Knochendichte-Verlust bei Brustkrebs: Calcium und Vitamin D ohne positiven Effekt?

Dr. Susanne Heinzl | 18. September 2013

Autoren und Interessenkonflikte

Brustkrebspatientinnen erhalten häufig Calcium und Vitamin D, um die Entstehung einer Osteoporose zu verhindern. Neue Untersuchen des Krebsepidemiologen Dr. Gary G. Schwartz vom Wake Forest Baptist Medical Center, Winston-Salem, USA, belegen jedoch, dass sich mit den bislang empfohlenen Dosen eine Abnahme der Knochendichte nicht verhindern lässt.

Für Prof. Dr. med. Peyman Hadji, Leiter des Schwerpunkts Gynäkologische Endokrinologie, Reproduktionsmedizin und Osteologie am Universitätsklinikum Marburg, sind die Ergebnisse nicht überraschend. Bereits in früheren Analysen hätte sich gezeigt, dass eine Ergänzung mit Calcium und Vitamin D nur bei sehr selektionierten Patientengruppen einen positiven Einfluss habe.

„Aufgrund von Studienergebnissen aus den letzten 12 Monaten haben wir eine Calcium-
supplementierung zugunsten einer für den Knochen-
stoffwechsel gesunden Ernährung komplett aufgegeben.“
Prof. Dr. med. Peyman Hadji

Etwa ein Drittel aller Frauen nach der Menopause erleiden eine Osteoporose-assoziierte Fraktur. Bei Frauen mit Brustkrebs kann das Risiko aufgrund verschiedener therapeutischer Maßnahmen wie Chemo- und hormonentziehender Therapie weiter zunehmen. Im Vergleich zu gesunden Frauen in der Menopause, bei denen die Knochendichte pro Jahr um etwa 1 bis 2% sinkt, nimmt sie bei Frauen mit Brustkrebs etwa 2- bis 3-mal stärker ab. Daher wird in zahlreichen Leitlinien und Empfehlungen geraten, bei diesen Patientinnen Calcium und Vitamin D zu ergänzen.  

Kein nachweisbarer Nutzen aber Risiken

Die Arbeitsgruppe von Schwartz analysierte nun in einem systematischen Review Studien, in denen Calcium und Vitamin D zur Osteoporose-Prävention bei Frauen mit Mammakarzinom eingesetzt worden waren. In den Studien wurden die Werte der Knochendichtemessung vor und nach der Supplementierung verglichen. Wie die nun online in der Zeitschrift Critical Reviews in Oncology/Hematology publizierten Ergebnisse zeigen, ergab sich jedoch in nahezu jeder der 16 analysierten Studien, dass die Gabe von täglich 500 bis 1.500 mg Calcium und 200 bis 1.000 IE Vitamin D den Verlust an Knochendichte nicht verhindern konnte.

„Obwohl es denkbar ist, dass die Supplementierung den Knochendichteverlust verringert (so könnte er bei Patientinnen ohne Supplementierung noch höher sein), kann aufgrund des Fehlens einer direkten nicht supplementierten Vergleichsgruppe keine Schlussfolgerung zur Wirkung der Supplementierung gezogen werden“, schreiben die Autoren. Zu bedenken sei jedoch, dass es zunehmend Hinweise gäbe, dass Calciumgaben das kardiovaskuläre Risiko erhöhen können. Auch die zur Behandlung des Mammakarzinoms eingesetzte Therapie kann sich ungünstig auf das kardiovaskuläre Risiko auswirken. Daher müssten Sicherheit und Wirksamkeit von Calcium- und Vitamin-D-Gaben bei Frauen mit Brustkrebs dringend in prospektiven Studien untersucht werden.

Osteoporose-Risiko nach Brustkrebsdiagnose abklären

„Aufgrund von Studienergebnissen aus den letzten 12 Monaten haben wir eine Calciumsupplementierung zugunsten einer für den Knochenstoffwechsel gesunden Ernährung komplett aufgegeben“, erläutert Hadji seine Position gegenüber Medscape Deutschland. Aber: „Eine Vitamin-D-Supplementierung von bis zu 2.000 IE täglich sollte unbedingt weiterhin empfohlen werden.“ Hadji rät außerdem, das Osteoporose-Risiko von Frauen nach der Diagnose eines Mammakarzinoms unbedingt abzuklären.

Referenzen

Referenzen

  1. Datta M, et al: Crit Rev Oncol Hematol (online) 12. August 2013
    http://dx.doi.org/10.1016/j.critrevonc.2013.07.002

Autoren und Interessenkonflikte

Dr. Susanne Heinzl
Es liegen keine Interessenkonflikte vor.

Schwartz GG, Datta M: Es liegen keine Interessenkonflikte vor.

Hadji P: Es liegen keine Erklärungen zu Interessenkonflikten vor.

Wir bitten darum, Diskussionen höflich und sachlich zu halten. Beiträge werden vor der Veröffentlichung nicht überprüft, jedoch werden Kommentare, die unsere Community-Regeln verletzen, gelöscht.