Frühes Mammakarzinom: Metaanalysen bestätigen bessere Prognose durch Aromatase-Inhibitoren und Bisphosphonate in der Adjuvans

Dr. Susanne Heinzl

Interessenkonflikte

30. Juli 2015

Prof. Dr. Anton Scharl

Wie lässt sich die Prognose von postmenopausalen Frauen mit frühem Mammakarzinom verbessern? 2 online im Lancet publizierte Meta-Analysen der Early Breast Cancer Trialists’ Collaborative Group (EBCTCG) befassen sich mit dieser Frage. Die für Experten wenig überraschende Antwort: mit Aromatasehemmern und Bisphosphonaten.

Die erste Metaanalyse bestätigt, dass Aromataseinhibitoren (Anastrozol, Exemestan, Letrozol) bei postmenopausalen Patientinnen besser wirken als Tamoxifen [1]. Die Ergebnisse der zweiten Metaanalyse unterstützen eine prophylaktische Anwendung von  Bisphosphonaten, um Knochenmetastasen vorzubeugen und um das Sterberisiko an Brustkrebs zu senken [2].

Prof. Dr. Anton Scharl, Chefarzt der Frauenklinik am Klinikum St. Marien, Amberg, zeigt sich auf Nachfrage von Medscape Deutschland von den Ergebnissen beider Arbeiten wenig überrascht – die Metaanalysen bestätigten lediglich, was in Expertenkreisen schon länger bekannt ist.

Aromatase-Hemmer in jedem Fall besser

Beim Östrogenrezeptor(ER)-positiven Mammakarzinom bei Frauen in der Postmenopause, der häufigsten Form des Brustkrebses, hat die adjuvante endokrine Therapie (mit Tamoxifen, Aromatase-Hemmern) die Rezidiv- und Überlebensraten dramatisch verbessert. Die EBCTCG untersuchte nun in einer Metaanalyse, welche Sequenz und welche Therapiedauer für die Frauen den höchsten Nutzen hat.

Die Metaanalyse individueller Patientendaten umfasste 9 Studien, in denen Aromatase-Hemmer im Vergleich zu Tamoxifen randomisiert untersucht worden waren. Eingeschlossen waren die Daten von 31.920 postmenopausalen Frauen mit ER-positivem Mammakarzinom.

Aromatase-Hemmer senkten in allen Sequenzen die Rezidivrate und erhöhten gleichzeitig die Überlebenswahrscheinlichkeit. Am deutlichsten waren die Unterschiede in Vergleich A, in dem die Frauen über jeweils 5 Jahre mit einem Aromatase-Hemmer oder mit Tamoxifen behandelt worden waren: Das Risiko für ein Rezidiv innerhalb von 10 Jahren betrug mit dem Aromatase-Hemmer 19,1%, mit Tamoxifen 22,7%. Das Rezidivrisiko war also mit dem Aromatase-Hemmer um 3,6 Prozentpunkte geringer (p < 0,00001).

Brustkrebs- (relative Risikoreduktion 15%) und Gesamt-Sterblichkeit (relative Risikoreduktion 11%) sanken mit dem Aromatase-Hemmer ebenfalls signifikant stärker als mit Tamoxifen. „Die Brustkrebssterblichkeit ist mit Aromatase-Inhibitoren im Vergleich zu Tamoxifen nur leicht verringert, wie man es bei Populationen mit relativ guter Prognose erwartet, aber der Effekt hält über die Jahre null bis vier und fünf bis neun an, die Zehn-Jahres-Letalität ist signifikant reduziert“, schreibt das Autorenteam.

Scharl hierzu: „Eine Verminderung der Rezidivrate durch Aromatase-Hemmer im Vergleich zu Tamoxifen war schon länger nachgewiesen. Es überrascht daher nicht, dass sich das schließlich auch in einer verminderten Mortalität auszahlt. Darüber hinaus wissen wir auch, dass eine längere endokrine Therapie bis zu zehn Jahre die Mortalität zusätzlich senkt.“

Bei Vergleich B wurde eine 5-jährige Gabe eines Aromatase-Hemmers mit einer Tamoxifen-Therapie über 2 bis 3 Jahre gefolgt von einer Aromatase-Hemmer-Behandlung bis zum Jahr 5 verglichen. Hier unterschied sich die Rezidivrate nur in den Jahren 0 bis 1 mit einer relativen Risikoreduktion von 26% durch den Aromatasehemmer.

Vergleich C schloss Patientinnen ein, die 2 bis 3 Jahre mit Tamoxifen, und anschließend bis zum Jahr 5 mit einem Aromatase-Hemmer behandelt worden waren oder die über 5 Jahre Tamoxifen erhalten hatten. Die Rezidivrisiko wurde in den Jahren 2 bis 4 durch den Aromatase-Hemmer signifikant reduziert (RR: 0,56). Die Brustkrebs-Sterblichkeit innerhalb von 10 Jahren war in der Gruppe geringer, die auf den Aromatase-Hemmer umgestiegen war (8,7% vs 10,1%).

Unter Aromatase-Inhibitoren ist das Risiko für einen Knochenbruch von 5,5 auf 8,5% innerhalb von 5 Jahren erhöht, unter Tamoxifen kann es eher zu einem Endometrium-Karzinom kommen. Die 10-Jahres-Inzidenz für einen solchen Tumor betrug 1,2% mit Tamoxifen und 0,4% mit einem Aromatase-Inhibitor. Zwischen den einzelnen Aromatase-Hemmern fanden sich in Wirksamkeit und Verträglichkeit keine Unterschiede, es handelt sich also um einen Klasseneffekt.

Kommentar

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