Und was ist jetzt eigentlich mit Gluten?
Emily Deans übernahm dann wieder die Leitung, um eines der aktuell meist diskutierten Themen aufzugreifen: das Gluten.
„Es gibt einige echte Probleme“, begann sie, „doch ich glaube, dass die meisten Menschen volles Korn und Gluten ziemlich gut vertragen.“ Etwa 2 % der US-Amerikaner leiden unter Zöliakie und reagieren allergisch auf Gluten, auch in kleinsten Mengen (in Deutschland geht man derzeit von etwa 0,5 % symptomatischer Zöliakiepatienten aus). Die Glutenempfindlichkeit wird etwas kontroverser betrachtet. Man findet sie durch Screeninguntersuchungen bei bis zu 6 % der Erwachsenen US-Bürger, wobei 11 % der Erwachsenen dort inzwischen glutenfreie Lebensmittel kaufen [10].
Besondere Aufmerksamkeit gebührt bei dem Thema der mögliche Zusammenhang zwischen Gluten und Psychosen. Der CATIE-Test (Clinical Antipsychotic Trials of Intervention Effectiveness) zeigte, dass Schizophreniepatienten signifikant erhöhte Werte für Antigliadinantikörper aufweisen (Gliadin ist ein Bestandteil von Gluten). Über 23 % der Schizophreniepatienten weisen mäßige bis hohe Werte auf, gegenüber nur 3,1 % in der Kontrollgruppe. „Vielleicht sollten wir unsere Psychotiker auf Zöliakie untersuchen“, kommentierte Deans diese Zahlen, bevor sie eine Anekdote zum Besten gab.
Eine sehr schlanke 37-jährige Frau ohne psychiatrische Vorgeschichte klagte über zunehmende Paranoia und psychotische Symptome, die vor 1 Jahr eingesetzt hätten. Sie hatte ihre Arbeit verloren, wurde obdachlos und entfremdete sich von Familie und Freunden. Sie unternahm verschiedene medikamentöse Behandlungsversuche, die jedoch erfolglos blieben. Schließlich gelangte sie in eine Klinik. Aufgrund ihres Gewichtes vermutete ein Endokrinologe eine Zöliakie. Die Patientin war zwar zunächst skeptisch, doch willigte sie schließlich ein, sich in einem öffentlichen Krankenhaus einer 3-monatigen glutenfreien Diät zu unterziehen. Darunter stabilisierte sie sich.
Danach nahm sie wieder eine stark glutenhaltige Mahlzeit zu sich, worauf ihre Antigliadinantikörper erneut in die Höhe schossen. So landete sie erneut im Krankenhaus. „Sie rief mich an und fragte nach Medikamenten“, erzählte Dr. Deans, „aber ich sagte zu ihr: Keine Medikamente, essen Sie einfach glutenfrei.“ Und erneut ging es der Patientin rasch besser.
„Wir sind bei einer ersten psychotischen Episode schnell mit dem MRT zur Hand, doch ist ein Zöliakiescreening eine weitaus preiswertere diagnostische Erstmaßnahme, und man tut gut daran, sie im Hinterkopf zu behalten.“ Doch für die meisten Menschen sei eine glutenfreie Ernährung wohl sinnlos, fuhr sie fort. „Die ganzen Möglichkeiten einer glutenfreien Ernährung sind für Menschen mit Zöliakie großartig, doch glaube ich andererseits nicht, dass ein glutenfreier Muffin für die Hirngesundheit zuträglicher ist als der Weißmehlmuffin.“
Diesen Artikel so zitieren: Gesünder dank der richtigen Diät? Das Neueste zu Gluten, Paleo und veganer Ernährung - Medscape - 8. Okt 2015.
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