Hypertonie in der Schwangerschaft: Marker für erhöhtes Herz-, Nieren- und Diabetesrisiko

Rainer Klawki | 26. Februar 2013

Autoren und Interessenskonflikte

Erhöhte Blutdruckwerte während der Schwangerschaft – unabhängig vom Typ der Hypertonie und selbst, wenn keine zusätzlichen Risikofaktoren vorliegen – sind ein Signal für ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre oder Nierenerkrankungen sowie Diabetes mellitus im weiteren Leben der Frau.

Dies hat eine epidemiologische Forschungsarbeit ergeben. Publiziert wurden die Resultate in Circulation, der Fachzeitschrift der American Heart Association.

Die Risikoerhöhung galt für hohen systolischen oder diastolischen Blutdruck während der Schwangerschaft – auch wenn er erstmals oder nur ein-oder zweimal bei einer routinemäßigen medizinischen Untersuchung aufgefallen war, sowie für chronischen Bluthochdruck mit und ohne Präeklampsie.

Diese Form der Risikoerhöhung war bisher nicht belegt

In keinem der übrigen späteren Lebensrisiken unterschieden sich schwangere Frauen mit hohem Blutdruck von denjenigen, die normoton in der Schwangerschaft blieben, so Hauptautorin Dr. Tuija Männistö, Postdoc an den National Institutes of Health, Eunice Kennedy Shriver National Institute of Child Health and Human Development in Rockville, Maryland.

Doch war der Bluthochdruck in der Schwangerschaft ein Marker für das kardiovaskuläre, renale und Diabetes-Risiko selbst dann, wenn die Frauen ansonsten ein geringes Risiko hatten, jung, normalgewichtig und Nichtraucher waren und keinen Gestationsdiabetes hatten.

 
Das bedeutet, dass die Schwangerschaft eine Art Frühprognose bei Frauen ermöglicht – im Hinblick auf später im Leben zu erwartende Gesundheitsprobleme.
 

Bekannt war bisher schon, dass ein erhöhtes Herz-und Nierenerkrankungsrisiko bei Frauen mit Präeklampsie besteht, wenn also zusätzlich zur Hypertonie in der Schwangerschaft eine Proteinurie und Ödeme vorliegen.

In der neuen epidemiologischen Studie ist eine solche Risikoerhöhung nun auch für weniger schwere Formen des Bluthochdrucks, die viel häufiger bei Schwangeren vorkommen als eine Präeklampsie, bestätigt worden. Das bedeutet, dass die Schwangerschaft eine Art Frühprognose bei Frauen ermöglicht – im Hinblick auf später im Leben zu erwartende Gesundheitsprobleme.

Für die Studie wurde der Gesundheitsstatus von über 10.000 finnischen Frauen, die im Jahr 1966 entbunden hatten, über 40 Jahre lang beobachtet; die Daten stammen aus der Northern Finland Birth Cohort von 1966.

Die Wissenschaftler setzten Daten aus dieser Beobachtungszeit zu Herz-oder Nierenerkrankungen sowie Diabetes mellitus in Beziehung zu Angaben über einen dokumentierten hohen Blutdruck während der Schwangerschaft. Vergleichsgruppe waren Frauen mit normalem Blutdruck während der Schwangerschaft.

Welche Assoziationen die Epidemiologie aufgezeigt hat

Von den beobachteten Frauen hatten rund 17% eine isolierte Erhöhung des systolischen bzw. diastolischen Blutdrucks während der Schwangerschaft – nahezu jede dritte von diesen (30%) erlitt ein kardiovaskuläres Ereignis bis zum Alter von Ende 60; 3% starben an einem Herzinfarkt.

Frauen, die während der Schwangerschaft einen hohen Blutdruck gehabt hatten, hatten ein um 44% erhöhtes Risiko für ischämische Herzerkrankungen, ein um 75% erhöhtes Infarktrisiko und ein um das Dreifache gesteigertes Risiko, an einem Infarkt zu sterben. Ihr Risiko für Herzinsuffizienz war um 78% erhöht, für ischämische Schlaganfälle um 59%, für Nierenerkrankungen um 91% und für Diabetes mellitus um 52%.

Selbst bei isolierter systolischer Hypertonie war das Infarkt-Todesrisiko noch um das 2,15-Fache gesteigert, das Herzinsuffizienzrisiko um 43% und das für Diabetes um 42%. Selbst eine isolierte diastolische Hypertonie war immer noch mit einem um 26% erhöhten Risiko für eine ischämische Herzerkrankung assoziiert.  

Lebenstil-Änderung in der Schwangerschaft zur Vorbeugung?

„Nach unserer Ansicht würden Frauen, die hohen Blutdruck während der Schwangerschaft haben oder deren hoher Blutdruck in der Schwangerschaft zum ersten Mal auffällt, von regelmäßigen umfassenden Gesundheitsuntersuchungen im späteren Leben, vor allem im Hinblick auf Herz-Kreislauferkrankungen, profitieren. Dann ließe sich durch entsprechende Interventionen eventuell ihr langfristiges Risiko reduzieren“, kommentiert Männistö ihre Ergebnisse in der Publikation.

Die Autoren verweisen auf mögliche Veränderungen im Lebensstil während der Schwangerschaft oder eine angepasste Ernährung. Möglicherweise, so ihre Hypothese, lasse sich so die Gesundheit dieser Frauen im Follow-up verbessern.

Referenzen

Referenzen

  1. Männistö T, et al: Circulation. 2013;127:681-690
    http://dx.doi.org/10.1161/CIRCULATIONAHA.112.128751

Autoren und Interessenskonflikte

Rainer Klawki
Es liegen keine Interessenkonflikte vor.

Die Forschung wurde z.T. unterstützt vom Intramural Research Program der National Institutes of Health, Eunice Kennedy Shriver National Institute of Child Health and Human Development und der Academy of Finland.

Wir bitten darum, Diskussionen höflich und sachlich zu halten. Beiträge werden vor der Veröffentlichung nicht überprüft, jedoch werden Kommentare, die unsere Community-Regeln verletzen, gelöscht.