Die Deutschen fühlen sich gesünder denn je – aber bleiben sie es auch?

Andrea S. Klahre | 4. Juni 2013

Autoren und Interessenkonflikte

  • Der sozioökonomische Status ist nach wie vor eine der wichtigsten Einflussgrößen für Gesundheit.
  • Quer durch alle Altersgruppen schätzen Dreiviertel der Männer und Frauen ihre Gesundheit als gut bis sehr gut ein.
  • Es zeigt sich sowohl ein Trend zu mehr sportlicher Aktivität als auch zu regelmäßiger Krebsfrüherkennung.
  • Mehr als jeder Zehnte ist stark stressbelastet.
  • Bei 17,9% der Männer und 20,3% der Frauen sind die Gesamtcholesterinwerte massiv erhöht.
  • Rund 7,2% der Bevölkerung zwischen 18 bis 79 Jahren erhielt im Laufe des Lebens die Diagnose Diabetes.
  • Etwa 2,5% der Frauen und 7% der Männer zwischen 40 und 79 haben einen Herzinfarkt überlebt.

Das sind einige der Ergebnisse der unter der Regie des Robert Koch-Institut (RKI) laufenden „Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland“ (DEGS1). Der erste Teil wurde soeben publiziert [1]. Für die Quer- und Längsschnittstudie haben von 2008 bis 2011 insgesamt 7.238 Teilnehmer zwischen 18 und 79 Jahren an einem der 180 Studienzentren ein rund zweistündiges Untersuchungs- und Befragungsprogramm absolviert; weitere 914 wurden nur schriftlich und telefonisch befragt.

Eine Modulstudie befasste sich zudem mit der „Zusatzuntersuchung psychische Gesundheit“. Im Mittelpunkt der DEGS1 standen die großen Volkskrankheiten, daher wurden die Untersuchungen um umfangreiche Labormessungen von mehr als 120 Parametern in Blut und Urin ergänzt.

Das Mammutprojekt gibt nach dem Bundesgesundheitssurvey 1998 (BGS98) und analog zu KiGGS, der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen von 2007, ein aktuelles umfassendes und repräsentatives Abbild vom Gesundheitszustand und -verhalten Erwachsener. In 34 Beiträgen sind die Ergebnisse in einem Doppelheft des Bundesgesundheitsblatts (Ausgabe Mai/Juni 2013) erschienen und einzeln als pdf-Dateien online verfügbar.

Ausgeschöpft sind die „Datenschätze“ damit nicht, in einer zweiten Welle wird ab 2014 weiter ausgewertet werden. Unter dem sinnigen Titel „Monitoring und kein Ende: Nach dem Survey ist vor dem Survey“ schreibt Dr. Bärbel-Maria Kurth, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring des RKI, im Editorial: „Die Frage, wohin die gesundheitliche Entwicklung geht, ist insbesondere im Zusammenhang mit dem demografischen Wandel von großer Bedeutung. Unsere Ergebnisse zur Entwicklung von Risikofaktoren wie Übergewicht, Adipositas, Rauchen, Alkoholkonsum und körperliche Aktivität setzen sowohl positive Signale als auch Warnzeichen und können die Basis für evidenzbasierte Präventionsstrategien sein.“ Dies gilt z.B. für Messdaten zur körperlichen Leistungsfähigkeit, die erstmals in einer bundesweiten Stichprobe gleichzeitig mit Angaben zum Bewegungsverhalten erhoben wurden.

Die inhaltlichen Schwerpunkte der DEGS1 betreffen Lebensbedingungen, Gesundheitsstatus und -verhalten sowie die Inanspruchnahme von Leistungen des Gesundheitssystems. Medscape Deutschland stellt die Ergebnisse in 3 Teilen vor.
Teil 1 fasst die Beiträge zu Lebensstil und Gesundheitsverhalten zusammen.

1. Lebensstil und Gesundheitsverhalten

Gesundheitsbezogene Lebensqualität

In den vergangenen 10 Jahren hat sich der subjektiv wahrgenommene Gesundheitszustand in allen Altersgruppen verbessert. Heute schätzen insgesamt 76,6% der Männer und 72,9% der Frauen ihre allgemeine Gesundheit als gut oder sehr gut ein. Besonders Frauen zwischen 40 und 49 und Männer zwischen 50 und 59 fühlen sich deutlich fitter. Gleiches gilt für über die Hälfte der ab 70-Jährigen. Die eigene Wahrnehmung der Gesundheit beeinflusst den Umgang mit Beschwerden, die Nachfrage nach medizinischer Hilfe und die weitere gesundheitliche Entwicklung. Schwere körperliche Funktionseinschränkungen im Alltag lassen sich nur bei einer Minderheit der über 65-Jährigen feststellen.

Sozioökonomischer Status – SES

Die sozialen Lebensverhältnisse sind eine zentrale Analysekategorie der epidemiologischen Forschung. Die neuen Daten bestätigen einmal mehr, dass Personen mit niedrigem SES ihre Gesundheit im Vergleich zu jenen mit mittlerem und hohem SES schlechter einschätzen. Auch faktisch zeigt sich ein Einfluss auf zahlreiche Aspekte der ganzheitlichen Gesundheit. Befragte mit niedrigem SES sind häufiger an Typ-2-Diabetes erkrankt, außerdem ist das Risiko für eine depressive Symptomatik, Adipositas und sportliche Inaktivität erhöht. Besonders deutlich wurde ein Zusammenhang auch beim Thema Lärmbelastung – hier vor allem durch Straßen- und Flugverkehr –, denn Besserverdiener sind eher in der Lage, sich in weniger lärmbelasteten Wohngegenden anzusiedeln oder gegebenenfalls einen Wohnortwechsel vorzunehmen.

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Referenzen

  1. Robert Koch-Institut: Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland, DEGS1.
    http://www.degs-studie.de

Autoren und Interessenkonflikte

Andrea S. Klahre
Es liegen keine Interessenkonflikte vor.

Kurth BM: Es liegen keine Erklärungen zu Interessenkonflikten vor.

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