Im New England Journal of Medicine sind erstmals klinische Phase-1-Ergebnisse zu einer Ebola-Impfung beim Menschen publiziert worden. Der von GSK entwickelte Impfstoff cAd3-EBO ist von den freiwilligen Probanden gut vertragen worden und alle haben Antikörper gegen das in der Vakzine enthaltene Antigen gebildet, berichten die Autoren um Dr. Julie Ledgerwood [1].

Prof. Dr. Klaus Cichutek
„Damit ist ein wichtiger erster Schritt auf dem Weg zur Entwicklung eines wirksamen Ebola-Impfstoffes geschafft“, kommentiert der Präsident des Paul-Ehrlich-Institutes, Prof. Dr. Klaus Cichutek, im Gespräch mit Medscape Deutschland die Publikation. „Wir wissen jetzt, dass es wahrscheinlich keine offensichtlichen Unverträglichkeiten gibt und dass der Impfstoff auch beim Menschen eine Immunantwort auslöst.“
In einem Makaken-Modell hatte cAd3-EBO bereits einen 100%igen Schutz bei Exposition gegenüber Ebolaviren gezeigt.
Die cAd3-EBO-Vakzine enthält Glykoprotein-Antigene der beiden Spezies Ebolavirus Zaire und Ebolavirus Sudan. Als Vektor dient ein Adenovirus aus Schimpansen. „Die Virusspezies Zaire und Sudan sind ausgewählt worden, weil sie von den fünf bekannten Ebolaspezies am häufigsten für Ausbrüche verantwortlich sind“, erklären die Autoren vom Vaccine Research Center (VRC) des NIH National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID). Für den aktuellen Ausbruch in Westafrika ist die Spezies Zaire verantwortlich.
An der offenen Phase-1-Dosis-Eskalationsstudie nahmen 20 gesunde Freiwillige teil. Jeweils 10 Probanden erhielten eine intramuskuläre Injektion von entweder 2×1010 oder 2×1011 Partikel-Einheiten des Impfstoffs.
Dosisabhängige Wirkung
Die Untersuchung der Probanden nach 4 Wochen zeigte, dass die Wirkung des Impfstoffes dosisabhängig ist: Alle Teilnehmer entwickelten Glykoprotein-spezifische Antikörper. In der Gruppe mit der 2×1011-Dosierung waren die Antikörpertiter jedoch tendenziell höher.
Neben der humoralen beobachteten die Autoren um Ledgerwood auch eine zelluläre Immunantwort – in der Gruppe mit höherer Dosis häufiger als unter dem niedriger dosierten Regime. Eine CD4-Antwort zeigten in der 2×1011-Gruppe alle 10 Probanden, in der 2×1010-Gruppe dagegen nur 3 Teilnehmer. CD8-T-Zellen entwickelten in der höher dosierten Gruppe 7 der 10 Testpersonen, in der niedrig dosierten Gruppe 2 von 10.
In der mit höherer Dosis geimpften Gruppe entwickelten 2 Probanden innerhalb von 24 Stunden nach der Vakzinierung Fieber, das aber gut behandelbar war und schnell wieder abklang. Schwere Nebenwirkungen traten nicht auf.
Neben cAd3-EBO befindet sich derzeit noch ein zweiter vielversprechender Ebola-Impfstoffkandidat in der klinischen Phase-I-Prüfung: Bei rVSV-ZEBOV handelt es sich um ein vesikuläres Stomatitis-Virus, das ein Ebolavirus-Oberflächenprotein exprimiert. Ebenso wie cAd3-EBO konnte rVSV-ZEBOV Affen erfolgreich vor Ebola schützen. Die Vakzine rVSV-ZEBOV wird unter anderem am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf klinisch geprüft.
„Als nächstes müssen die Ergebnisse an größeren Probandengruppen erhärtet werden“, sagt Cichutek. Dies setze voraus, dass die Phase-1-Prüfungen ausreichend Informationen zur Dosierung der Impfstoffe lieferten. Zudem müssten die Impfstoffhersteller bis dahin ausreichend Impfstoff herstellen, damit Zehntausende Freiwillige an den Phase-2- und Phase-3-Prüfungen teilnehmen können.
Phase-2/3-Studien in Westafrika schon Anfang 2015
Der Impfstoffhersteller GSK hat neben dem bivalenten Impfstoff cAd3-EBO auch noch eine monovalente Vakzine entwickelt (cAd3-EBO Z), die nur Antigene des Ebolavirus Zaire enthält. „Sie wird derzeit in den USA, Großbritannien, Mali, Uganda und der Schweiz in erweiterten Phase-1/1b-Studien untersucht. Wenn im Januar/Februar die Ergebnisse der Phase-1-Prüfungen vorliegen, ist der Start großer Phase-2- und parallel auch Phase-3-Studien in Afrika vorgesehen. Die Wirksamkeit und Verträglichkeit der Impfstoffe müssen auch am Menschen nachgewiesen werden“, so Cichutek.
„Die Resultate zu dem monovalenten Impfstoff cAd3-EBO Z, der möglicherweise über eine stärkere Immunogenität als die bivalente Substanz verfügt, sowie die Ergebnisse zu rVSV-ZEBOV könnten wichtige, noch ungeklärte Fragen beantworten, z.B. wann genau die Schutzwirkung der Impfung einsetzt“, schreibt Dr. Daniel Bausch von der Tulane University in New Orleans in einem begleitenden Editorial [2]. „Angesichts der dringlichen Situation in Westafrika ist diese Information von großer Bedeutung“, so Bausch. Um die vorhandenen Impfstoffmengen auf möglichst viele Einzeldosen zu strecken, wäre es zudem von Vorteil, wenn eine niedrige Dosierung ausreichen würde. Möglicherweise sei die geringere Immunantwort, die von Ledgerwood et al. Für die niedrigere Dosierung gezeigt wurde, gut genug, ergänzt er.
REFERENZEN:
Diesen Artikel so zitieren: Ebola-Impfstoff: Erste Phase-1-Ergebnisse zu cAd3-EBO stimmen optimistisch - Medscape - 1. Dez 2014.
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