In der Diskussion um die HPV-Impfung war von Beginn an auch die Dauer des Impfschutzes eine zentrale Frage. Diese stellt sich umso mehr, als die Ständige Impfkommission (STIKO) jetzt das empfohlene Impfalter für die HPV-Impfung von 12 bis 17 Jahren auf 9 bis 14 Jahren herabgesetzt hat [1]. Eine aktuelle Übersichtsarbeit im Deutschen Ärzteblatt zeigt nun, dass es bislang keine Hinweise auf ein Nachlassen der Schutzwirkung der Impfung gibt [2]. Allerdings weist das Autorenteam um Dr. Yvonne Deleré vom Robert Koch-Institut in Berlin darauf hin, dass „die Evidenzqualität für den Langzeitschutz schlechter ist als für den Kurzzeitschutz“.

Von den 8 randomisiert-kontrollierten Studien (RCTs) und 5 Beobachtungsstudien, die die Mediziner für ihren Review heranziehen konnten, hatten nur 2 der RCTs eine Nachbeobachtungsdauer über 5 Jahre. In den restlichen Studien lag diese bei durchschnittlich 3 Jahren. Die RCTs mit längerer Nachbeobachtungsdauer wurden zudem „mit einer erheblich geringeren Teilnehmerzahl als die Studien mit kürzerer Nachbeobachtungszeit durchgeführt“, so die Autoren.
„Wenn sich in den nächsten Jahren herausstellen sollte, dass der Impfschutz der HPV-Impfung im Laufe der Zeit nachlässt, besteht die Möglichkeit des Auffrischens“, sagt STIKO-Mitglied Prof. Dr. Ulrich Heininger im Gespräch mit Medscape Deutschland. „In zwei experimentellen Studien wurde bereits gezeigt, dass es durch eine weitere Impfung Jahre nach der ersten Impfserie zu einem Anstieg des Antikörpertiters kommt.“
Früheres Impfalter soll mehr Mädchen schützen
„Die HPV-Impfung ist am wirksamsten, wenn sie vor dem ersten Geschlechtsverkehr erfolgt“, erklärt Heininger. Mit der Herabsetzung des Impfalters soll erreicht werden, dass mehr Mädchen als bisher vor einer HPV-Infektion geschützt werden, bevor sie sexuell aktiv werden.
im Laufe der Zeit nachlässt, besteht
die Möglichkeit
des Auffrischens.“
Außerdem sprechen Mädchen im jüngeren Alter besser auf die Impfung an. „Deshalb sind im jüngeren Alter nur zwei statt drei Impfungen erforderlich. Das bedeutet nicht nur weniger Aufwand für Arzt und Patienten, sondern auch eine enorme Kostenersparnis“, sagt der Sprecher der Kommission für Infektionskrankheiten und Impffragen der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendmedizin (DAKJ).
HPV-Impfung noch nicht gut akzeptiert
Bereits seit 2006 steht ein Impfstoff gegen HPV der Typen 6, 11, 16 und 18 zur Verfügung (Gardasil®), seit 2007 darüber hinaus ein Impfstoff gegen die Virus-Typen 16 und 18 (Cervarix®). Dennoch „ist es um die Akzeptanz der HPV-Impfung nicht gut bestellt“, sagt Heininger, der am Universitäts-Kinderspital beider Basel die Pädiatrische Infektiologie und Vakzinologie leitet.
Der frühere Impftermin hat deshalb auch den Vorteil, dass es neben der J1-Untersuchung im Alter von 12 bis 14 Jahren mit der U11 noch einen weiteren Vorsorgetermin im Alter von 9 bis 10 Jahren gibt, bei dem Mädchen Kontakt zu einem Kinderarzt haben.
Nach Informationen der STIKO verpasst ein Großteil der Mädchen in Deutschland bisher den idealen Impfzeitpunkt vor dem ersten Geschlechtsverkehr. Die U11 bietet eine zusätzliche Gelegenheit, die Eltern über die Möglichkeit einer Impfung, die vor Gebärmutterhalskrebs schützen kann, zu informieren. „Wir müssen noch viel Aufklärungsarbeit leisten und Missverständnisse über die HPV-Impfung ausräumen, um die Impfquoten zu verbessern“, betonte Heininger.
Auch Gynäkologen und Hausärzte sind für die HPV-Impfung verantwortlich
Bislang sei die HPV-Impfung vor allem von den Kinderärzten durchgeführt worden, doch man bemühe sich, Gynäkologen und Hausärzte stärker einzubinden, sagt Heininger. „Wenn ein Mädchen zum ersten Mal in eine gynäkologische oder allgemeinmedizinische Praxis kommt, sollte der Arzt sich den Impfpass anschauen und bei Bedarf reagieren.“
für das HP-Virus,
dass man sich im Laufe des Lebens immer wieder damit infizieren kann.“
Es sei auch ein weit verbreitetes Missverständnis, dass die HPV-Impfung keinen Sinn mehr mache, wenn eine Frau bereits sexuell aktiv ist. „Dass wir die Impfung vor dem ersten Geschlechtsverkehr empfehlen, heißt nicht, dass sie danach nicht mehr gemacht werden sollte“, betont Heininger. Infektionen mit HP-Viren können vom Immunsystem eliminiert werden. Doch es bildet dadurch jedoch keine Antikörper aus, die eine erneute Infektion verhindern. „Es ist charakteristisch für das HP-Virus, dass man sich im Laufe des Lebens immer wieder damit infizieren kann“, sagt Heininger. „Nur wenn das Immunsystem die Infektion nicht beseitigt, wenn sie chronisch wird, kann das möglicherweise zu bösartigen Entartungen führen.“
Das heißt, eine Frau kann auch nach Verstreichen des empfohlenen Impfalters und nach dem ersten Geschlechtsverkehr noch von einer HPV-Impfung profitieren. „Nur umso länger man wartet, desto höher ist das Risiko, dass bereits ein Schaden entstanden ist“, betont Heininger.