Sechs Fragen zur Ernährung und die Antworten
Nach dem Vortrag hatte das Auditorium viele Fragen. Einige davon haben wir mit den entsprechenden Antworten herausgepickt.
Frage 1: Was gilt als gesünder: rohe oder gekochte Nahrung?
„Was ist menschlicher als eine Feuerstelle“, war die rhetorische Gegenfrage von Dr. Deans. Sie führte aus, dass Kochen die Bioverfügbarkeit der Nährstoffe erhöht und die Toxine verringert, zumal viele Getreide auch im rohen Zustand giftig sind. „Ich bin kein großer Fan der Rohkostbewegung“, gab sie zu, „doch sind einige Nahrungsmittel, besonders Grüngemüse, roh gesünder, weil beim Kochen manche Nährstoffe denaturieren.“ Dr. Ramsey ergänzte: „Ich empfehle meinen Patienten eine Mischung aus gekochten und rohen Speisen. Doch gibt es auch einen Grund dafür, warum der Mensch angefangen hat zu kochen.“
Frage 2: Sollten wir nicht vorsichtig damit sein, cholesterinreiche Nahrungsmittel wie die Austern zu empfehlen, vor allem wenn es um Patienten mit einem hohen Cholesterinspiegel geht?
„Das Cholesterin aus der Nahrung beeinflusst den Cholesterinspiegel nicht so sehr“, antwortete Ramsey, „Für die Herzerkrankungen sind vorwiegend hohe Triglyzeridspiegel verantwortlich, die eher auf den übermäßigen Konsum von Glucose und Fructose zurückgehen.“ Er verwies jedoch darauf, dass Patienten mit einem hohen Cholesterinspiegel oder kardiovaskulären Problemen sich mit ihrem Hausarzt oder einem Kardiologen abstimmen sollten.
Frage 3: Man hört viel darüber, dass bestimmte Gewürze gesund sein sollen. Können Sie dazu etwas sagen?
„Das ist ein großes Thema“, sagte Ramsey, „Man kann den Menschen nicht einfach sagen, sie sollen Tiere aus Weidehaltung essen. Das Würzen ist sowohl für den Geschmack als auch wegen seiner teils gesundheitsförderlichen Wirkung wichtig.“ Scheinbar erhöht Kurkuma aus dem Gelbwurz den BDNF-Spiegel [15]. In anderen Studien scheint vermehrter Currygebrauch mit einem geringeren Demenzrisiko verbunden zu sein.[16] Rosmarinextrakt steht im Ruf, kognitiven Störungen vorbeugen zu können [17]. „Viele Gewürze scheinen günstige gesundheitliche Einflüsse ausüben zu können“, fasste Ramsey schließlich zusammen.
Frage 4: Ist der Konsum von Kaffee und Tee gesund?
Zum Kaffee ist die Datenlage recht gut. Ramsey sagte: „Einer meiner Patienten trank täglich 9 Diätcola. Ich überredete ihn zum Wechsel auf Kaffee, der auch niedrig-kalorisch ist. Dafür hat er aber jetzt auch gute Flavonoide dabei. Tee ist mein Lieblingsansatz, um Menschen von Limonade wegzubekommen. Es gibt sehr viele Teesorten mit antioxidativen Eigenschaften.“ Zu Beginn des Jahres wurde in einer japanischen Studie berichtet, dass häufiger Konsum von grünem Tee das Risiko für Demenz oder kognitive Störungen senke [18].
„Die meisten Zahlen zum Kaffee sind positiv, auch bei starkem Konsum“, ergänzte Ramsey, doch könne es dabei auch zu vorübergehenden Blutdruckerhöhungen und Angstgefühlen kommen.
Frage 5: Ist Milch gut für das Gehirn?
„Die Fähigkeit zum Verzehr von Milch ist eine interessante Anpassung des Menschen und setzte mit dem Beginn des Ackerbaus ein“, erklärte Deans. „Die Laktasepersistenz bei Erwachsenen, d.h. die Fähigkeit, Laktose auch noch im Erwachsenenalter zu verdauen, hat sich in den letzten 6000 Jahren sechsmal unabhängig voneinander entwickelt. Natürlich gibt es dadurch einen evolutiven Vorteil.“ Der Milchkonsum kann auch als Erklärung dafür dienen, warum der Mensch so viel größer als andere Hominiden ist.
Ramsey führte dann aus, dass die Abwendung mancher Menschen von Milchprodukten teilweise auf die „China-Study“ zurückzuführen ist (in Deutschland: Campbell TC, Campbell TM: China Study. Verlag Systemische Medizin, 2011) [19]. Bei dieser sehr großen epidemiologischen Studie fanden sich zahlreiche Korrelationen zwischen dem Konsum von Milchprodukten und Krebserkrankungen. „Diese Korrelationsstudie gehört zu denjenigen, bei denen einem schwindelig wird“, sagte er, „die Daten selbst müssen auch kritisch beurteilt werden.“ Er führte weiter aus, dass Milchprodukte eine hohe Nährstoffdichte hätten und er selbst weder für noch gegen Milchprodukte sei.
Frage 6: Wie bewerten Sie das Fasten?
Obwohl das Thema der jährlichen „Food-and-Brain“-Veranstaltungsreihe der American Psychiatric Association um die Frage nach der richtigen Ernährung im Sinne der Gehirngesundheit kreist, gehört auch das gelegentliche Fasten zu den möglicherweise günstigen Einflussfaktoren für das Gehirn. Neben den positiven Auswirkungen für das Gewicht führt das Fasten auch zu einer vermehrten Bildung von Ketonkörpern. Der Ketonmetabolismus gilt als günstig für den Gehirnstoffwechsel und verbessert bei Patienten mit leichten kognitiven Defiziten oder Alzheimer-Krankheit die Kognition [20]. Dabei sollte jedoch berücksichtigt werden, dass das Fasten für manche Personen und besonders für Diabetiker riskant sein kann und mit dem Hausarzt im Vorfeld abgestimmt werden sollte.
REFERENZEN:
1. Ramsey D, Deans E: Food and the brain. Program and abstracts of the American Psychiatric Association 168th Annual Meeting; 16. – 20. Mai 2015; Toronto, Ontario, Canada. Workshop.
2. Sarris J, et al: Lancet Psychiatry. 2015.
3. Reynolds C. Research update: healthy aging and prevention of late-life mood and cognitive disorders. Program and abstracts of the American Association for Geriatric Psychiatry 2015 Annual Meeting; 27. – 30. März 2015; New Orleans, Louisiana. Session 303.
4. Sánchez-Villegas A, et al. Arch Gen Psychiatry. 2009.
5. Opie RS, et al: Public Health Nutr. Dezember 2014.
6. Sanchez-Villegas A, et al: BMC Medicine. 2013.
7. Beezhold BL, Johnston CS: Nutr J. 2012.
8. Gorlova OY: PLoS One. 2014.
9. Michalak J, et al: Int J Behav Nutr Phys Act. 2012.
10. Strom S: A big bet on gluten-free. New York Times.
11. Cascella NG, et al: Schizophr Bull. 2011.
12. Jašareviæ E, et al: Endocrinology, Juni 2015.
13. Steenbergen L, et al: Brain Behav Immun. 7. April 2015.
14. O'Keefe SJ, et al: Nat Commun. 2015.
15. Wang R, et al: Prog Neuropsychopharmacol Biol Psychiatry. 2010.
16. Hucklenbroich K, et al: Stem Cell Res Ther. September 2014.
17. Pengelly A, et al: J Med Food. 2012.
18. Noguchi-Shinohara MD. AD/PD 2015: International Conference on Alzheimer's and Parkinson's Diseases; 22. – 18. März 2015; Nice, France. Abstract 932.
19. China-Cornell-Oxford Project.
20. Henderson ST, et al: Nutr Metab (Lond). 10. August 2009.
Diesen Artikel so zitieren: Gesünder dank der richtigen Diät? Das Neueste zu Gluten, Paleo und veganer Ernährung - Medscape - 8. Okt 2015.
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