Im Zeitraum zwischen Oktober 2001 und Juni 2009 erfolgte mit diesem Verfahren bei 105 Patienten mit einem Adenokarzinom des mittleren und unteren Rektumdrittels die operative Therapie. In einer retrospektiven Analyse wurden Blasen- und Sexualfunktionsstörungen unter Verwendung des ‚International Prostata Symptom Score‘ und des ‚International Index of Erectile Function‘ erhoben. Ddie Überlebensraten wurden mittels der Kaplan-Meier-Methode berechnet.
Rückblickend präsentierte sich die Wasserstrahldissektion als Technik mit akzeptabler Morbidität und Mortalität. Das onkologische Langzeitergebnis im Sinne der Lokalrezidivrate und des 5-Jahres-Überlebens ist mit anderen Zentren aus der internationalen Literatur vergleichbar [16].
Urogenitale Funktionsstörungen nach multimodaler Therapie des Rektumkarzinoms sind, mit Blick auf die internationale Literatur, ein häufiges und für den Patienten belastendes Problem. In Studien werden Raten an Blasenfunktionsstörungen zwischen 3% und 30% und Sexualfunktionsstörungen zwischen 4,5% und 63% beschrieben [8, 9, 17-19]. Die Ursachen der urogenitalen Dysfunktion sind hierbei als multikausal anzusehen. Diskutiert werden unter anderem die Lageveränderung der Organe und die entzündliche Reaktion im kleinen Becken sowie etwaige perioperative Komplikationen, wie eine direkte Organverletzung oder eine Anastomoseninsuffizienz.
Maßgeblich für das urogenitale Ergebnis scheinen aber insbesondere die intraoperative Nervenschädigung selbst sowie die stadienadjustierte Radiochemotherapie zu sein [7, 20]. In einfachen Fällen lassen sich entsprechende postoperative Dysfunktionen auf den jeweiligen Schädigungsort zurückführen. Eine Verletzung der sympathischen Fasern kann hierbei in einer Blaseninstabilität mit Harnblaseninkontinenz und einem Ejakulationsverlust münden. Eine Verletzung des parasympathischen Anteils hingegen kann zur Blasenentleerungsstörung und erektilen Dysfunktion führen.
Aufgrund der o.g. Begebenheiten sind damit natürlich auch kombinierte Dysfunktionen bei Mehrfachverletzungen der Leitstrukturen oder bei Schädigung der gemeinsamen Endstrecke denkbar. Hinzu kommt, dass im Rahmen einer abdominoperinealen Exstirpation nicht nur sympathische und parasympathische Bahnen beim abdominellen Teil der Operation, sondern auch somatische Fasern des N. pudendus beim perinealen Operationsschritt gefährdet werden, die ebenfalls für den Kontinenzmechnismus verantwortlich sind.