Der Proteasomenhemmer Carfilzomib ist eine neue Hoffnung für Patienten mit rezidiviertem multiplem Myelom. Denn in Kombination mit Lenalidomid und niedrig dosiertem Dexamethason verlängert er das progressionsfreie Überleben im Vergleich zur Behandlung mit Lenalidomid plus Dexamethason allein um 8,7 Monate. Dieses Ergebnis einer geplanten Zwischenauswertung der Phase-3-Studie ASPIRE (Carfilzomib, Lenalidomide, and Dexamethasone versus Lenalidomide and Dexamethasone for the treatment of PatIents with Relapsed Multiple Myeloma) melden die Firmen Amgen und Onyx in einer Pressemitteilung [1].
In Deutschland erkranken jährlich etwa 3.000 Männer und 2.700 Frauen neu an einem multiplen Myelom. Die Symptome dieser nach Leukämien und Non-Hodgkin-Lymphomen dritthäufigsten Neoplasie sind vielgestaltig und häufig unspezifisch.
Proteasomenhemmer der zweiten Generation
Weil es einige neue hochwirksame Substanzen gibt, befindet sich die Therapie der Erkrankung derzeit im Wandel. Die Onkopedia-Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) empfehlen daher derzeit, diese Patienten möglichst im Rahmen klinischer Studien zu behandeln [2]. Zentraler Bestandteil vieler Therapieregime des neu diagnostizierten und des rezidivierten multiplen Myeloms ist der Proteasomeninhibitor Bortezomib [2].
Carfilzomib ist ebenfalls ein Proteasomeninhibitor, der von der FDA im Juli 2012 beschleunigt zur Behandlung von Patienten mit multiplem Myelom zugelassen worden war. Dies für Patienten, die zuvor mindestens 2 Therapien erhalten hatten, darunter eine Behandlung mit Bortezomib und einem immunmodulierenden Wirkstoff, und bei denen es unter der letzten Behandlung bzw. innerhalb von 60 Tagen nach deren Abschluss zur Progression gekommen war. Die FDA-Zulassung basierte auf Daten zu den Ansprechraten. Ein klinischer Nutzen wie eine Besserung des Überlebens oder der Symptome waren bis dato in Studien nicht nachgewiesen.
Bei Zwischenanalyse progressionsfreies Überleben verlängert
Dieses Manko soll die internationale randomisierte Phase-3-Studie ASPIRE beseitigen, von der nun eine geplante Zwischenauswertung vorliegt. 792 Patienten, deren multiples Myelom nach bis zu 3 Vortherapien rezidivierte, erhielten Lenalidomid plus niedrig dosiertes Dexamethason ohne oder mit Carfilzomib. Primärer Endpunkt war das progressionsfreie Überleben (PFS), definiert als Zeitraum zwischen Behandlungsbeginn und Krankheitsprogression oder Tod. Sekundäre Endpunkte waren z.B. das Gesamtüberleben, die Ansprechrate und Ansprechdauer sowie Lebensqualität und Sicherheit.
Wie die Zwischenauswertung laut Mitteilung von Amgen zeigte, wurde das progressionsfreie Intervall durch die Zugabe von Carfilzomib signifikant verlängert, und zwar von 17,6 auf 26,3 Monate im Median (HR 0,69, 95%-KI 0,57-0,834, p < 0,0001). Doch unterschied sich das Gesamtüberleben in dieser Zwischenauswertung nicht signifikant.
Die Ergebnisse sollen Ende des Jahres bei der Jahrestagung der Amerikanischen Gesellschaft für Hämatologie (ASH) präsentiert werden. Sie bilden die Grundlage für die Zulassungsanträge, die 2015 weltweit eingereicht werden sollen. In den USA soll mit den Ergebnissen die beschleunigte in eine reguläre Zulassung umgewandelt werden.
Anderes Nebenwirkungsspektrum
Nach Angaben der DGHO könnte es sich bei Carfilzomib um einen weiteren Baustein in der Behandlung des multiplen Myeloms handeln, weil mit der Substanz auch bei solchen Patienten ein Ansprechen erreicht werden kann, die ein Rezidiv nach Bortezomib-haltigen Regimen erleiden. Das Nebenwirkungsspektrum von Carfilzomib unterscheidet sich zudem von Lenalidomid, Thalidomid und Bortezomib, bei denen häufig eine Polyneuropathie auftritt. Die wichtigsten unerwünschten Wirkungen von Carfilzomib sind Fatigue, Anämie, Übelkeit und Thrombozytopenie [3].