PD1-Inhibitor Pembrolizumab zeigt „dramatische Aktivität“ auch beim fortgeschrittenen Bronchialkarzinom

Dr. Susanne Heinzl

Interessenkonflikte

12. Mai 2015

Der PD1-Inhibitor Pembrolizumab ist bei vorbehandelten und therapienaiven Patienten mit fortgeschrittenem nicht-kleinzelligem Bronchialkarzinom (NSCLC) hochwirksam. „Das Ansprechen ist anhaltend, es dauert im Median mehr als ein Jahr“, betonte Prof. Dr. Edward B. Garon, David Geffen School of Medicine, Santa Monica, Kalifornien, bei der Präsentation der Daten auf der Jahrestagung der American Association for Cancer Research (AACR) in Philadelphia. Die Ergebnisse der KEYNOTE-001-Studie sind parallel im New England Journal of Medicine veröffentlicht worden [1].

 
Das Ansprechen ist anhaltend, es dauert im Median mehr als ein Jahr. Prof. Dr. Edward B. Garon
 

Laut Garon profitierten von Pembrolizumab vor allem NSCLC-Patienten mit mindestens 50% Expression des PD-L1. Dies seien 23,2% der gescreenten NSCLC-Population gewesen. Der Nutzen von Pembrolizumab bei diesen Patienten überträfe bei weitem die Ergebnisse, die man von einer zytotoxischen Chemotherapie erwarten könne, sagte er.

Prof. Dr. D. Ross Camidge vom Comprehensive Cancer Center der Universität von Colorado in Denver bezeichnete PD1-Inhibitoren als einen großen therapeutischen Durchbruch mit einer „dramatischen Aktivität bei vielen soliden Tumoren wie dem NSCLC“.

Wirksamkeit und Verträglichkeit bei verschiedenen Tumoren untersucht

Pembrolizumab ist ein humanisierter monoklonaler Antikörper, der die Interaktion von PD-1 (Programmed cell death protein 1) auf T-Zellen mit seinen Liganden PD-L1 und PD-L2 blockiert. Hierdurch kann das körpereigene Abwehrsystem gegen Tumore reaktiviert und der Tumor vom Immunsystem wieder angegriffen werden.

In den USA wurde der PD1-Inhibitor im September 2014 beschleunigt zur Behandlung von Patienten mit nicht resezierbarem oder metastasiertem Melanom zugelassen (wie Medscape Deutschland berichtete). In Europa ist die Zulassung beantragt. Pembrolizumab wird derzeit in über 85 Studien bei mehr als 30 Krebsformen untersucht, unter anderem beim nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom.

Die von MSD Merck Sharp & Dohme finanzierte KEYNOTE-001 ist eine umfangreiche Phase-1b-Studie, in der Wirksamkeit und Verträglichkeit von Pembrolizumab bei verschiedenen Tumorentitäten untersucht wurden.

Bei NSCLC anhaltendes Ansprechen mit Pembrolizumab

Garon und seine Kollegen stellten nun die Ergebnisse von 495 vorbehandelten und therapienaiven Patienten mit fortgeschrittenem NSCLC vor, die mit Pembrolizumab (2 oder 10 mg/kg Körpergewicht alle 3 Wochen oder 10 mg/kg KG alle 2 Wochen) behandelt worden waren.

Die Gesamtgruppe bestand aus einer sogenannten Trainingskohorte mit 182 Patienten und einer Validierungskohorte mit 313 Patienten, in der bei 204 Patienten die PD-L1-Expression analysiert wurde. Nach dem Ausmaß der PD-L1 Expression in den Tumorzellen wurden die Patienten in 3 Gruppen eingeteilt: mindestens 50% Tumorzellen mit PD-L1-Expression (n = 73), 1-49% Expression (n = 103) oder weniger als 1% (n = 28).

Die Ansprechrate in der Gesamtgruppe (ORR) betrug 19,4%, das Ansprechen hielt im Median 12,5 Monate an. Es war unabhängig von der vorhergehenden Therapie, von der Dosierung und der Histologie. Raucher sprachen besser auf die Therapie an (22,5%) als Nichtraucher (10,3%). Das mehr als ein Jahr anhaltende Ansprechen unabhängig vom Status der PD-L1-Expression ist nach Aussage von Garon ein sehr erfreulicher Befund.

Die mediane Überlebenszeit lag bei 12,0 Monaten für die Gesamtgruppe, bei 9,3 Monaten bei vorbehandelten und bei 16,2 Monaten bei therapienaiven Patienten. Das mediane progressionsfreie Überleben betrug 3,7 Monate für die Gesamtgruppe, 3,0 Monate für vorbehandelte und 6,0 Monate für therapienaive Patienten

Die ORR bei den Patienten der Validierungsgruppe mit mindestens 50% PD-L1-Expression (n = 199) betrug 42,5%. „Je stärker die PD-L1-Expression war, umso besser war das Ansprechen der Patienten“, erläuterte Garon.

Gesamtansprechrate (ORR) bei Patienten mit fortgeschrittenem NSCLC auf eine Behandlung mit Pembrolizumab in Abhängigkeit von der PD-L1-Expression

Patienten

≥ 50% PD-L1-Expression
(95%-KI)

1 bis 49% PD-L1-Expression
(95%-KI)

< 1% PD-L1-Expression
(95%-KI)

Gesamt

45,2% (33,5–57,3%)

16,5% (9,9–25,1%)

10,7% (2,3–28,2%)

Vorbehandelt

43,9% (30,7–57,6%)

15,6% (8,3–25,6%)

9,1% (1,1–29,2%)

Therapienaiv

50,0% (24,7–75,3%)

19,2% (6,6–39,4%)

16,7% (0,4–64,1%)

Quelle: Prof. Dr. Edward B. Garon

Progressionsfrei überlebten Patienten mit hoher PD-L1-Expression im Median 6,3 Monate,  vorbehandelte Patienten 6,1 Monate, therapienaive Patienten 12,5 Monate. Zum Gesamtüberleben lassen sich derzeit noch keine Aussagen treffen.

Pembrolizumab wurde von den Patienten relativ gut vertragen. Am häufigsten waren Fatigue, Juckreiz und verminderter Appetit. Unerwünschte Wirkungen vom Schweregrad ≥ 3 wurden bei 9% der Patienten registriert. Immunsystem-vermittelte Nebenwirkungen, die bei ≥ 2% der Patienten auftraten, waren Pneumonitis, Hypothyreoidismus und Infusionsreaktionen. Ein Todesfall in der Studie war auf eine Pneumonitis zurück zu führen.

 

REFERENZEN:

1. Garon EB, et al: NEJM (online) 19. April 2015

 

 

Kommentar

3090D553-9492-4563-8681-AD288FA52ACE
Wir bitten darum, Diskussionen höflich und sachlich zu halten. Beiträge werden vor der Veröffentlichung nicht überprüft, jedoch werden Kommentare, die unsere Community-Regeln verletzen, gelöscht.

wird bearbeitet....