Das Label von SGLT2-Hemmern wie Empagliflozin (Jardiance®), Dapagliflozin (Forxiga®) und Canagliflozin (Invokana®) wird – zumindest in den USA – künftig eine Warnung vor Ketoazidosen und schweren Harnwegsinfekten enthalten. Dies geschieht in Folge einer Sicherheitsüberprüfung der Diabetesmedikamente durch die US-Arzneimittelbehörde FDA [1].
Bereits im Mai hatte die FDA eine Warnung zum Auftreten von Ketoazidosen unter SGLT2-Hemmern herausgegeben und mitgeteilt, dass die Angelegenheit weiter untersucht werde. Die Warnung umfasste auch Kombinationspräparate, die zusätzlich zum SGLT2-Hemmer Liraglutid oder Metformin enthalten. Im Juni leitete die europäische Arzneimittelbehörde EMA ebenfalls einen Review der Sicherheit von SGLT2-Hemmern ein ( Medscape Deutschland berichtete), dessen Ergebnis aber bislang noch nicht feststeht. Eine Empfehlung des Pharmacovigilance Risk Assessment Committee (PRAC) der EMA wird für Februar 2016 erwartet.
Berichte über lebensbedrohliche Nebenwirkungen
Dem US-Meldesystem (FDA Adverse Event Reporting System, FAERS) wurden von März 2013 bis Mai 2015 73 Fälle von Ketoazidosen bei Patienten mit Typ-1- oder Typ-2-Diabetes unter SGLT2-Hemmer-Therapie gemeldet. In der FAERS-Datenbank fand die Sicherheitsüberprüfung der FDA außerdem 19 Fälle von lebensbedrohlichen Blut- (Urosepsis) und Niereninfektionen (Pyelonephritis), die als Harnwegsinfektionen begonnen hatten. Alle 19 Patienten mussten im Krankenhaus behandelt werden, einige auf der Intensivstation und einige brauchten wegen Nierenversagens eine Dialyse.
In Folge dieser Überprüfung ergänzt die FDA nun das Label der SGLT2-Hemmer um neue Warnhinweise zu diesen beiden Risiken.
Was bei der Verschreibung zu bedenken ist
Ärzten empfiehlt die FDA, sich vor der Verschreibung von SGLT2-Hemmern die Patientenvorgeschichte genau anzusehen, um Faktoren zu identifizieren, die für eine Ketoazidose prädisponieren könnten: Dies sind Infektionen, kalorienreduzierte Ernährung, Verringerung oder Absetzen einer Insulintherapie, pankreatischer Insulinmangel egal welcher Ursache und Alkoholmissbrauch.
Und wenn Patienten, die diese Mittel nehmen, Risikofaktoren aufweisen, die bekanntermaßen das Risiko für Ketoazidose erhöhen – etwa längeres Fasten wegen einer Operation oder einer akuten Erkrankung – dann sollten diese Patienten engmaschig überwacht werden oder die SGLT-2-Hemmer ganz abgesetzt werden.
Unter SGLT2-Hemmern Ketoazidose auch bei niedrigem Blutzucker möglich
Stellen sich Patienten, die mit SGLT2-Hemmern behandelt werden, mit Symptomen vor, die zu einer metabolischen Azidose passen, sollten sie auf Ketoazidose überprüft werden – unabhängig vom Blutzuckerspiegel. Denn die mit SGLT2-Hemmern assoziierte Ketoazidose könne auch bei Blutzuckerwerten unter 250 mg/dl vorliegen (euglykämische Ketoazidose), informiert die FDA.
Bei vielen der gemeldeten Fälle war die Ketoazidose nicht sofort erkannt worden, weil die Blutzuckerwerte unter dem lagen, was man üblicherweise bei einer diabetischen Ketoazidose erwarten würde. In der Folge hatte sich die Behandlung der Ketoazidose verzögert.
Median lagen zwischen dem Start der Therapie mit SGLT2-Hemmern bzw. einer Dosiserhöhung und dem Auftreten der Ketoazidose 43 Tage, die Spanne war jedoch weit und reichte von einem Tag bis zu einem Jahr. Bis zum Ausbruch der Harnwegsinfekte vergingen median 45 Tage (2-270 Tage).
REFERENZEN:
Diesen Artikel so zitieren: SGLT2-Hemmer künftig mit Warnhinweis der FDA: Erhöhtes Risiko für Ketoazidose und schwere Harnwegsinfekte - Medscape - 9. Dez 2015.
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