Chemoprävention für Sonnenexponierte: Vitamin B3 senkt Risiko für Basaliom und Plattenepithelkarzinom

Susanne Heinzl

Interessenkonflikte

1. Juni 2015

Dr. Andrew James Martin

Chicago – Die regelmäßige Einnahme von Nicotinamid (Vitamin B3) verringert bei Risikopersonen die Gefahr, an nicht melanozytärem Hautkrebs zu erkranken. Dies ergab die australische ONTRAC-Studie, deren Ergebnisse Dr. Andrew James Martin, Zentrum für Klinische Studien der Universität von Sydney, beim ASCO-Kongress 2015 vorgestellt hat [1]. „Diese Form der Chemoprävention ist gut verträglich, kostengünstig sowie leicht zugänglich und kann damit sofort in die tägliche Praxis übertragen werden“, so das Fazit von Martin.

Zum nicht melanozytären Hautkrebs gehören zum Beispiel das Basalzellkarzinom und das Plattenepithelkarzinom der Haut. Wichtigste Ursache dieser weltweit häufigsten Krebsform ist eine zu starke Sonnenexposition. Trotz zahlreicher Kampagnen zum adäquaten Sonnenschutz steigt die Inzidenz der Erkrankung weltweit. Im sonnenreichen Australien erkrankt mehr als die Hälfte der Bevölkerung mindestens einmal im Leben an einem nicht melanozytären Hautkrebs.

Nicotinamid verstärkt DNA-Reparaturmechanismen und verhindert eine kutane Immunsuppression nach UV-Strahlenexposition. In einer Dosierung von 500 bis 1.500 mg/Tag schütze es bei oraler oder topischer Anwendung vor den Folgen von UVB- und UVA-Strahlung, so Martin.

Die australische Phase-3-Studie ONTRAC (Oral Nicotinamide to Reduce Actinic Cancer) hat deshalb mit Hochrisikopersonen, die in den vergangenen 5 Jahren zweimal an einem Nicht-Melanom-Hautkrebs erkrankt waren, untersucht, ob eine Chemoprävention mit Nicotinamid das Erkrankungsrisiko senken kann.

Erste effektive Chemoprävention gegen aktinischen Hautkrebs

In die doppelblinde, multizentrische Studie waren 386 immunkompetente Erwachsene eingeschlossen und randomisiert über ein Jahr mit Nicotinamid (500 mg 2 x täglich) oder Placebo behandelt worden. Etwa die Hälfte der Patienten verwendete Sonnencreme.

Diese Form der Chemoprävention ist gut verträglich, kostengünstig sowie leicht zugänglich. Dr. Andrew James Martin

Der primäre Endpunkt, die Häufigkeit neuer nicht melanozytärer Hautkrebserkrankungen, war in der Nicotinamid-Gruppe signifikant um 23% niedriger, als in der Placebogruppe. 6 Monate nach Ende der Therapie war dieser Effekt allerdings nicht mehr nachzuweisen. Aktinische Keratosen waren in der Nicotinamid-Gruppe nach 3 Monaten um 11%, nach 9 Monaten um 20% und nach 12 Monaten um 13% seltener. Nicotinamid war gut verträglich.

Martin hält es deshalb für sinnvoll, dass Personen, die bereits an einem nicht melanozytären Hautkrebs erkrankt waren, zur Chemoprävention das gut verträgliche, leicht zugängliche und kostengünstige Nicotinamid einnehmen. Allerdings sei es nach wie vor wichtig, dass die gefährdeten Personen Sonnencremes verwenden.

Nach Aussage von Prof. Dr. Daniel C. Coit, chirurgischer Onkologe vom Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York, ist dies die erste Studie, die eine effektive systemische Chemoprävention für aktinischen Hautkrebs nachgewiesen hat.

Weitere Studien zur Bestätigung sinnvoll

Es seien allerdings noch einige Fragen offen, wie die Frage der optimalen Dosis von Nicotinamid und der Effekt einer längeren Einnahme. Unklar sei bislang auch, wer die Chemoprävention erhalten solle und ob Nicotinamid das nicht melanozytäre Melanom supprimiere oder eliminiere.

Zu bedenken seien ferner Wechselwirkungen mit Statinen, nichtsteroidalen Antiphlogistika sowie mit Sonnenschutzmitteln. Seiner Ansicht nach sind weitere Studien für eine Bestätigung der Ergebnisse sinnvoll, bevor diese Form der Chemoprävention breiten Eingang in die klinische Praxis findet.

REFERENZEN

ASCO Annual Meeting, 29. Mai bis 2. Juni 2015, Chicago (Abstract 9000)

Kommentar

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