Langzeitdaten bestätigen Gesundheitsnutzen: Vollkorn-Kost verlängert das Leben

Nadine Eckert

Interessenkonflikte

7. Januar 2015

Wer regelmäßig zu Vollkornbrot und Naturreis greift, senkt damit aktiv sein Sterberisiko – und das unabhängig vom übrigen Lebensstil. Zu diesem Fazit kommen Ernährungswissenschaftler der Harvard School of Public Health, die sich 2 große prospektive Kohortenstudien aus den USA noch einmal vorgenommen haben: die Nurses‘ Health Study (1984 bis 2010) und die Health Professionals Follow-Up Study (1986 bis 2010) [1].

Bessere Blutwerte, geringeres Diabetesrisiko, weniger kardiovaskuläre Erkrankungen – dass eine Ernährung, die reich an Vollkornprodukten ist, gesundheitliche Vorteile hat, ist bereits in zahlreichen Studien gezeigt worden. Ob dies jedoch auch auf einen Überlebensvorteil hinausläuft, war nicht so klar. Prospektive Daten dazu fehlten bislang.

 
Ein interessantes Ergebnis unserer Studie war, dass der Verzehr von Kleie, aber nicht von Keimlingen signifikant mit einer reduzierten kardiovaskulären Mortalität assoziiert war. Dr. Qi Sun und Kollegen
 

Diese Lücke schließt nun die Untersuchung von Dr. Qi Sun und Kollegen. Sie zogen aus der Nurses’ Health Study Daten zu mehr als 70.000 Frauen und aus der Health Professionals Follow-Up Study Daten zu mehr als 40.000 Männern. In beiden Kohortenstudien hatten die Teilnehmer im Abstand von 2 bis 4 Jahren Ernährungsfragebögen ausgefüllt. Während der Nachbeobachtung – bis zu 26 Jahre bei den Frauen und bis zu 24 Jahre bei den Männern – kam es zu knapp 27.000 Todesfällen.

Jede Portion Vollkorn mehr nutzt

Die Autoren der in JAMA Internal Medicine erschienen Studie berichten, dass ein höherer Konsum von Vollkornprodukten sowohl mit einer geringeren Gesamt- als auch kardiovaskulären Mortalität assoziiert war. Pro Portion (28 g) Vollkornprodukte am Tag mehr sank die Gesamtmortalität um 5% und die kardiovaskuläre Mortalität um 9%. Auch die Krebsmortalität sank mit steigendem Vollkornkonsum etwas ab, allerdings nicht stark genug, um statistische Signifikanz zu erreichen.

Sun und Kollegen untersuchten auch Lebensmittel, denen Getreidekeimlinge oder Kleie (Schale des Getreidekorns) zugesetzt waren. Sie berichten: „Ein interessantes Ergebnis unserer Studie war, dass der Verzehr von Kleie, aber nicht von Keimlingen signifikant mit einer reduzierten kardiovaskulären Mortalität assoziiert war.“ Dies steht im Einklang mit früheren Analysen der beiden Kohortenstudien, die zeigten, dass die Schalen-Komponente des Getreides, aber nicht der Keimling, signifikant mit einem reduzierten Risiko für Diabetes, Hypertonie und koronare Herzkrankheit assoziiert ist.

Kleie ist reich an Ballaststoffen, B-Vitaminen, Vitamin E, Magnesium und verschiedenen sekundären Pflanzenstoffen, die die gesundheitlich vorteilhaften Effekte des vollen Korns erklären könnten.

Die Autoren berichten, dass Teilnehmer, die mehr Vollkornprodukte verzehrten, auch mehr Sport trieben, seltener rauchten und weniger Alkohol tranken. Ihre Ernährungsfragebögen zeigten zudem eine insgesamt bessere Qualität der Ernährung. Die Korrektur der Ergebnisse um Störfaktoren wie Alter, körperliche Aktivität, BMI und Rauchen milderte die Assoziation aber nur ein wenig ab, die Ergebnisse blieben sowohl für die Gesamt- als auch die kardiovaskuläre Mortalität signifikant.

Assoziation zu Herz-Kreislauf-Gesundheit scheint klar, zu Krebs bleibt unsicher

 
Der Konsum von Vollkornprodukten war mit einer geringeren Mortalität aufgrund von Kolorektalkarzinomen assoziiert. Dr. Qi Sun und Kollegen
 

„Die Assoziation zwischen dem Konsum von Vollkornprodukten und der Krebsmortalität bleibt uneindeutig“, betonen die Autoren. Basierend auf früheren Studien sei davon auszugehen, dass die Beziehung zwischen Vollkornprodukten und Krebs stark von der untersuchten Personengruppe sowie der Krebsart abhänge. In einer Metaanalyse von 25 Studien war der Konsum von Vollkornprodukten mit einem verringerten Risiko für Dickdarmkrebs verbunden. Andere Studien fanden dagegen keine Assoziation mit Krebserkrankungen des Endometriums, der Brust oder der Prostata.

„Damit übereinstimmend fanden wir in unserer Studie, dass der Konsum von Vollkornprodukten mit einer geringeren Mortalität aufgrund von Kolorektalkarzinomen assoziiert war. Eine signifikante Assoziation zur Mortalität aufgrund von Lungen-, Prostata- oder Brustkrebs konnten wir aber nicht beobachten.“ Um der Assoziation zwischen Vollkornkonsum und Krebsmortalität wirklich auf den Grund zu gehen, seien Studien mit größeren Stichproben verschiedener Krebserkrankungen notwendig.

„Unsere Ergebnisse untermauern aktuelle Ernährungsrichtlinien, die eine Erhöhung des Konsums von Vollkornprodukten empfehlen, um chronischen Krankheiten vorzubeugen. Zudem liefern sie vielversprechende Hinweise, dass eine vollkornreiche Ernährung auch die Lebenserwartung verbessern könnte“, schlussfolgern die Autoren.

 

REFERENZEN:

1. Wu H, et al: JAMA Internal Medicine (online) 5. Januar 2015

 

Kommentar

3090D553-9492-4563-8681-AD288FA52ACE
Wir bitten darum, Diskussionen höflich und sachlich zu halten. Beiträge werden vor der Veröffentlichung nicht überprüft, jedoch werden Kommentare, die unsere Community-Regeln verletzen, gelöscht.

wird bearbeitet....