Allergische Sensibilisierungen
Die DEGS1 zeigt eine nach wie vor hohe Prävalenz allergischer Sensibilisierungen gegen Inhalations- und Nahrungsmittelallergene. Bei 7.025 Teilnehmern wurden Blutproben auf IgE-Antigene gegen 50 verbreitete Einzelallergene untersucht sowie 2 Tests mit je einer Mischung aus Aeroallergenen und Gräserpollen durchgeführt. Insgesamt wiesen 48,6% mindestens eine Sensibilisierung auf – und zwar mehr Männer als Frauen, mehr Jüngere als Ältere und mehr Teilnehmer mit höherem SES. Auf Aeroallergene reagierten 33,6%, auf Nahrungsmittelallergene 25,5%, auf Insektengifte 22,5%. Im Vergleich zum BGS98 sind heute 3,8% mehr Menschen sensibel gegen Inhalationsallergene, vor allem Frauen.
Im 10-Jahres-Trend ist die Prävalenz von 32,7% auf 28,7% gesunken. Aktuell leiden fast 20% der Erwachsenen an mindestens einer Allergie. Die Lebenszeitprävalenz für Asthma bronchiale beträgt 8,6%, für Heuschnupfen 14,8%, Neurodermitis und Urtikaria jeweils 3,5%, Kontaktekzeme 8,1%, Nahrungsmittelallergien 4,7% und Insektengiftallergien 2,8%. Insgesamt ist bei einem knappen Drittel mindestens eine Allergie ärztlich diagnostiziert worden. Generell häufiger betroffen sind Frauen und Jüngere mit hohem SES, die in den Großstädten der alten Bundesländer leben. In der vergangenen Dekade stieg die Lebenszeitprävalenz für Asthma um knapp 3%, die für Urtikaria und Kontaktekzeme sank, für Heuschnupfen, Neurodermitis und Nahrungsmittelallergie blieb sie unverändert.
Impfungen und eine gute Immunität auf Bevölkerungsebene sind der beste Schutz gegen Infektionen mit dem Hepatitis-A- und B-Virus (HAV / HBV). Ein Rückgang der natürlichen Durchseuchung zeigt sich bei HAV – ist jedoch altersabhängig: Die Seroprävalenz von Antikörpern gegen HAV beträgt 48,6%, verglichen mit den Werten im BGS98 ist sie deutlich höher bei den 18- bis 39-Jährigen und deutlich niedriger bei den 50- bis 79-Jährigen. Die Immunität gegen HBV liegt bei 22,9%. 5,1% weisen Marker für eine Infektion auf, der Wert ist signifikant niedriger als vor 10 Jahren. Die Durchseuchung mit Hepatitis-C-Viren liegt bei 0,3% – eine im internationalen Vergleich niedrige Prävalenz.
Depressive Symptomatik und diagnostizierte Depressionen
Eine repräsentative Stichprobe bei 7.988 Erwachsenen zu depressiven Symptomen mit dem Patient Health Questionnaire (PHQ-9) und zu diagnostizierten Depressionen mittels ärztlichem Interview bestätigt die bekannten Zusammenhänge von Depressionen mit Alter, Geschlecht und sozioökonomischem Status (je höher, je seltener): Demnach besteht eine depressive Symptomatik (PHQ-9 >10 Punkte) bei 8,1% der Erwachsenen (Frauen 10,2%; Männer 6,1%). Besonders betroffen sind beide Geschlechter in der Altersgruppe 18-29, danach entspannt sich die Lage.
Die Lebenszeitprävalenz für eine Major Depression beträgt 11,6% (Frauen 15,4%; Männer 7,8%) und ist am höchsten bei 60- bis 69-Jährigen. Der 12-Monats-Trend liegt bei 6,0% (Frauen 8,1%; Männer 3,8%) und ist am höchsten bei 50- bis 59-Jährigen. Bei Frauen, aber nicht bei Männern sinken die Diagnoseprävalenzen mit steigendem SES.
In der operativen Gynäkologie gehören Hysterektomien (HE) zu den am häufigsten durchgeführten Eingriffen. Indes: Genaue Daten gibt es nicht. Die DEGS1 ist nach eigenen Angaben die erste Studie, in der deutschlandweit und bevölkerungsrepräsentativ die HE-Prävalenz erhoben wird. Insgesamt wurden 17,5% (n=689) der befragten 18- bis 79-jährigen Frauen hysterektomiert, 49,1% zwischen dem 40. und 49. Lebensjahr. 6,1% gaben eine Tumorerkrankung an; bei 19,7% wurde eine Hysterektomie mit ein- oder beidseitiger Adnexektomie durchgeführt. Signifikante Prävalenzunterschiede zeigen sich mit Blick auf Sozialstatus, Wohnort im Jahr 1988, Anzahl der Lebendgeburten und Körpergewicht. Was diese Faktoren letztlich bedeuten, soll in weiteren Analysen genauer untersucht werden.
Körperliche und psychische Gewalterfahrungen
Ebenfalls zum ersten Mal wurden Daten zu körperlicher und psychischer Gewalt in Partnerschaft und Familie, am Arbeitsplatz und im öffentlichen Raum in einem bundesweit repräsentativen Gesundheitssurvey erhoben. Von 5.939 Teilnehmern zwischen 18 und 64 berichtete etwa jeder 20. über körperliche Gewalterfahrungen in den vergangenen 12 Monaten, Männer häufiger als Frauen. Umgekehrt gab es bei der Ausübung körperlicher Gewalt (insgesamt 3,7%) keine nennenswerten Geschlechtsunterschiede. Über Opfererfahrungen von psychischer Gewalt berichtete etwa jeder 5., über Tätererfahrungen jeder 10. Teilnehmer.
Frauen waren tendenziell häufiger Opfer, sie waren aber signifikant häufiger Täterinnen von körperlicher und psychischer Gewalt im häuslichen Bereich (Partnerschaft, Familie). Männer gaben dagegen häufiger an, am Arbeitsplatz sowie im öffentlichen Raum sowohl Täter als auch Opfer gewesen zu sein. Durchgängig häufiger betroffen waren 18- bis 29-Jährige sowie Erwachsene mit niedrigem Sozialstatus. Mehr als 75% der Opfer von körperlicher Gewalt und ca. 60% derer von psychischer Gewalt fühlten sich in ihrem Befinden stark oder sehr stark beeinträchtigt – das galt insbesondere für Männer im Rahmen von häuslicher Gewalt.