London – Ab kommendem Samstag, vom 29. August bis zum 2. September 2015, findet in London der alljährliche Kongress der European Society of Cardiology (ESC) 2015 statt [1]. Medscape gibt eine kurze Vorausschau, welche Highlights die Besucher in den populären Hotline Sessions erwartet.
Hot Line I, Sonntag 30. August
Ansätze, wie sich die Größe eine Myokardinfarktes (MI) limitieren lässt, sowie Strategien, um das Post-MI Remodeling zu beeinflussen, sind ein wiederkehrendes Thema in den Hotline-Sitzungen. In der ersten Session geht es um die Erfahrungen mit einigen Medikamenten und „Device“-orientierten Ansätzen hierbei.
Eine Studie mit dem Akronym CIRCUS (Does Cyclosporine Improve Clinical Outcome in STEMI Patients) hat untersucht, ob Cyclosporin A, das ja normalerweise eingesetzt wird, um Abstoßung und Autoimmunität zu kontrollieren, auch das Myokard während eines akuten Myokardinfarktes schützen kann. „Es gibt einige frühere Forschungsergebnisse, die darauf hinweisen, dass Cyclosporin dazu beitragen kann, myokardiale Reperfusionsschäden zu verhindern“, erläutert Prof. Dr. Geneviève Derumeaux, Centre Hospitalier Universitaire in Lyon, Frankreich, Vorsitzende des ESC Programmkomitees für 2014 bis 2016.
In CIRCUS wurden 872 Patienten randomisiert. Sie erhielten entweder Injektionen mit Cyclosporin oder Placebo direkt vor der Reperfusion per perkutaner Koronarintervention (PCI). Endpunkte waren die Effekte auf die Troponin-Freisetzung, das Überleben und das ventrikuläre Remodeling. „Alle bisherigen Studien, die diese Frage mit unterschiedlichen Techniken untersucht haben, haben uns sehr enttäuscht“, berichtete Derumeaux gegenüber heartwire von Medscape, „so sind wir natürlich sehr gespannt auf das Ergebnis dieser Studie.“
Ein ähnliches Ziel verfolgt eine Studie mit dem Akronym ALBATROSS (Aldosterone Blockade Early After Acute Myocardial Infarction), die aber den Einsatz von Herzmedikamenten in dieser Indikation untersucht. „Das Ziel ist, die potenziellen Effekte einer sehr frühen Aldosteron-Blockade zu prüfen, um das ventrikuläre Remodeling und damit auch MACE (major adverse cardiac events) zu verhindern“, betont Derumeaux.
Rund 1.600 Patienten wurden für ALBATROSS randomisiert. Die Verumgruppe erhielt 2 Aldosteron-Blocker, Kaliumcanrenoat als einmaligen i.v.-Bolus, gefolgt von Spironolacton täglich über 6 Monate, zusätzlich zur Standardtherapie. Anders als bei der Standard-Aldosteronblockade bei Patienten mit ST-Hebungsinfarkt (STEMI) wurden die Medikamente in der Studie innerhalb der ersten 72 Stunden nach dem Akutereignis gegeben.
Lässt sich das Remodeling in seinen frühesten Stadien vielleicht aber auch über eine „Device“-Therapie beeinflussen? Die Post-Myocardial Infarction Remodeling Prevention Therapy (PROMPT) Studie hat dies mit rund 250 Patienten innerhalb der ersten 10 Tage nach akutem Myokardinfarkt (AMI) geprüft. Sie erhielten einen biventrikulären Schrittmacher-Defibrillator, der unterschiedlich programmiert wurde: als linksventrikulärer Schrittmacher, biventrikulärer Schrittmacher oder ohne Schrittmacherfunktion. Bei den Patienten, die keine EKG-Hinweise für eine Dyssynchronie aufwiesen, wurden Veränderungen im LV enddiastolischen Volumen (LVEDV) über 18 Monate analysiert.
Hot Line II, Sonntag 30. August
Die Sonntagnachmittag-Sitzung widmet sich unter anderem der Sicherheit und Wirksamkeit eines drahtlosen Schrittmachers (Nanostim™ von St Jude Medical). Die LEADLESS II-Studie soll das Device einen großen Schritt näher an die Zulassung in den Vereinigten Staaten bringen, seine CE-Markierung erhielt das Gerät bereits 2013. Die Studie hat 667 Patienten eingeschlossen, die das Gerät mit VVIR Schrittmacherfunktion, das im rechten Ventrikel platziert wird, erhalten hatten, und für 6 Monate nachverfolgt worden waren.
Ein weiterer Programmpunkt der Sitzung: Die Assessment of an Education and Guidance Programme for Eliquis Adherence in Non-Valvular Atrial Fibrillation (AEGEAN) Studie. Sie prüft eine Strategie, die die Therapieadhärenz beim Einsatz des neuen oralen Antikoagulanz (NOAC) Apixaban (Eliquis®, Bristol Myers-Squibb) verbessern soll. Bei den 1.112 Patienten mit Vorhofflimmern (Atrial Fibrillation, AF) wird die 2-mal tägliche Einnahme bei einem Teil der Patienten unterstützt durch eine spezielle Patientenschulung. Die Adhärenz wurde dann per elektronischem Monitoring über 24 Wochen verfolgt.
In der Kansai Plus Atrial Fibrillation (KPAF) Studie, die ebenfalls vorgestellt wird, haben rund 2.000 Patienten mit AF nach einen 2x2 faktoriellen Design randomisiert eine erste AF Katheterablation mit Pulmonalvenen-Isolation erhalten. In dem Studienteil mit dem Akronym UNDER-ATP (Unmasking Dormant Electrical Reconduction by Adenosine Triphosphate) der KPAF Studie wurden die Patienten zu einer Ablation mit oder ohne ATP-Guidance, die zuvor nicht erkannte PV-Leitungswege aufdecken kann, randomisiert.
In der zweiten Randomisierung der Studie wird die Wirksamkeit einer medikamentösen antiarrhythmischen Therapie nach Ablation geprüft. In der Efficacy of Antiarrhythmic Drugs Short-Term Use after Catheter Ablation for Atrial Fibrillation (EAST-AF) Studie erhalten die Hälfte der Patienten nach erfolgreicher Ablation eine Behandlung über 90 Tage mit einem Klasse-I- oder III-Antiarrhythmikum. Für beide Randomisierungen ist der primäre Endpunkt eine Kombination aus Wiederauftreten atrialer Arrhythmien mit mindestens 30 Sekunden Dauer, eine erneute Ablation, Klinikeinweisung, Kardioversion oder eine antiarrhythmische Behandlung über die 90 Tage hinaus bis zu einem Jahr.
Diesen Artikel so zitieren: Von ALBATROSS bis PLATFORM – Europäische Kardiologen stellen neueste Studienergebnisse in London vor - Medscape - 25. Aug 2015.
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