Einleitung
Patienten, die am sogenannten chronischen Fatigue Syndrom leiden (CFS) leiden, sind eine Herausforderung für jeden Arzt: Sie klagen über Abgeschlagenheit nach körperlicher Aktivität, anhaltende grippeähnliche Symptome, unerholsamen Schlaf, über Konzentrations- und Gedächtnisstörungen und meist noch über eine lange Liste anderer Symptome, die in kein Krankheitsschema passen wollen. Manche Patienten dieser Krankheit sehen krank aus, andere wiederum erscheinen völlig gesund. Und die Standardlabortests zeigen oft ein negatives Testresultat.
Aus diesem Grund werden die Patienten die an CFS leiden, oft als Simulanten, als depressiv oder zumindest als teilweise psychosomatisch beeinflusst abgekanzelt. Für die Wissenschaftler auf diesem Gebiet jedoch ist dieses Phänomen so real wie Diabetes oder Arteriosklerose.
Allein der Name liefert schon Diskussionsstoff. Die Bezeichnung CFS ist in den USA seit 1988 in Gebrauch, in Großbritannien, Kanada und anderen Ländern nennt sich die CFS – Chronisches F atigue Syndrom [1]. 2002 kommentierte Lancet, dass die Bezeichnung ME/CFS als Kompromissbegriff verwendet werden sollte, da er sowohl die verschiedenen Definitionsansichten, als auch den fehlenden Konsens was eine Bezeichnung für die Krankheit generell angehe, respektiert [2].
Auch viele Patienten mögen den Namen „chronisches Erschöpfungssyndrom Syndrom“ nicht, da sie das Gefühl haben, er trivialisiert ihre Krankheit, die zu ausgeprägter körperlicher Schwäche und sogar Bettlägerigkeit führen kann. Dem Namen CFS hat von Beginn an ein gewisses Stigma angehaftet, da es nach Alltagsphänomen klingt: selbst medizinisches Fachpersonal ließ sich demnach von den Krankheitsnamen beeinflussen und stufte „Chronisches Erschöpfungssyndrom“ als weniger ernsthaft ein als „Myalgische Enzephalopathie“ [3].
Zusätzlich gibt es einen wachsenden Konsens, dass das chronische Fatigue Syndrom, wie 1994 von den Centers for Disease Control and Prevention (CDC) definiert, eine deutlich heterogenere und weniger beeinträchtigte Population repräsentiert [4]. Die myalgische Enzephalomyelitis, wie in der Canadian Clinical Case Definition 2003 festgelegt worden ist, ist in ihren Symptomen spezifischer [5].
Beide Definitionen verlangen zusätzliche Symptome zu der mindestens 6 Monate dauernden, nicht erklärbaren Erschöpfung, um die Diagnose zu stellen. Eine Diagnose auf ME jedoch auch das eindeutig zuweisbare Symptom von postexertioneller Malaise [6].
Fürs erste wird der Terminus „ME/CFS“ von den auf diesem Gebiet tätigen Forschern und auch offiziell von verschiedenen Abteilungen in der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde (HHS) genutzt. In Deutschland wird die Krankheit als CFS oder ME bezeichnet. Im Frühjahr 2015 wird das Institute of Medicine im Auftrag der HHS Therapieempfehlungen für neue klinische Diagnosekriterien veröffentlichen und vermutlich auch eine Namensänderung vorschlagen [7].
Diesen Artikel so zitieren: Chronisches Erschöpfungs-Syndrom: Komischer Name, ernste Krankheit - Medscape - 23. Feb 2015.
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