ASS zur Primärprävention – bei welcher Patientengruppe ist es sinnvoll?

Linda Brookes

Interessenkonflikte

2. Februar 2015

Leilinien werden zurückhaltender bei der Empfehlung von ASS

ASS ist zudem als Basiskomponente einer Polypille zur Primärprävention vorgeschlagen worden. Und zumindest anfangs waren die medizinischen Leitlinien eher enthusiastisch bezüglich niedrig dosiertem ASS in der Primärprävention des Myokardinfarktes. Seither sind die meisten Leitlinien jedoch zurückhaltender geworden und empfehlen eher eine „pragmatische Herangehensweise“.

Eine Ausnahme bildet die neue Leitlinie des American College of Chest Physicians. Sie empfiehlt niedrig dosiertes ASS (75-100 mg/Tag) für alle Patienten, die älter als 50 sind, auch wenn sie keine symptomatischen Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben.

Die Leitlinie der US Preventive Services Task Force empfiehlt ebenfalls die Einnahme von ASS für Männer im Alter von 45 bis 79 Jahren zur Herzinfarktprävention und für Frauen im Alter von 55 bis 79 Jahren zur Vorbeugung von Schlaganfällen – wenn die möglichen Vorteile die Risiken, etwa durch gastrointestinale Blutungen, überwiegen. (Diese medizinische Leitlinie wird gerade aktualisiert).

Aktuelle Studien haben außerdem ergeben, dass Patienten oft keine eindeutige oder gar keine Beratung zur Einnahme von ASS als Primärprävention erhalten. Es gibt außerdem Daten aus den Jahren 2007 bis 2011, nach denen – trotz des abflachenden Enthusiasmus in medizinischen Leitlinien – immer mehr Menschen ASS zur Primärprävention nutzen.

Kann ASS auch Krebs vorbeugen?

Oft wird ASS sehr pauschal als vorteilhaft in der Primärprävention bei Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen betrachtet. Und auch aktuelle Daten, nach denen sich mit ASS zusätzlich Kolorektalkrebs vorbeugen lässt, tragen wahrscheinlich dazu bei.

Eine Subgruppenanalyse aus randomisierten Studien hat ergeben, dass ASS eventuell auch präventiv gegen andere gastrointestinale Krebsarten oder auch Brust-, Lungen- und Prostatakrebs wirksam ist. Doch am stärksten ist die Evidenz aus randomisierten Studien für eine Prävention von Darmkrebs.

Die Daten, die eine Vorbeugende Wirkung vor anderen Krebsarten unterstützen, stammen dagegen vor allem aus Retrospektivanalysen solcher Studien, die eigentlich konzipiert worden waren, um den Nutzen von ASS zur KHK-Prävention nachzuweisen. Momentan gibt es auch keine medizinische Fachgesellschaft, die ASS ausdrücklich zur Krebsprävention empfiehlt.

Meinungsbildung noch nicht abgeschlossen

Derzeit versuchen Wissenschaftler und Leitlinienkomitees medizinischer Gesellschaften und staatlicher Einrichtungen die Vorteile und Gefahren von ASS zur Krebs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungsprävention in der Gesamtbevölkerung gegeneinander abzuwägen. Die Ergebnisse mancher neuer Studien dazu stehen noch aus. Mehr Klarheit, in welchem Umfang ASS das Auftreten von Krebs und die Sterberate reduziert, wird von einigen kürzlich abgeschlossenen Studien zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen und noch laufenden Studien zu Krebserkrankungen erwartet, die voraussichtlich 2019 beendet sein werden.

Die Analyse der verfügbaren Daten aus dem Jahr 2013 kommt zu dem Schluss: „Für Menschen im Alter zwischen 50 und 65 Jahren mit durchschnittlichem Risiko wird durch die regelmäßige Einnahme von ASS über einen Zeitraum von 10 Jahren das relative Risiko für Krebserkrankungen, Myokardinfarkte oder Schlaganfälle über einen Zeitraum von 15 Jahren reduziert – und zwar bei Frauen um 7%, bei Männern um 9%. Zudem wird ihr Gesamtsterberisiko dadurch für 20 Jahre um rund 4% gesenkt.“

Dieser Artikel wurde von Lisa Koepke aus http://www.medscape.com übersetzt und adaptiert.

 

REFERENZEN:

1. Hira RS, et al: J Am Coll Cardiol. 2015;65(2):111-121

 

Kommentar

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