Sonnenmilch, Antitranspirant, Deo und Selbstbräuner: Wie unbedenklich sind sie?

Nadine Eckert | 1. August 2014

Autoren und Interessenkonflikte

Deo gegen Schweißgeruch, Sonnenmilch gegen Sonnenbrand und dann noch ein Schuss Selbstbräuner, damit die Haut trotz UV-Schutz schön gebräunt aussieht. Im Laufe eines Sommers reiben und sprühen viele Menschen diese Pflegeprodukte flaschenweise auf die Haut. Und so mancher fragt sich, ob das alles so gesund sein kann.

In Antitranspiranten werden Aluminiumsalze eingesetzt, um den Schweißfluss zu hemmen. Durch das Aluminium ziehen sich die Hautporen zusammen. Zudem bildet sich ein gelartiger Aluminium-Protein-Komplex, der temporär die Ausführgänge der Schweißkanäle blockiert. Schon seit Jahren kursiert die Behauptung, dass Aluminium in Antitranspiranten Brustkrebs und Morbus Alzheimer verursachen könnte. Jüngste Medienberichte haben den Fokus der Öffentlichkeit wieder auf dieses bislang unbewiesene Risiko gelenkt. Das Informationsbedürfnis der Verbraucher ist hoch.

Antitranspirante schöpfen tolerierbare Aluminiummenge bereits aus

Antitranspirante enthalten üblicherweise Konzentrationen von circa 20% Aluminiumchlorohydrat, umgerechnet also etwa 5% Aluminium. Nach Schätzungen des Bundesinstitutes für Risikobewertung (BfR) ist die Aluminiumaufnahme über Antitranspirante vergleichbar mit einer Aufnahme über Lebensmittel von etwa 10 mg/Tag. Für einen 60 kg schweren Erwachsenen entspräche dies einer oralen Aufnahme von circa 1,2 mg pro Kilogramm Körpergewicht und Woche [1].

Laut der europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) kann ein Mensch ein Leben lang ohne Gesundheitsrisiko 1 mg Aluminium pro Kilogramm Körpergewicht und Woche oral über die Nahrung aufnehmen [2]. Das bedeutet, mit einer einmal täglichen Anwendung eines aluminiumhaltigen Antitranspirants könnte die wöchentlich tolerierbare Aufnahmemenge bereits ausgeschöpft sein.

Bei der kaum vermeidbaren zusätzlichen Aufnahme von Aluminium über die Nahrung wird die tolerierbare Aufnahmemenge bei langfristiger Anwendung von aluminiumhaltigen Antitranspiranten also dauerhaft überschritten.

Deodorants ohne Aluminium bevorzugen, Antitranspirante nicht auf geschädigter Haut anwenden

Das BfR empfiehlt deshalb, alle Anstrengungen zu unternehmen, um die Gesamtexposition gegenüber Aluminium zu verringern. Ob ein Produkt Aluminiumsalze enthält, zeigt die Liste der Inhaltsstoffe. Im Handel sind Deodorants erhältlich, die keine Aluminiumsalze enthalten. Deodorants bieten allerdings keine schweißhemmende Wirkung. Sie enthalten Inhaltsstoffe wie Alkohol, die schweißzersetzende und damit geruchsbildende Bakterien abtöten. Zudem überdecken sie den Schweißgeruch üblicherweise mit Duftstoffen.

Wer nicht auf die schweißhemmende Wirkung eines Antitranspirants verzichten will, sollte die Mittel nicht unmittelbar nach der Rasur bzw. auf vorgeschädigter Achselhaut benutzen, rät das BfR.

Kein wissenschaftlicher Beweis für Krebs- und Alzheimer-Risiko

Der wissenschaftliche Beweis für einen kausalen Zusammenhang zwischen Aluminium aus Antitranspiranten und der Entstehung von Brustkrebs steht allerdings noch aus. Die Datenlage ist widersprüchlich. Es gibt Studien, in denen festgestellt wurde, dass Brustkrebs-Patientinnen einen höheren Aluminiumgehalt im Brustdrüsengewebe haben als gesunde Frauen. In einer epidemiologischen Fallstudie fand sich eine Korrelation zwischen der Anwendung aluminiumhaltiger Antitranspirante und dem Auftreten von Brustkrebs.

In 2 weiteren epidemiologischen Studien fand sich jedoch kein solcher Zusammenhang. In Untersuchungen an Mäusen entwickelten sich selbst nach dem Einsatz hoher Aluminiumkonzentrationen keine Tumoren. Hinzu kommt, dass es bis heute keine plausible Erklärung gibt, auf welchem Weg Aluminiumverbindungen Brustkrebs verursachen könnten.

Aluminiumhaltige Antitranspirante stehen zudem im Verdacht, die Entstehung von Morbus Alzheimer zu fördern. Verschiedene Studien haben versucht, einen solchen Zusammenhang nachzuweisen – immer mit negativem Ergebnis. Allerdings ist die Datenlage laut BfR zu uneinheitlich, um eine wissenschaftliche Beweisführung zuzulassen.

Deutsche cremen sich zu sparsam mit Sonnenschutzmittel ein

Dass beim Aufenthalt in der Sonne das Eincremen mit einem Sonnenschutzmittel eigentlich Pflicht ist, ist den meisten Menschen klar. Eine Umfrage in Deutschland zeigt dennoch, dass immer noch über ein Fünftel der Deutschen nie ein Sonnenschutzmittel verwendet [3].

Doch auch diejenigen, die sich eincremen, sind häufig nicht ausreichend geschützt, weil sie zu wenig von dem Sonnenschutzmittel auftragen. „Es besteht noch eine gewaltige Diskrepanz zwischen der für das Erreichen des Lichtschutzfaktors notwendigen Menge von 2 mg/cm2 und dem, was die Leute tatsächlich auf die Haut aufbringen“, berichtet Prof. Dr. Jürgen Lademann, der an der Klinik für Dermatologie der Charité - Universitätsmedizin Berlin die Forschungsgruppe Hautphysiologie leitet.

Sonnenmilch gehört zu den Produkten, mit denen man nicht sparsam umgehen sollte. Insbesondere da „die heute auf dem Markt erhältlichen Produkte sehr anwenderfreundlich sind, schnell und gut einziehen und keine weiße Schicht mehr hinterlassen“, betont Lademann.

Nanopartikel machen Sonnenschutz unsichtbar – und dringen nicht in den Körper ein

„Es besteht noch
eine gewaltige Diskrepanz zwischen der für das Erreichen des Lichtschutzfaktors notwendigen Menge von 2 mg/cm2 und dem, was die Leute tatsächlich auf die Haut aufbringen.“
Prof. Dr. Jürgen Lademann

Sonnenschutzmittel enthalten das Pigment Titandioxid, welches das Sonnenlicht reflektiert und so nicht auf die Haut kommen lässt. Bis vor einigen Jahren lag das Titandioxid noch in Form von Mikropartikeln in den Sonnenschutzmitteln vor. Die Folge: Die Mittel waren als weiße Schicht auf der Haut sichtbar. Heute enthalten Sonnenschutzcremes Nanopartikel aus Titandioxid als UV-Filter. Für die Anwender hat dies den Vorteil, dass der Sonnenschutz nach dem Auftragen vollständig einzieht und nicht mehr zu sehen ist.

Allerdings gibt es Bedenken, die Nanopartikel könnten in den Körper gelangen und dort möglicherweise Schaden anrichten. „Das Verhalten von Nanopartikeln aus Titandioxid oder Zinkoxid, einem anderen UV-Filter, auf der Haut ist gut untersucht“, berichtet Lademann. „Die Experimente zeigen, dass diese Nanopartikel gesunde Haut nicht durchdringen können, sondern auf der Hautoberfläche bleiben.“

Laut BfR ist der Einsatz von Nanopartikeln in UV-Filtern für Sonnenschutzmittel gesundheitlich unbedenklich, wenn die Mittel nur auf ungeschädigter Haut angewendet werden. „Und für die Anwendung auf geschädigter Haut, etwa wenn man bereits einen Sonnenbrand hat, sind diese Mittel nicht gedacht“, betont Lademann. „Mit Sonnenbrand sollte man eine weitere Sonnenexposition unbedingt vermeiden.“

Selbstbräuner: Gesunde Alternative zur Sonne?

Trotz der massiven Hautkrebsgefahr – „Hautkrebs wird künftig die häufigste Krebserkrankung sein“, sagt Lademann – stellt ein gebräunter Körper weiterhin ein Schönheitsideal dar. Viele Menschen greifen deshalb – da sie als gesunde Alternative zur Sonne gelten – zu Selbstbräunern.

Die meisten Selbstbräuner enthalten Dihydroxyaceton (DHA). Die Hautverfärbung kommt durch die so genannte Maillard-Reaktion zustande. Hierbei reagiert das DHA mit Proteinen/Aminosäuren des Stratum corneum der oberen Epidermis, und es bilden sich braune Pigmente. Als Dihydroxyacetonphosphat kommt DHA im Körper als natürliches Zwischenprodukt des Stoffwechsels vor. Es gilt als gesundheitlich unbedenklich. In den 1920er-Jahren wurde es sogar als potenzieller Diabetiker-Süßstoff erprobt. Hautreizungen und Allergien sind selten.

Zweifel an der gesundheitlichen Unbedenklichkeit von Selbstbräunern kamen in den vergangenen Jahren immer wieder aufgrund kleinerer Studien auf, darunter 2004 ein Bericht dänischer Dermatologen. Demnach könnten Selbstbräuner die DNA schädigen und die Apoptoserate erhöhen. „Die Maillard-Reaktion kann nicht nur mit freien Aminosäuren an der Hautoberfläche stattfinden, sondern auch mit freien Aminosäuren der DNA“, berichteten seinerzeit die Forscher vom Bispebjerg Hospital in Kopenhagen im Fachblatt Mutation Research [4].

2008 fand sich in einer Untersuchung der Zeitschrift Öko-Test in einem Großteil der 17 überprüften Selbstbräuner der krebsverdächtige Stoff Formaldehyd, der die Schleimhäute reizt und Allergien auslösen kann [5]. Formaldehyd entsteht, wenn DHA durch Wärme oder bei längerer Lagerzeit zerfällt. Selbstbräuner kauft man deshalb idealerweise in Läden mit hohen Umschlagszahlen, lagert sie kühl und braucht sie möglichst zügig auf.

Risikobewertung: Selbstbräuner sind wahrscheinlich unbedenklich

Die letzte gesundheitliche Bewertung von Selbstbräunern bzw. den darin enthaltenen Bräunungssubstanzen stammt aus dem Jahr 2000. Basierend auf der damals zur Verfügung stehenden Evidenz kam die BfR-Kosmetik-Kommission zu dem Schluss, dass gegen die Verwendung von DHA in Kosmetika keine toxikologischen Bedenken bestehen.

„Die Experimente zeigen, dass diese Nanopartikel
gesunde Haut nicht durchdringen können, sondern auf der Hautoberfläche bleiben.“
Prof. Dr. Jürgen Lademann

2010 bestätigte das Scientific Committee on Consumer Safety (SCCS) der Europäischen Kommission diese Auffassung: Nach einer Überprüfung der vorhanden Evidenz kommt das Gremium zu dem Schluss, dass „die Benutzung von Dihydroxyaceton als Inhaltsstoff in Selbstbräunern bis zu einer Konzentration von 10% kein gesundheitliches Risiko für den Verbraucher darstellt“ [6].

In so genannten Bräunungsduschen bzw. Spraykabinen wird DHA in einer wässrigen Lösung und in Konzentrationen bis zu 14% verwendet. Abgesehen vom Hautkontakt, kann es hier auch passieren, dass DHA eingeatmet wird. Basierend auf einer Studie an Ratten, die über 4 Stunden hohe Dosen DHA einatmen mussten, kommt das SCCS jedoch auch hier zu dem Fazit, dass keine Gesundheitsgefahr besteht.

Referenzen

Referenzen

  1. Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR): Fragen und Antworten zur Risikobewertung von kosmetischen Mitteln, 3. März 2014
    www.bfr.bund.de/cm/343/fragen-und-antworten-zur-risikobewertung-von-kosmetischen-mitteln.pdf
  2. [2] Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA): Sicherheit von Aluminium in Lebensmitteln
    www.efsa.europa.eu/de/press/news/afc080715.htm
  3. [3] Verbrauchs- und Medienanalyse (VuMA) 2014
    www.vuma.de/de/die-studie.html
  4. [4] Petersen AB, et al: Mutat Res 2004; 560(2):173-186
    http://dx.doi.org/10.1016/j.mrgentox.2004.03.002
  5. Öko-Test Februar 2008: Test Selbstbräuner
    www.oekotest.de/cgi/index.cgi?artnr=66767&bernr=10
  6. Scientific Committee on Consumer Safety (SCCS): Opinion on Dihydroxyacetone, 14. Dezember 2010
    http://ec.europa.eu/health/scientific_committees/consumer_safety/docs/sccs_o_048.pdf

Autoren und Interessenkonflikte

Nadine Eckert
Es liegen keine Interessenkonflikte vor.

Lademann J: Es liegen keine Erklärungen zu Interessenkonflikten vor.

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