Dieser Fall wurde ursprünglich im Journal of Medical Case Reports präsentiert (
J Med Case Reports. 2015;9(57)
).
Abstract
In dem vorliegenden Fall geht es um eine Ösophagusperforation nach dem Verschlucken eines Knochenfragments, die eine akute Angina pectoris auslöste und zur Fehldiagnose eines akuten Koronarsyndroms führte. Der 73-jährige Patient musste sich wegen dieser ersten Verdachtsdiagnose einer notfallmäßigen Koronarangiografie unterziehen. Erst im CT wurde die von einem verschluckten Knochenstück verursachte Ösophagusperforation offenbar, worauf sich eine linksseitige Notfall-Thorakotomie mit Entfernung des Fremdkörpers anschloss.
In manchen Fällen kann sogar ein Knochensplitter im Essen ausreichen, um eine Ösophagusperforation mitsamt Verletzung des Peri- und Myokards zu verursachen. Die Symptome einer solchen Speiseröhrenverletzung können leicht mit denen eines akuten Koronarsyndroms verwechselt werden, vor allem wenn detaillierte anamnestische Angaben fehlen wie im vorliegenden Fall. Deshalb kommt der eingehenden Anamneseerhebung und der Auswahl der geeigneten Bildgebung eine so große Bedeutung zu, wenn es darum geht, frühzeitig die richtige Diagnose zu stellen und und die geeignete Therapie einzuleiten, um die Mortalität zu verringern.
Einleitung
Zu Fremdkörpern in der Speiseröhre kommt es meist während der Kindheit. Bei Erwachsenen kommen sie kaum vor, doch sind sie dann bei Perforation mit einer hohen Morbidität und Mortalität verbunden. Die meisten Ösophagusperforationen sind iatrogener Natur [1]. Perforationen aufgrund von Fremdkörpern sind selten, und zu Komplikationen kommt es naturgemäß meist bei scharfkantigen und spitzen Objekten [2]. Fremdkörper im Ösophagus sollten wegen der Komplikationsgefahr möglichst schnell entfernt werden [3]. In der Literatur gibt es einzelne Berichte über eine Herztamponade nach vorheriger Ösophagusperforation, doch kam es in diesen Fällen zu keiner Verwechslung mit einer akuten Koronarsymptomatik [2,3]. Bei Patienten mit akuten Thoraxschmerzen sollte die Differenzialdiagnose einer Ösophagusperforation stets im Hinterkopf behalten werden. Oft sind eine sorgfältige Anamnese und konventionelle Röntgenaufnahmen für die Diagnose ausreichend, doch bietet das CT die höchste diagnostische Sensitivität. Die Patienten klagen oft über Kurzatmigkeit und Thoraxschmerzen. Zur Verhinderung der hohen Mortalität und Morbidität einer Ösophagusperforation sind eine möglichst rasche Diagnose und Therapie entscheidend [4]. Die Therapie der Wahl ist die frühzeitige chirurgische Intervention.
Der nachfolgende Fall schildert unsere Erfahrungen mit einer Ösophagusperforation nach dem Verschlucken eines kleinen Knochenstücks, welches die Symptomatik einer akuten Angina pectoris hervorrief und als akutes Koronarsyndrom fehldiagnostiziert wurde.
Diesen Artikel so zitieren: Ösophagusperforation und Myokardpenetration nach Verschlucken eines Fremdkörpers mit Fehldiagnose eines akuten Koronarsyndroms - Medscape - 7. Aug 2015.
Kommentar