Insulin degludec: FDA lehnt Zulassungsantrag ab

Miriam E. Tucker | 13. Februar 2013

Autoren und Interessenskonflikte

Die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA) hat den Zulassungsantrag für Insulin degludec von Novo Nordisk abgelehnt. Die Prüfer fordern weitere „Outcome“-Daten zu kardiovaskulären Risiken des neuen langwirkenden Basalinsulins aus einer geeigneten Studie.

Das Unternehmen Novo Nordisk gab bekannt, es werde mit der FDA zusammenarbeiten, um die geforderten Daten nachzureichen. Allerdings sei mit diesen Studienergebnissen im Jahr 2013 nicht mehr zu rechnen. Insulin degludec hat ein neuartiges Verzögerungsprinzip. Es bildet nach subkutaner Injektion lösliche Multi-Hexamere, was seine Halbwertszeit im Vergleich zu bisherigen Basalinsulinen auf über das Doppelte verlängert. Die Wirkdauer beträgt 42 Stunden.

Mike Rulis, Sprecher des Unternehmens Novo Nordisk, sagte während eines  Interviews: „Momentan können wir nicht mehr dazu sagen. Wir hoffen jedoch auf eine baldige Besprechung mit den Behördenvertretern“.

Erst im November 2012 hatte sich der Beratungsausschuss (Advisory Committee) Endocrinologic and Metabolic Drugs Advisory Committee der FDA in einer Abstimmung (8 zu 4) für die Zulassung von Insulin degludec für Patienten mit Typ-1- und Typ-2-Diabetes ausgesprochen, zugleich jedoch gefordert, der Hersteller möge im Rahmen einer streng durchgeführten Post-Marketing-Studie die kardiovaskuläre Sicherheit evaluieren.

Ablehnung in USA – Zulassung in Europa

Ein Großteil der Diskussion in der November-Anhörung drehte sich um den Verdacht auf ein erhöhtes Risiko für schwerwiegende kardiovaskuläre Ereignisse (Major Adverse Cardiovascular Events: MACE). Eine FDA-Richtlinie aus dem Jahr 2008 fordert, dass Hersteller neuer Antidiabetika entsprechende  Studien auflegen müssen, um solche Risiken bewerten zu können – eine Reaktion auf den Skandal um Rosiglitazon.

Injizierbare Insuline wurden allerdings von dieser Regelung  ausgenommen. Doch auch für diese verlangt die FDA eine prospektive Erhebung der kardiovaskulären Daten aus den klinischen Phase-2- und Phase-3-Studien, die vor der Zulassung gemacht worden sind.

Das Unternehmen Novo Nordisk hatte eine solche Analyse zum Zeitpunkt der Anhörung vorgelegt. Danach ist das MACE-Risiko unter Insulin degludec statistisch nicht erhöht. Jedoch kamen einige FDA-eigene statistische Analysen, die andere Kriterien zugrunde legten, zu einem gegenteiligen Ergebnis.

Die Mitglieder des Advisory Boards waren sich zwar einig, dass die absolute Zahl an MACE zu gering war, um eine definitive Risikoerhöhung daraus ableiten zu können. Und sie stimmten dem Hersteller zu, dass dieser Frage auch nach der Zulassung im Rahmen einer Studie nachgegangen werden könnte. Üblicherweise folgt die FDA den Empfehlungen ihres Advisory Boards – nicht jedoch in diesem Fall.

Die US-amerikanische Entscheidung steht überdies im Widerspruch zur Situation in der EU. Bei uns hat die europäische Zulassungsbehörde EMA anders entschieden und Insulin degludec die Zulassung erteilt. Das Basalinsulin ist in zwei Zubereitungen erhältlich als Tresiba® (Insulin degludec) und Ryzodeg® (Insulin degludec/Insulinaspart-Kombination). Eine Zulassung besteht derzeit auch für Japan und Mexiko.

Dieser Artikel wurde von Dr. Immo Fiebrig aus www.medscape.com übersetzt und adaptiert.

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Miriam E. Tucker
Es liegen keine Interessenkonflikte vor.

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Dr. Immo Fiebrig
Es liegen keine Interessenkonflikte vor.

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