefunden hatte. „Diese Populations-basierte Studie an Erwachsenen bestätigt unsere frühere Studie, in der sich Asthma als unabhängiger Risikofaktor für Zoster bei asthmatischen Kindern erwies“, schreiben die Autoren. „Dies könnte auch für andere atopische Erkrankungen wie etwa atopische Dermatitis zutreffen. Asthma könnte Auswirkungen auf das Infektionsrisiko auch über die Atemwege hinaus haben.“
Die Wissenschaftler stellten außerdem fest, dass Asthma und andere atopische Erkrankungen unabhängig voneinander mit einem höheren Zoster-Risiko verbunden waren. Die Zoster-Rate lag für Patienten mit atopischer Dermatitis bei 12% versus 8% bei den Kontrollen.
Die Gründe für diesen Zusammenhang sind ungeklärt, aber eine Beeinträchtigung des Immunsystems in der Haut und den Atemwegen sei für Patienten mit Asthma und atopischer Dermatitis gut dokumentiert, schreiben die Autoren. Weil Asthma das Immunsystem beeinträchtigt, könnte es das Risiko für die Reaktivierung des Varizella-Zoster-Virus erhöhen, schlussfolgern sie.
Eine Million Zoster Fälle pro Jahr in den USA
In den UDA treten pro Jahr fast 1 Millionen Zoster-Fälle auf. Schätzungsweise bei jedem 3. Erwachsenen bis 80 Jahre kommt es zum Krankheitsausbruch.
Ihre Untersuchungen führten die Forscher in Olmsted Country in Minnesota durch, da die Studienpopulation einzigartige Vorteile bietet: Die medizinische Versorgung ist praktisch innerhalb der Gesellschaft abgeschlossen und wenn sich die Einwohner bei einem medizinischen Dienstleister anmelden, stimmen sie der Verwendung der medizinische Daten für Forschungszwecke zu bzw. lehnen dies ab. Mehr als 95% geben ihr Einverständnis, so die Studienautoren.
Die Homogenität der Population mache es jedoch es schwierig, die Ergebnisse zu generalisieren, wie Dr. Brad Spellberg, Stabsarzt vom Los Angeles Country und University of Souther California Medical Center, gegenüber Medscape Medical News sagt. Die Aussagen der Studie sind dadurch eingeschränkt, dass die Studienpopulation überwiegend weißen Ursprungs und älter war (die meisten waren in den 1940er Jahren geboren, als die Asthma-Inzidenz niedrig war).
Fall-Kontroll-Studien generieren Hypothesen über mögliche Krankheitsursachen, sie bestätigen sie aber nicht, merkt Spellberg an. „Weil es keine bekannte biologische Erklärung dafür gibt, wie Asthma das Zoster-Risiko erhöht – im Gegensatz zu Kortisongebrauch, den die Autoren ausgeschlossen haben –, ist die Vortest-Wahrscheinlichkeit, dass die These korrekt ist, niedrig.“ Er fügt hinzu: „Nur eine prospektive Studie mit einer Interventions- und Kontrollgruppe anstelle einer Kohortenstudie kann die These bestätigen.“
Prof. Dr. Davis Thomas, von der John Hopkins University School of Medicine in Balitmore, Maryland, stimmt gegenüber Medscape Medical News zu, dass die Erbebnisse noch nicht ausgereift sind und sich wahrscheinlich nicht auf die Praxis auswirken werden.
Sollten randomisierte kontrollierte Studien die Asthma-Zoster-Verbindung bestätigen und zeigen, dass frühzeitiges Impfen einer Gürtelrose vorbeugen kann, würde es sich wahrscheinlich lohnen, die Kosteneffektivität einer Impfung in der Zielgruppe zu untersuchen, die diese schmerzhafte Krankheit verhindern kann.
Es sei wichtig gewesen, dass die Autoren den Gebrauch von Kortikosteroiden der Patienten mit Asthma berücksichtigt hätten, denn Steroide könnten, eher als Asthma, der Faktor sein, der zu Zoster führt. „Wir konnten zeigen, dass inhaliertes Kortikosteroid in unserer Studienpopulation kein Risikofaktor für Zoster war“, schreiben die Autoren.
Der Artikel wurde von Bettina Micka aus http://www.medscape.com übersetzt und adaptiert.
REFERENZEN:
1. Kwon JH, et al: Journal of Allergy and Clinical Immunology (online) 28. Dezember 2015
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Diesen Artikel so zitieren: „Brandbeschleuniger“ Asthma? Die allergisch bedingte Erkrankung könnte das Risiko für Herpes Zoster erheblich erhöhen - Medscape - 19. Jan 2016.
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