Schlachtfeld Fußball-WM: Die Top 10 der Verletzungen

Shari Langemak | 18. Juli 2014

Autoren und Interessenkonflikte

Bilder wie diese hielten Deutschland in Atem. Als es bei der Fußball-Weltmeisterschaft (WM) um alles ging, gaben die Spieler auch alles her – wie in diesem Fall Bastian Schweinsteiger. Im Finale gegen Argentinien konnten den Unkaputtbaren kein Tritt, kein Krampf und nicht einmal der Schlag von Sergio Agüero vom Rasen bewegen. Schweinsteiger kämpfte weiter, auch mit blutender Platzwunde.

Doch auch im Hintergrund wurde gekämpft. Die weniger gefeierten Stars der WM sind die Mannschaftsärzte, wie in diesem Fall Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, der Schweinsteiger mit einer flinken Naht versorgte. Welche zahlreichen Verletzungen  Müller-Wohlfahrt und seine internationalen Kollegen bei dieser WM sonst noch beurteilen und versorgen mussten, lassen wir in dieser Slideshow noch einmal Revue passieren.

Slide 1.

Am meisten gezittert wurde wahrscheinlich bei der Verletzung von Neymar da Silva Santos. Dem 22-Jährigen rammte ein Gegner sein Knie  in den Rücken  – mit tragischen Folgen für den Vollblut-Fußballer. Im Krankenhaus wurde bei ihm eine Fraktur des 3. Lendenwirbels festgestellt. Immerhin war der Bruch nicht kompliziert, und wird in den kommenden Wochen konservativ mit einem Stützgurt behandelt. Tatsächlich selten ist seine Verletzung allerdings nicht. Jährlich werden in Europa mehr als 400.000 Wirbelkörperfrakturen neu diagnostiziert [1]. Bis 2050 erwarten Epidemiologen sogar eine Verdoppelung dieser Verletzungen [2].

Klar ist, dass die meisten dieser Frakturen nicht auf einen Sportunfall, sondern eine Osteoporose zurückzuführen sind. Doch wie viel Prozent der Wirbelkörperfrakturen entstehen genau infolge dieser typischen Alterserkrankung?

a) 40%

b) 50%

c) 75%

d) 80%

e) 90%

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Richtige Antwort: d) 80% [3]

Die hier gezeigte Verletzung ist dagegen hoffentlich weniger häufig. Im Spiel Urugay gegen Italien hat Luis Suarez wieder einmal zugebissen – für ihn bereits das dritte Mal bei einem Fußballspiel. Die FIFA sprach dafür vier Monate Verbot für alle Fußball-assoziierten Aktivitäten, eine Sperre für neun internationale Fußballspiele und eine Strafe von 100.000 Schweizer Franken aus.

Der Gebissene, Giorgio Chiellini, ist anscheinend nur mit zwei deutlichen Bissabdrücken gestraft. Doch nicht immer verlaufen diese Verletzungen so komplikationslos. Der Biss eines Menschen gilt oft sogar als gefährlicher als der eines Tieres, da er sich häufiger infiziert. Dafür gibt es gleich mehrere Gründe. So stellen sich Patienten mit Menschenbissen in der Regel später als Patienten mit anderen Verletzungen in der Notaufnahme vor. Diese Bisse befinden sich häufig an den oberen Extremitäten, Händen und avaskulären Strukturen wie dem Ohrknorpel [4].

Darüber hinaus enthält menschlicher Speichel mehr als 50 Bakterienspezies, von denen einige besonders häufig Ursache einer Menschenbiss-Infektion sind [5]. Welche der genannten gehört nicht dazu?

a) Streptokokken

b) Staphylokokken

c) Clostridien

d) Eikenella

e) Prevotella

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Richtige Antwort: c) Clostridien [6]

Eine typischere Fußballer-Verletzung zog sich dagegen Shkodran Mustafi im Achtelfinale gegen Algerien zu. Er erlitt einen Muskelbündelriss im linken Oberschenkel. Etwa jede dritte Verletzung beim Fußball betrifft die Muskulatur des Oberschenkels. Zerrungen, Faser- und Bündelrisse treten vor allem im Bereich der ischiokruralen Muskulatur auf. Unabhängig ihrer Lokalisation werden Muskelfaserrisse nach dem sogenannten PECH-Schema versorgt. Wofür stehen dabei die einzelnen Buchstaben?

a) Pause, Entspannen, Kompression (Compression), Heparin

b) Pause, Eis, Kompression (Compression), Hochlagern

c) Pause, Eis, Kompression (Compression), Heparin

d) Pause, Eis, Kortison (Cortison), Heparin

e) Pause, Eis, Kaffee (Coffee), Hinlegen

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Richtige Antwort: b) Pause, Eis, Kompression, Hochlagern

In den Pausen wurden oft schwere Verletzungen diagnostiziert – mit erheblichen Konsequenzen für die Spieler: Mustafi musste die WM fortan als Zuschauer weiterverfolgen. Fábio Coentrão, der sich im Spiel Portugal gegen Deutschland eine Adduktorenverletzung am rechten Oberschenkel zuzog, schied ebenso aus der WM aus. Adduktorenzerrungen sind eine ganz typische Verletzung beim Fußball. Eine skandinavische Studie zählte auf 100 Fußballspieler 10 bis 18 Adduktorenverletzungen pro Jahr [7]. Denn beim Fußball kommt es besonders häufig zu Bewegungen, die in einer Adduktorenzerrung enden können. Welche der folgenden gehören dazu?

a) Rasche Adduktion der Hüfte gegen eine Abduktionskraft

b) Akute und erzwungene Abduktion mit ungewöhnlicher Streckung der Sehne

c) Schnelle Beschleunigung beim Sprinten

d) nur a) und b)

e) a), b) und c)

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Richtige Antwort: e) a), b) und c) sind richtig [8]

Nach dieser WM könnte man allerdings auch den Eindruck bekommen, dass ebenso die Gehirnerschütterung als klassische Fußballer-Verletzung zu werten ist. Zumindest kam es diesmal mehr als einmal zu schmerzhaften Kopfstößen – zum Beispiel bei Christoph Kramer. Sein Kopf prallte mit voller Wucht gegen die Schulter des Argentiniers Ezequiel Garay. Danach taumelte der Kramer noch für gut 10 Minuten benommen über den Rasen, bis er letztlich durch André Schürrle ausgewechselt worden ist.

Nach dem Spiel berichtete Kramer von Erinnerungslücken – an die erste Halbzeit könne er sich gar nicht mehr erinnern. Welche Form der Amnesie liegt bei ihm vor?

a) retrograde Amnesie

b) anterograde Amnesie

c) transitorisch-globale Amnesie

d) dissoziative Amnesie

e) lakunäre Amnesie

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Richtige Antwort: a) retrograde Amnesie

Mit einer Amnesie hatte Christian Noboa zwar nicht zu kämpfen, seine Kopfverletzung war aber wohl mindestens ebenso schmerzhaft wie die von Kramer. Der ecuadorianische Mittelfeldspieler stieß heftig mit dem Kopf des französischen Spielers Blaise Matuidi zusammen. Das Resultat war eine stark blutende Platzwunde – für Noboa nicht Grund genug, das Spielfeld zu verlassen. Er wurde kurzerhand mit Verband und einer netzartigen Mütze versorgt, und spielte einfach weiter.

Mittlerweile ist eine heiße Diskussion darüber entfacht, ob man die vielen Fußballspieler, die während der WM eine Kopfverletzung erlitten haben, einfach wieder auf das Spielfeld schicken hätte dürfen. Letztlich zeigten viele von ihnen die klassischen Symptome einer Gehirnerschütterung. Welches der genannten ist kein fakultatives Symptom?

a) Kopfschmerzen

b) kurzer Bewusstseinsverlust

c) Amnesie

d) Erbrechen

e) Geräuschempfindlichkeit

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Richtige Antwort: b) kurzer Bewusstseinsverlust (= obligates Symptom)

Ebenso blieb der Argentinier Javier Mascherano auch nach seiner Verletzung im Spiel. Als er und Georginio Wijnaldum in der 27. Minute des Halbfinales dem Ball hinterhersprangen, prallten ihre Köpfe mit Wucht gegeneinander. Mascherano wirkte zunächst nur benommen, taumelte und stürzte schließlich zu Boden. Doch bereits wenige Minuten später war er wieder mitten im Spiel dabei.

Leider blieb es für Mascherano nicht bei dieser einen schmerzhaften Erfahrung. Kurz vor Abpfiff des Halbfinales gegen die Niederlande verletzte er sich an einer ganz anderen, unangenehmen Stelle. Während er zum Angriff gegen Arjen Robben ausholte, zog er sich eine schmerzhafte Fissur am Anus zu. Immerhin, der Schmerz hat sich wahrscheinlich gelohnt: Mascherano’s Einsatz wurde im Nachhinein als spielentscheidend bewertet.

Analfissuren sind natürlich keine klassische Fußballerverletzung, aber auch infolge ihrer vielen Risikofaktoren häufig. Nach welchen der genannten sollten Sie bei wiederholten Analfissuren fahnden?

a) Sexuelle Vorlieben

b) Chronisch entzündliche Darmerkrankungen

c) Diarrhoe

d) Keine der genannten

e) Alle der genannten

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Richtige Antwort: e) alle der genannten

Und noch eine blutige Kopfverletzung. Bereits in der 5. Spiel-Minute prallten der schweizerische Verteidiger Steve von Bergen und der französische Stürmer Olivier Giroud aufeinander. Giroud streckte seinen Fuß gen Ball – und traf stattdessen von Bergen mitten ins Gesicht. Mit einer klaffenden Platzwunde unterhalb seines linken Auges ging der Schweizer zu Boden. Die wahre Härte dieses Trittes offenbarte sich in der darauffolgenden Bildgebung. Von Bergen erlitt eine Fraktur der Orbita.

Welche der folgenden Umstände würden für eine operative Versorgung seiner Verletzung sprechen?

a) Kopfschmerzen

b) Fraktur betrifft mehr als 50% des Orbitabodens

c) Andauernde Diplopie

d) a, b und c sind richtig

e) b und c sind richtig

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Richtige Antwort: e) b und c sind richtig [9]

Dass nicht nur Tritte, Schläge und Zusammenstöße Knochen bersten lassen können, bewies die Verletzung von Michael Babatunde. Der Nigerianer stand im Spiel gegen Argentinien nämlich gleich aus zweierlei Gründen schlecht: Erstens blockierte er versehentlich den Torschuss seines Teamkollegen Ogenyi Onazi. Und zweitens fing er diesen knallharten Schuss auch noch mit seinem rechten Arm auf – der daraufhin brach. Unter was für einer Fraktur Babatunde genau litt, wurde leider bisher noch nicht bekannt.

Beim Unterarm werden verschiedene Verletzungsmuster unterschieden. Wie nennt man eine Kombination aus einer Fraktur des Ulnaschaftes mit einer Luxation des Radiusköpfchens?

a) Monteggia-Fraktur

b) Galeazzi-Fraktur

c) Chassaignac-Verletzung

d) Colles-Fraktur

e) Smith-Fraktur

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Richtige Antwort: a) Monteggia-Fraktur

Vom Armbruch, über die Analfissur bis hin zum Wirbelbruch – die Fußball-WM 2014 präsentierte ihren Zuschauern mehr als eine ungewöhnliche Verletzung. Doch auch die Klassiker – Muskelfaserrisse und mittlerweile wohl auch die Gehirnerschütterung – trafen viele Profifußballer. Nach Abschluss der WM 2014 haben diese nun endlich die Ruhe, die sie zur hoffentlich vollständigen Genesung brauchen. Zeit dafür sollten sie sich wahrlich nehmen – denn die nächste Verletzung kommt nahezu bestimmt.

Slide 11.

Referenzen

Referenzen

  1. Masala S, et al: J Chemother 2004; 16 Suppl 5: 30–33
    http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15675473?dopt=Abstract
  2. Stein KV, et al: WMW Wiener Medizinische Wochenschrift 2009; 159: 253–261
    http://dx.doi.org/10.1007/s10354-009-0674-8
  3. Watts NB,et al: Osteoporosis Int 2001; 12: 429–437
    http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/11446557
  4. Henry FP, et al: Emerg Med J. 2007;24:455–458
    http://dx.doi.org/10.1136/emj.2006.045054
  5. Perron AD, et al: Am J Emerg Med. 2002;20:114–117
    http://dx.doi.org/10.1053/ajem.2002.31146
  6. Patil PD, et al: J Emerg Trauma Shock. 2009 Sep-Dec; 2(3): 186–190
    http://dx.doi.org/10.4103/0974-2700.55331
  7. Nielsen AB, et al: Am J Sports Med. 1989;17(6):803-807
    http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/2516415
  8. Rimando MP et al: Medscape.com, 17. Januar 2012
    http://emedicine.medscape.com/article/307308-overview
  9. Mathur NN, et al:  Medscape.com, 14. Juli 2014
    http://emedicine.medscape.com/article/867985-overview

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Shari Langemak
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