Wie stark strahlt mein Smartphone? Bundesamt für Strahlenschutz listet Handys und gibt Tipps für den sicheren Gebrauch

Gerda Kneifel

Interessenkonflikte

29. Dezember 2015

Unter den Tannenbäumen deutscher Haushalte dürften auch dieses Jahr wieder zahlreiche Handys und Tablets gelegen haben. Und alle Jahre wieder stellen sich vermutlich vor allem Eltern die Frage, wie es um die gesundheitlichen Gefahren durch die mobilen Endgeräte bestellt ist. Die World Health Organization (WHO) stuft elektromagnetische Felder als „womöglich krebserregend“ ein, mit einem eventuell erhöhten Risiko für Gliome. Fest steht zumindest, dass zu hohe Strahlungsintensitäten thermische Veränderungen im Körper hervorrufen können.

Was viele jedoch nicht wissen: Das Bundesamt für Strahlenschutz hat eine Liste mit derzeit 2.505 im Handel befindlichen Handys und Tablets veröffentlicht, in denen die Strahlungsintensität der jeweiligen Modelle angezeigt ist. Und es hält zudem eine ganze Reihe einfacher Tipps bereit, wie man die Strahlenbelastung deutlich reduzieren kann.

Zur Langzeitwirkung und den Effekten auf Kinder weiß man gar nichts

Handys und andere mobile Endgeräte erlauben die drahtlose Kommunikation sowie Empfang und Austausch von Daten, Bildern, Musik und Filmen – ein Komfort, auf den kaum jemand mehr verzichten mag. In 9 von 10 Haushalten in Deutschland gibt es Handys, und immer häufiger wird zugunsten des Mobiltelefons sogar auf einen Festnetzanschluss verzichtet.

Der Mobilfunk funktioniert über hochfrequente elektromagnetische Felder, die von entsprechenden Sendeanlagen ausgehen, die ein bestimmtes Gebiet, eine so genannte Funkzelle, abdecken. Von der Größe dieses Gebietes hängt die Intensität der Strahlung ab.

Dass die elektromagnetischen Felder (EF) auf den Körper wirken, ist unstrittig. Ihre Energie wird vom Körper aufgenommen und in Wärme umgewandelt. Bei entsprechend hoher Energie kann das zur Erwärmung der inneren Organe führen, was über einen längeren Zeitraum Gesundheitsschäden auslösen kann. Man hat berechnet, dass dabei 4 Watt pro Kilogramm über 30 Minuten die Körperkerntemperatur – und damit die der Organe – um 1 Grad Celsius erhöhen.

Watt pro Kilogramm ist die Einheit der spezifischen Absorptionsrate (SAR) und das Maß für die Energieaufnahme im Körper. Dieser SAR-Wert variiert von Handy zu Handy, wobei der maximale Wert nicht mehr als 2 W/kg betragen darf. Als strahlungsarm werden mobile Endgeräte mit einem SAR-Wert von 0,6 W/kg oder darunter definiert.

Elektromagnetische Felder haben über die thermischen Auswirkungen auf den Körper hinaus auch nicht-thermische Wirkungen, etwa in Form von Krafteinwirkungen auf die Zellen. Allerdings treten diese erst ab deutlich höherer Strahlenbelastung als die thermischen Wirkungen auf, so dass sie zumindest bezogen auf mobile Endgeräte ausgeschlossen werden können. 

Laut einer 2013 veröffentlichten Mitteilung der International Agency for Research on Cancer (IARC) der WHO könnten elektromagnetische Felder womöglich das Risiko für Gliome und Akustikusneurinome erhöhen. Für andere Krebsformen gibt es laut der Behörde keine ausreichenden Hinweise.

Eindeutige Zusammenhänge mit diesen Hirntumoren konnten jedoch noch nicht sicher nachgewiesen werden, auch wenn einige Beobachtungsstudien bei Viel-Telefonierern eine signifikante Häufung der Tumoren aufzeigten. Die möglichen zugrunde liegenden biologischen Mechanismen konnten bislang ebenso wenig aufgeklärt werden.

Worin sich die Experten – bei allen noch so kontrovers geführten Debatten – ebenfalls einig sind: Die Langzeitwirkungen über 10 Jahre sind genauso unbekannt wie der Einfluss der elektromagnetischen Felder auf Kinder. Gerade bei ihnen sollte also auf ein möglichst strahlungsarmes Gerät Wert gelegt werden. Einen Überblick über die wissenschaftlichen Studien bietet der Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums dkfz in Heidlberg.

Beim Bundesamt für Strahlenschutz gibt es eine Liste der Handys

Die SAR-Liste des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) listet derzeit Mobiltelefone von mehr als 60 Herstellern auf. Die Suche nach dem eigenen Handy oder dem künftigen Wunschgerät ist denkbar einfach: Man gibt lediglich im Suchfeld den Produktnamen ein und erhält als Ergebnis die Strahlungswerte.

Auch Filter können mit Suchbegriffen wie „Tablet“ gesetzt werden oder man sucht nach Geräten mit spezifischen SAR-Werten. Angegeben wird der SAR-Wert, der am Ohr gemessen wird, aber auch den „SAR-Wert am Körper“. Damit wird derjenige Strahlungswert angegeben, der in einem bestimmten Abstand vom Körper gemessen wird. Dieser sollte eingehalten werden, um die Belastung auf ein Minimum zu reduzieren. Denn mit dem Abstand verringert sich die Strahlung deutlich. Hierfür werden spezielle Handytaschen mit Abstandhaltern angeboten. 

Wer über den EF-Faktor hinausgehend gesundheits- und umweltverträgliche Handys sucht, könnte auf die Idee kommen, beim Blauen Engel nachzuschauen. Das ist auch gar nicht so verkehrt, denn die Umweltschützer bewerten neben den Strahlungswerten die Verwendung umwelt- und gesundheitsbelastender Chemikalien sowie die Förderung von Rücknahmesystemen und recyclinggerechten Konstruktionen. Bislang hat sich aber offensichtlich noch kein Hersteller bei den Umweltschützern um den Engel beworben.

10 Tipps des BfS, wie sich die Strahlung im Alltag reduzieren lässt

Unabhängig vom SAR-Wert seines mobilen Endgerätes kann aber jeder selbst durch sein Verhalten, das individuelle Risiko deutlich beeinflussen. Auch dazu hält das BfS einige Tipps parat.

1. Dazu gehört zum einen, wo immer ein Festnetzanschluss ist, diesen auch zu nutzen.

2. Wer über das Handy kommuniziert, sollte die Gespräche möglichst kurz halten – und zwar ganz besonders dann, wenn der Empfang schlecht ist, denn dann strahlen Handys ganz besonders stark, um die Sendequalität zu verbessern. Das ist zum Beispiel in einem Auto ohne Außenantenne der Fall.

3. Eine SMS anstelle eines Telefonats reduziert ebenfalls das Risiko, da hierbei der Abstand des Gerätes zum Kopf naturgemäß größer ist.

4. Generell empfiehlt das BfS die Nutzung von Headsets, um den Abstand der Antenne des Gerätes zum Kopf zu vergrößern und die Intensität der elektromagnetischen Felder deutlich zu verringern.

5. Smartphones können auch Wireless Lan (WLAN) nutzen. Wer E-Mails abrufen oder im Internet surfen möchte, sollte bei Verfügbarkeit auf WLAN umschalten, da die Sendeleistung unter dieser Einstellung niedriger ist als unter Mobilfunkstandards.

6. E-Mails sollten außerdem nicht abgerufen werden, wenn man gleichzeitig telefoniert, da auch das die Strahlenbelastung erhöht. Man kann den Hintergrunddatenverkehr abschalten, um die Belastung auf ein Minimum zu reduzieren.

7. Zudem sollte der vom Hersteller empfohlene Mindestabstand eingehalten werden, etwa durch spezielle Handytaschen. Auch bei der Nutzung von Tablets ist ein Mindestabstand zu empfehlen.

8. Träger von Hörgeräten hören mitunter ein Brummen. Wenn dem so ist, hilft laut BfS das Abschalten des Hörgerätes beim Telefonieren. Ob das die Kommunikation verbessert, bleibt dahingestellt.

9. Menschen mit Herzschrittmachern sollten das mobile Endgerät auf jeden Fall nicht über längere Zeit betriebsbereit am Oberkörper, etwa in der Hemdtasche tragen. Es hat sich gezeigt, dass Handys noch mit einem Abstand von 20 cm Störungen der Schrittmacher verursachen können.

10. Darüber hinaus sollte natürlich von vorneherein beim Kauf des Handys oder Smartphones auf strahlungsarme Modelle zurückgegriffen werden. Das ist gar nicht mal so schwierig, denn immerhin knapp die Hälfte aller Smartphones auf dem Markt wird mittlerweile als strahlungsarm eingestuft.

 

Kommentar

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