Nivolumab verlängert die Überlebenszeit bei Patienten mit fortgeschrittenem Bronchialkarzinom

Susanne Heinzl

Interessenkonflikte

2. Juni 2015

Prof. Dr. Luis Paz-Ares

Chicago – Mit dem PD1-Inhibitor Nivolumab in der Zweitlinientherapie leben Patienten mit nicht-kleinzelligem Bronchialkarzinom (NSCLC), dessen Histologie es als ein Nicht-Plattenepithelkarzinom ausweist, etwa 3 Monate länger als mit Docetaxel. Prof. Dr. Luis Paz-Ares, Sevilla, Spanien, stellte diese ersten Ergebnissen der Phase-3-Studie CheckMate 057, die zeitgleich im New England Journal of Medicine erschienen sind, beim ASCO-Kongress 2015 vor [1]. Sein Fazit: „Dies ist die erste Phase-3-Studie, die zeigt, dass eine Immuntherapie bei Patienten mit Nicht-Plattenepithel-NSCLC wirksam ist. Besonders wirksam scheint sie bei Patienten mit PD-L1-positiven Tumoren zu sein.“

Lungenkrebs verursacht weltweit die meisten krebsbedingten Todesfälle. Rund 85% aller Lungenkarzinome sind nichtkleinzellig, hiervon haben mehr als 2 Drittel eine Nicht-Plattenepithelhistologie. Beim Nicht-Plattenepithel-NSCLC handelt es sich also um eine der häufigsten Formen eines Lungenkarzinoms.

Bislang sind die therapeutischen Optionen für Patienten, deren Erkrankung nach einer Platin-basierten Chemotherapie progredient war, begrenzt. Mit Docetaxel konnten ein medianes Überleben von 8 bis 10,4 Monaten und eine Gesamtansprechrate von 8,9 bis 14,5% erreicht werden.

Nivolumab versus Docetaxel in der Zweitlinientherapie

Paz-Ares und seine Kollegen verglichen nun in der von Bristol Myers Squibb finanzierten internationalen randomisierten Phase-3-Studie Wirksamkeit und Verträglichkeit des Checkpoint-Inhibitors Nivolumab und des Chemotherapeutikums Docetaxel.

 
Dies ist die erste Phase-3-Studie, die zeigt, dass eine Immuntherapie bei Patienten mit Nicht-Plattenepithel-NSCLC wirksam ist. Prof. Dr. Luis Paz-Ares
 

In die Studie wurden 582 Patienten aufgenommen, die an einem fortgeschrittenen NSCLC mit Nicht-Plattenepithel-Histologie erkrankt waren. Zuvor waren sie mit einer Platin-haltigen Chemotherapie behandelt worden. Außerdem konnten sie mit einem Tyrosinkinase-Inhibitor behandelt worden sein und eine Erhaltungstherapie mit Pemetrexed, Bevacizumab oder Erlotinib erhalten haben.

Randomisiert erhielten 292 Patienten den PD1-Inhibitor Nivolumab (3 mg/kg Körpergewicht alle 2 Wochen) und 290 Patienten Docetaxel (75 mg/m² Körperoberfläche alle 3 Wochen) bis zur Progression oder bis zum Therapieabbruch wegen Unverträglichkeit oder anderen Gründen.

Je höher die PD-L1-Expression, desto besser wirkt Nivolumab

Primärer Endpunkt war das mediane Gesamtüberleben (OS). Die Überlebenszeit wurde durch Nivolumab mit 12,2 Monaten signifikant stärker verlängert als durch Docetaxel mit 9,4 Monaten (Hazard-Ratio: 0,73; p = 0,00155). Die Ein-Jahres-Überlebensrate betrug mit Nivolumab 51%, mit Docetaxel 39%.

Bemerkenswert war, dass in der Subgruppe der Patienten mit einer hohen Expression von PD-L1 im Tumor (≥ 1% Zellen) das mediane Überleben unter Nivolumab-Therapie auf 17 Monate stieg im Vergleich zu 9 Monaten unter Docetaxel. Paz-Ares wies darauf hin, dass die Behandlung mit dem PD1-Blocker umso besser wirkte, je stärker die Expression von PD-L1 in den Tumorzellen war.

 
Die PD-L1-Expression ist ein prädiktiver Faktor für das Ansprechen auf Nivolumab. Prof. Dr. Luis Paz-Ares
 

Patienten mit der höchsten PD-L1-Expression hatten bei Nivolumab-Therapie ein um 41 bis 60% niedrigeres relatives Risiko zu sterben, als bei Behandlung mit dem Taxan. „Die PD-L1-Expression ist ein prädiktiver Faktor für das Ansprechen auf Nivolumab“, so der spanische Onkologe. Er wies jedoch darauf hin, dass auch Patienten ohne oder mit geringer PD-L1-Expression auf den PD1-Inhibitor ansprachen, dies lasse schließen, dass mit PD-L1 noch nicht der optimale Marker gefunden sei.

Auch die Ansprechraten in der Gesamtgruppe waren mit 19,2% unter Nivolumab-Therapie signifikant höher als mit 12,4% unter Docetaxel-Behandlung. Zudem hielt das Ansprechen mit 17,1 vs 5,6 Monaten unter Nivolumab deutlich länger an.

Nivolumab wurde gut vertragen, nur bei 10% der Patienten traten schwere unerwünschte Wirkungen vom Grad 3 bis 5 auf, während dies bei 53,7% der Patienten in der Docetaxel-Gruppe der Fall war. Aufgrund von Nebenwirkungen beendeten 4,9% der Nivolumab- und 14,9% der Docetaxel-Patienten die Therapie.

Neue Hoffnung in der Therapie des Lungenkarzinoms

„Noch vor fünf Jahren wurde eine effektive Therapie des Lungenkarzinoms als unwahrscheinlich angesehen. Heute haben wir nun eine solche Behandlung, und sie übertrifft die Standardtherapie sowohl in der Wirksamkeit als auch hinsichtlich der Lebensqualität des Patienten“, kommentierte Prof. Dr. Gregory Masters, Newark, ASCO-Experte zum Thema Lungenkarzinom.

Der PD1-Inhibitor Nivolumab hatte in der Zweitlinientherapie schon bei Patienten mit fortgeschrittenem Plattenepithel-NSCLC im Vergleich zum Taxan Docetaxel in der CheckMate-017-Studie zu einem verlängerten Überleben geführt. Er wurde deshalb von der FDA im März 2015 für diese Indikation zugelassen, die Europäische Zulassungsbehörde hat die Zulassung Ende Mai 2015 empfohlen.

 

REFERENZEN

1. ASCO Annual Meeting, 29. Mai bis 2. Juni 2015, Chicago (Abstract LBA109)

 

Kommentar

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