Kopenhagen – 2 neue Antibiotika könnten wichtige und dringend benötigte Alternativen bei Infektionen mit multiresistenten Bakterien sein: ein Fluoroketolid-Antibiotikum mit Breitbandwirkung und ein neues Fluorocyclin. Das jedenfalls legen 2 Studien nahe, die kürzlich auf dem 25. European Congress of Clinical Microbiology and Infectious Diseases (ECCMID) vorgestellt wurden [1].
Das Fluoroketolid und Makrolid der 4. Generation Solithromycin wird von Cempra Pharmaceuticals entwickelt und ist bei ambulant erworbener bakterieller Pneumonie vorgesehen. Das Fluorocyclin-Antibiotikum Eravacyclin, ein Tetracyclin-Derivat, wird von Tetraphase Pharmaceuticals entwickelt, um komplizierte intra-abdominelle Infektionen zu behandeln.
Die SOLITAIRE-Studie: Solithromycin effektiv wie Moxifloxacin
In der Phase-3-Studie SOLITAIRE zeigte sich Solithromycin ebenso effektiv wie Moxifloxacin bei der Therapie der ambulant erworbenen bakteriellen Pneumonie. Die Behandlungsdauer war kürzer (5 vs 7 Tage). „Wir wählten als Vergleich Moxifloxacin, weil wir Solithromycin gegen ein sehr potentes Antibiotikum testen wollten”, sagte Dr. David Oldach, Senior Vice Präsident der klinischen Forschung bei Cempra.
In die Intention-to-treat-Analyse wurden 860 Patienten aus 16 Ländern aufgenommen. Die Studie zeigte, dass Solithromycin dem Moxifloxacin beim frühen klinischen Ansprechen nicht unterlegen war (78,2% vs 77,9%). Hinzu kommt: Solithromycin ist bei älteren Patienten (75 Jahre und älter) effektiver als Moxifloxacin (84,0% vs 70,0%).
Die Nebenwirkungen waren in beiden Gruppen etwa gleich ausgeprägt. Die Ergebnisse legen nahe, dass zur künftigen Therapie der bakteriellen Pneumonie Makrolide alleine ausreichend sein könnten.
„Das sind gute Nachrichten“, kommentierte das Dr. Jorge Vidal von der Emory University in Atlanta. „Bei der gegenwärtigen weltweiten Ausbreitung von multiresistenten Pneumokokken ist es gut, eine solche Alternative zu haben. Patienten mit resistenten Stämmen haben so eine Chance, eine Infektion zu besiegen, bevor sie tödlich endet“, sagte er gegenüber Medscape Medical News.
Die IGNITE Studie: Eravacyclin gegen gram-positive und gram-negative Erreger
Eravacyclin hat sich in vitro als hoch aktiv erwiesen gegen multiresistente gram-positive und gram-negative Pathogene, die gehäuft bei intra-abdominellen Infektionen vorkommen. Für die Phase-3-Studie IGNITE-1 wurden 541 Patienten mit komplizierten intra-abdominellen Infektionen 1:1 randomisiert: Die Patienten erhielten intravenös entweder Eravacyclin 1 mg/kg alle 12 Stunden oder Ertapenem 1 g täglich. Es wurden ausgangs Bakterienkulturen gewonnen. Die Behandlung dauerte nicht länger als 14 Tage. Einen Monat nach der Randomisierung wurden die Heilungsraten ermittelt.
Es wurden ähnliche Heilungsraten unter Eravacyclin und Ertapenem festgestellt in der mikrobiologischen Intention-to-treat-Analyse der Patienten, die im Abstrich ausgangs wenigstens einen Krankheitserreger aufwiesen (86,8 % vs 87,6%).
Die Datenauswertung zeigte, dass Eravacyclin bei intra-abdominellen Infektionen eingesetzt werden kann – auch gegen Erreger, die gegen andere Antibiotika resistent geworden sind.
Eravacyclin bietet einen Vorteil bei bestimmten Pathogenen, sagte Dr. Joseph Solomkin von der University of Cincinnati College of Medicine. „Probleme gibt es vor allem mit Carbapenem-resistenten Organismen, in erster Linie mit Klebsiella und Pseudomonas. Die derzeitige Therapie – Colistin oder Polymyxin B, meist verabreicht mit hochdosiertem Meropenem oder Tigecyclin – ist sehr toxisch. Tigecyclin ist aufgrund seiner Toxizität dosislimitiert“, erläuterte Solomkin gegenüber Medscape Medical News und fügte hinzu: „Weil jedoch Eravacyclin höher dosiert werden kann, ist es möglicherweise auch gegen diese Organismen effektiv. Das muss klinisch beobachtet werden.“
Dieser Artikel wurde von Ute Eppinger aus www.medscape.com übersetzt und adaptiert.
REFERENZEN:
Diesen Artikel so zitieren: Pneumonie und abdominelle Infektionen: Zwei neue Antibiotika in der Entwickung - Medscape - 15. Mai 2015.
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