Immer wieder ermahnen Ärzte vor allem ihre Hypertonie-Patienten, nicht so viel Salz zu essen. Im British Medical Journal ermahnen schottische Pharmakologen nun die Ärzte, dabei das Natrium in Arzneimitteln nicht außer Acht zu lassen.
das kardiovaskuläre Risiko, egal ob es aus der Nahrung oder aus Arzneimitteln stammt.“
Vor allem Brausetabletten enthalten signifikante Mengen an Natrium, die das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen nach oben treiben können. Eine lösliche Paracetamol-Tablette mit 500 mg Wirkstoff kommt beispielsweise auf 427,8 mg Natrium. In einer Kohorte von mehr als 1,2 Millionen britischen Hausarztpatienten hatten Personen, die natriumhaltige Arzneimittel eingenommen hatten, mit einer 1,24-mal so hohen Wahrscheinlichkeit einen Schlaganfall wie alters- und geschlechtsangepasste Kontrollen.
Die Autoren um Dr. Jacob George vom Ninewells Hospital im schottischen Dundee fanden ein erhöhtes Risiko für Bluthochdruck, Schlaganfall und für die Gesamtmortalität bei Patienten, die natriumhaltige Arzneimittel eingenommen hatten. Die Zahl der Herzinfarkte und vaskulären Todesfällen war nicht erhöht.

„Natrium erhöht das kardiovaskuläre Risiko, egal ob es aus der Nahrung oder aus Arzneimitteln stammt“, sagte der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Pharmakologie, Prof. Dr. Lutz Hein, im Gespräch mit Medscape Deutschland. „Patienten, die bereits ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko haben, sollte man also keine natriumhaltigen Arzneimittel verschreiben. Man kann dem Patienten nicht sagen, er soll seine Ernährung umstellen und weniger Salz essen, nur um ihm dann grammweise Natrium beispielsweise in Schmerzmitteln gegen Gelenkbeschwerden zu verschreiben.“
Die Botschaft der Studie sei also durchaus richtig und wichtig – auch wenn die Studie nach Heins Auskunft gravierende methodische Mängel aufweist.
sagen, er soll seine Ernährung umstellen und weniger Salz essen, nur um ihm dann grammweise Natrium … zu verschreiben.“
Wichtige Botschaft, schlecht verpackt
Tatsächlich enthielt die Kohorte von gut 60.000 Patienten, bei denen ein Herz-Kreislauf-Ereignis eingetreten war, bereits von Anfang an signifikant mehr Raucher, Herzkranke, Diabetiker und Nierenkranke als die Kontrollgruppe. Die Autoren betonen, dass diese Unterschiede durch statistische Adjustierung bei den Ergebnissen ausgeglichen worden seien. Doch: „Eine unterschiedliche Startgruppe kann man nicht durch eine statistische Adjustierung wieder auf das gleiche Niveau der Aussagekraft heben, wie wenn man von vornherein mit möglichst identischen Gruppen arbeitet“, sagt Hein.
Als exponiert galt, wer zwischen 1987 und 2010 von seinem Hausarzt mindestens 2 Rezepte für natriumhaltige Medikamente erhalten hatte. Die Autoren geben an, dass die Natriumaufnahme aus natriumhaltigen Arzneimitteln in der Studie bei ca. 2,5 g am Tag gelegen habe. Damit sei die empfohlene Tageszufuhr an Natrium von 2,4 g bereits überschritten worden – und das nur aus den Arzneimitteln.
„In der Regel gibt
es Alternativen zu natriumhaltigen Medikamenten.
Man muss nur beim Verschreiben daran denken.“
„Ebenso wie Nahrungsmittelhersteller sollten Pharmaunternehmen dazu verpflichtet oder mindestens dazu angehalten werden, den Natriumgehalt von Arzneimitteln anzugeben“, so die Autoren. Die Öffentlichkeit müsse vor der möglichen Gefahr durch natriumhaltige Arzneimittel gewarnt werden.
„In der Regel gibt es Alternativen zu natriumhaltigen Medikamenten. Man muss nur beim Verschreiben daran denken”, sagt Hein. Die Studie bestätigt dies: Zu den 24 natriumhaltigen Medikamenten, die George und seine Kollegen untersuchten, fanden sie insgesamt 116 natriumfreie Alternativen.