Auch in MRT-unauffälligen Arealen finden sich Prostatakarzinome
Dass nach wie vor kein einheitliches Scoringsystem existiert, führt zu einer großen Variabilität der MRT-Befunde. Zwar korrelieren hochsuspekte Läsionen im MRT mit dem Nachweis eines aggressiven Prostatakarzinoms. Doch auch in Arealen, die im MRT unauffällig wirken, finden sich in bis zu 30% der Fälle Prostatakarzinome. Hammerer: „Aktuell sollten bei einer MRT-Prostatabiopsie deshalb zusätzlich systematische Gewebeproben erfolgen.“
Hammerer bezweifelt, dass sich die guten Ergebnisse der MRT-Befundung aus Studien so auf die gängige Praxis übertragen lassen, denn: Die MRT-Befundung hängt stark von der Erfahrung des Untersuchers ab. Viele der publizierten Untersuchungen wurden von Spezialisten mit jahrelanger MRT-Erfahrung durchgeführt.
Hinzu komme, dass eine MRT-Biopsie technisch aufwändig ist und dauert – was für den Patienten im Vergleich zur TRUS-Biopsie eine Belastung darstelle. Die Komplikationsrate unter mpMRT entspricht der der TRUS-Biopsie (jeweils 6%).
„Eine sinnvolle Möglichkeit, die MR-Information zu nutzen, ist die Fusion mit dem transrektalen Ultraschallbild, um dann gezielt transrektal die beschriebenen Läsionen zu punktieren“, erklärt Hammerer. Eine solche Kombination erkenne mehr aggressive Tumore als die konventionelle 12-fache Biopsie.
Kombination von MRT und Ultraschall erlaubt exaktere Einschätzung der Tumoraggressivität
Wie vielversprechend die Kombination aus Ultraschall und MRT in der Tumorerkennung sein kann, zeigt die Fusion von MRT und Real-Time-Elastografie (RTE). Dr. Marko Brock vom Marienhospital Herne an der Ruhr-Universität Bochum und Team hatten das Fusionsverfahren als Re-Biopsie durchgeführt. Sie kommen zu dem Schluss, dass man bei Wiederholungsbiopsien – etwa bei weiterhin erhöhtem PSA-Wert oder im Rahmen der aktiven Überwachung – eine solche Kombination in Erwägung ziehen sollte.
Brock und Kollegen hatten 121 Patienten mit negativer Vor-Biopsie untersucht. Bei der Wiederholungsbiopsie betrug der PCA-Anteil unter der gezielten Fusionsbiopsie durchschnittlich 40,8%, während er bei der systematischen Vorbiopsie bei 21,3% gelegen hatte (p< 0.001).
Auch die MRT/Ultraschall-fusionierte Prostatabiopsie erlaubt eine exaktere Einschätzung der Tumoraggressivität – wie die Ergebnisse von Dr. Angelika Borkowetz von der Urologischen Klinik der Universität Dresden zeigen. Analysiert wurden die Prostatektomie-Präparate von 38 Patienten. Die Forscher untersuchten, wie viele Tumoren mit welchem Gleason-Score unter der Fusionsbiopsie (MRT-fus-PBx) und unter TRUS gefunden worden waren.
Unter Fusionsbiopsie ließ sich in 95% der Fälle (36/38) ein Karzinom nachweisen, unter TRUS war das in 61% der Fälle (23/38) so (p< 0,0001). Zwar wurden auch in der Fusionsbiopsie Tumoren übersehen (1 mit Gleason-Score 6 und 1 mit Gleason-Score 8), die TRUS-Biopsie allerdings verfehlte in 93% der Fälle (14 von 15) Tumore mit Gleason-Score 7.
Borkowetz schlussfolgert, dass eine gezielte Fusionsbiopsie nicht nur mehr Karzinome entdeckt, sondern auch solche entdeckt, die mittels TRUS-Biopsie übersehen wurden. „Mit der MRT/Ultraschall-fusionierten Prostatabiopsie lässt sich die Tumoraggressivität besser bestimmen als durch die systematische Prostatabiopsie alleine“, so Borkowetz. Sie schließt: „Besonders Patienten mit zuvor wiederholt negativen Biopsien profitieren von dieser Methode.“
„Die gezielte Biopsie ist aber nicht die Lösung schlechthin, wir können auch auf die systematische Biopsie nicht verzichten“, fasste PD Dr. Georg Solomon, Martini-Klinik am UKE, die Ergebnisse zusammen.
REFERENZEN:
Diesen Artikel so zitieren: Prostatakarzinom: Auch MRT-gestützte Biopsie ist nicht der Königsweg aus dem diagnostischen Dilemma - Medscape - 14. Nov 2014.
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