Sieben Gründe für den gesundheitsfördernden Effekt von Schokolade

Bret S. Stetka, MD | 13. Februar 2013

Autoren und Interessenskonflikte

Ein Hoch auf eine kleine Sünde

Es war noch nie so einfach, einen Nobelpreis zu ergattern. Eine im Oktober 2012  im  The New England Journal of Medicine publizierte Studie zeigt, dass Länder mit hohem Schokoladenkonsum signifikant mehr Nobelpreisträger hervorbringen, und das dies mit verbesserten kognitiven Funktionen zusammenhängen könnte [1]. Und diese Studie ist nur der süße Gipfel eines Berges an Daten zur Verbesserung der Hirn- und anderer Körperfunktionen durch Schokoladenkonsum [2]. Die American Chemical Society widmete der süßen Versuchung auf ihrer Jahrestagung 2012 sogar ein komplettes dreistündiges Symposium [3]. Medscape möchte sich diesem Trend nicht verschließen und fasst hier Schokoladenfürworte aus Medscape Artikeln und anderen Quellen zusammen. Zwar sind die Schoko-Weihnachtsmänner verdaut und die Osterhasen noch fern, aber der Valentinstag naht: Es gibt immer einen Anlass für Schokolade! Fotos:  Wiki Commons & Thinkstock

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Warum ist Schokolade so gesund?

Eine Hauptzutat von Schokolade ist Kakao, der aus Kakaobohnen gewonnen wird. Diese Samen des Theobroma cacao Baumes sind wie Tee und andere Pflanzen reich an Flavonen. Diese weitverbreiteten sekundären Pflanzenwirkstoffe sind vermutlich hauptsächlich für die positiven Gesundheitseffekte von Schokolade verantwortlich, da sie als Antioxidantien und Entzündungshemmer wirken. Allerdings sind nicht alle süßen kakaohaltigen Tafeln gesund. Die hochprozessierte Schokolade aus dem Supermarkt-Süßigkeitenregal enthält meist große Mengen an Zucker und gesättigten Fetten, die den positiven Effekt der Flavone wettmachen. Dunkle Schokolade mit wenig Zucker und hohem Kakao-Anteil ist als Flavon-Quelle daher vorzuziehen. Foto: Thinkstock

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Schokolade für ein gesundes Herz

Sind Sie bereit für den besten Spruch zum Valentinstag, dem Tag der Liebe? Neue Studien zeigen dass dunkle flavon-reiche Schokolade gut fürs Herz ist. Eine Studie folgte 30.000 Frauen der schwedischen Mammographie-Kohorte über einen Zeitraum von neun Jahren [4], und zeigte dass Frauen die ein bis dreimal im Monat bis zu 30g und somit knapp ein Drittel einer gängigen Schokoladentafel verzehrten, ein um 26% reduziertes Risiko für Herzversagen hatten. Wer ein bis zweimal pro Woche naschte, hatte sogar ein um 32% reduziertes Risiko. Täglicher Schokoladenkonsum hingegen reduzierte das Risiko nicht weiter. Allerdings zeigt eine kürzlich im European Heart Journal publizierte Studie an Patienten mit kongestivem Herzversagen, dass täglicher Konsum dunkler Schokolade über einen Zeitraum von vier Wochen die Funktion von Blutplättchen und Endothel verbesserte. † Des weiteren besteht ein Zusammenhang von Schokoladenkonsum mit reduzierter Infarkthäufigkeit und Sterblichkeit bei Koronarerkrankungen. [4] Foto:  Thinkstock

Wichtige Anmerkung:  Diese Studie wurde mit Schokolade der Firma Nestlé durchgeführt, und einer der Ko-Autoren ist bei dieser Firma angestellt.

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Schokolade kann den Blutdruck senken

Die positive Wirkung von Kakao auf das Gefäßsystem spiegelt sich auch in reduziertem Blutdruck wider. Letztes Jahr wurde eine Metaanalyse in der Cochrane Datenbank systematischer Übersichtsartikel veröffentlicht, die zeigt dass täglicher Konsum von ca. 100g dunkler Schokolade den Blutdruck im Vergleich zur Kontrollgruppe  im Durchschnitt um 2,77/2,20 mm Hg senkte. [6] Zahlreiche weitere Studien fanden Blutzuckersenkung schon bei schwächerem Konsum von nur 5g täglich. [7-9] Die Blutdruck-senkende Wirkung von Schokolade ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass Flavone die Produktion von NO im Endothel stimulieren, was zu einer Erweiterung der Blutgefäße führt. Foto: Thinkstock

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Schlaganfall vorbeugen

Eine 2011 im Journal of the American College of Cardiology veröffentlichte Studie der schwedischen Mammographie-Kohorte zeigte eine Reduktion des Schlaganfallrisikos durch Schokoladenkonsum in Frauen. Ein um 50g pro Woche erhöhter Schokoladenkonsum verringerte das Risiko von Hirninfarkt und von akuten Hirnblutungen um 27%, und das allgemeine Schlaganfallrisiko um  14%. Eine kürzlich in Neurology veröffentlichte Studie zeigte, dass auch Männer von Schokolade profitieren. [10] Ihr Schlaganfallrisiko wurde durch erhöhten Schokoladenkonsum (mindestens 50g pro Woche) um 17% reduziert. Foto: Thinkstock

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Schokolade verbessert das Cholesterinprofil

Trotz ihres Rufes als fettiger Dickmacher scheint Schokolade Cholesterin positiv zu beeinflussen. Dies gilt allerdings nicht für Milchschokolade, die große Mengen an gesättigtem Fett und Zucker enthält, welche den Cholesterinspiegel erhöhen können. Dunkle Schokolade mit mindestens 60% bis 70% Kakaogehalt hingegen kann den LDL-Spiegel senken und den HDL-Spiegel erhöhen.[11-14] Zwar enthält auch Kakao gesättigte Fettsäuren, aber dies zum größten Teil in Form von Stearinsäure, die sich nicht auf das Cholesterin auswirkt. [15 – 17] Foto:  Wikimedia Commons

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Schokolade macht glücklich, oder etwa nicht?

Die Datenlage zur Wirkung von Schokolade bei Depression ist unklar. Schokoladenkonsum scheint sich generell positiv auf die Stimmung auszuwirken, vermutlich indem sie Dopamin- und Opioid-Rezeptoren beeinflußt [18,19]. Weitere Studien  zeigen, dass diese Wirkung nicht anhält, und dass der tröstende regelmäßige Griff zur Schokolade im Gegenteil sogar depressive Stimmungen hervorrufen kann [19]. Eine kürzlich veröffentlichte Studie zeigt sogar, dass die größten Naschkatzen häufiger Symptome von Depression aufweisen [20]. In diesem Fall ist das Naschen oft eine Form von Selbst-Medikamentation. Auch die Qualität der konsumierten Schokolade spielt vermutlich eine Rolle. Ob Schokolade wirklich glücklich macht, ist also noch offen. Foto: Thinkstock

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Schokolade als besseres Studentenfutter?

Patienten mit leicht verminderten kognitiven Funktionen sollten mehr Schokolade essen. Das zeigt eine kürzlich in Hypertension veröffentliche Studie, die den passenden Namen CoCoA trägt (kurz für Cocoa, Cognition & Aging) [2]. Kognitive Funktionen, Flexibilität im Denken und Eloquenz wurden besonders stark verbessert, wenn große Mengen Kakao-Flavone in flüssiger Form eingenommen wurden. Dies ließe sich möglicherweise durch eine Verbesserung des Glukose-Insulin Stoffwechsels erklären*. Foto: Wikimedia Commons

*Wichtiger Hinweis: Diese Studie wurde finanziell von Mars Inc unterstützt..

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Schokolade macht schlank?

Eine 2012 in Archives of Internal Medicine veröffentlichte Studie gibt Naschkatzen Hoffnung indem sie zeigt, dass häufiger Schokoladenkonsum mit niedrigerem BMI (Body Mass Index) korreliert [21]. Die Autoren führen dies auf im Kakao enthaltene Antioxidantien, sowie auf generelles Essverhalten der Probanden zurück. Dies bestätigt frühere Studien zur positiven Auswirkung von Schokolade auf den Stoffwechsel (siehe auch Dias 2 & 6). Ein Autor erklärt: ‚Unsere Ergebnisse bestätigen andere Studien die zeigen, dass eine ausgewogene Diät und Kalorienaufnahme den BMI beeinflussen. Schokolade wirkt sich dabei anregend auf den Stoffwechsel aus.’ Somit ist Schokolade nur dann ein Schlankmacher, wenn sie in Maßen im Zusammenhang mit kalorienreduzierter ausgewogener Ernährung konsumiert wird. Foto: Thinkstock

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Empfehlung für Schokoladenliebhaber

Der Konsum von dunkler flavon-haltiger Schokolade mit einem hohen Kakao-Anteil wirkt sich signifikant auf das Wohlbefinden aus. Dabei ist allerdings nicht zu vergessen, dass Schokolade sehr viele Kalorien enthält – eine 100g Tafel Schokolade enthält etwa 600 Kalorien. Der Schokoladenkonsum ist deshalb nur in Maßen und im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung zu empfehlen. Foto: Thinkstock

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Referenzen

Referenzen

  1. Messerli FH. Chocolate consumption, cognitive function, and Nobel laureates. N Engl J Med. 2012;367:1562-1564.
  2. Desideri G, Kwik-Uribe C, Grassi D, et al. Benefits in cognitive function, blood pressure, and insulin resistance through cocoa flavanol consumption in elderly subjects with mild cognitive impairment: the Cocoa, Cognition, and Aging (CoCoA) study. Hypertension. 2012;60:794-801.
  3. Cocoa: Science and Technology. Program and abstracts of the 243rd National Meeting & Exposition of the American Chemical Society; March 25-29, 2012; San Diego, California.
  4. Mostofsky E, Levitan EB, Wolk A, Mittleman MA. Chocolate intake and incidence of heart failure: a population-based prospective study of middle-aged and elderly women. Circ Heart Fail. 2010;3:612-616.
  5. Flammer AJ, Sudano I, Wolfrum M, et al. Cardiovascular effects of flavanol-rich chocolate in patients with heart failure. Eur Heart J. 2012;33:2172-2180.
  6. Ried K, Sullivan TR, Fakler P, Franks OR, Stocks NP. Effect of cocoa on blood pressure. Cochrane Database Syst Rev. 2012;8:CD008893.
  7. Buijsse B, Weikert C, Drogan D, Bergmann M, Boeing H. Chocolate consumption in relation to blood pressure and risk of cardiovascular disease in German adults.Eur Heart J. 2010;31:1616-1623.
  8. Taubert D, Roesen R, Lehmann C, Jung N, Schömig E. Effects of low habitual cocoa intake on blood pressure and bioactive nitric oxide: a randomized controlled trial. JAMA. 2007;298:49-60.
  9. Buijsse B, Feskens EJ, Kok FJ, Kromhout D. Cocoa intake, blood pressure, and cardiovascular mortality: the Zutphen Elderly Study. Arch Intern Med. 2006;166:411-417.
  10. Larsson SC, Virtmo J, Wolk A. Chocolate consumption and risk of stroke in women. J Am Coll Cardiol. 2011;58:1828-1829.
  11. Larsson SC, Virtamo J, Wolk A. Chocolate consumption and risk of stroke: a prospective cohort of men and meta-analysis. Neurology. 2012;79:1223-1229.
  12. Zomer E, Owen A, Magliano DJ, Liew D, Reid CM. The effectiveness and cost effectiveness of dark chocolate consumption as prevention therapy in people at high risk of cardiovascular disease: best case scenario analysis using a Markov model. BMJ. 2012;344:e3657.
  13. Jia L, Liu X, Bai YY, et al. Short-term effect of cocoa product consumption on lipid profile: a meta-analysis of randomized controlled trials. Am J Clin Nutr. 2010;92:218-225.
  14. Mursu J, Voutilainen S, Nurmi T, et al. Dark chocolate consumption increases HDL cholesterol concentration and chocolate fatty acids may inhibit lipid peroxidation in healthy humans. Free Radic Biol Med. 2004;37:1351-1359.
  15. Beyond apples: a serving a day of dark chocolate might keep the doctor away. Program and abstracts of Experimental Biology 2012; April 21-25, 2012; San Diego, California.
  16. Ding EL, Hutfless SM, Ding X, Girotra S. Chocolate and prevention of cardiovascular disease: a systematic review. Nutr Metab (Lond). 2006;3:2.
  17. USDA Center for Nutrition Policy and Promotion. Dietary guidelines for Americans. http://www.cnpp.usda.gov/DGAs2010-DGACReport.htm Accessed January 23, 2013.
  18. Nehlig A. The neuroprotective effects of cocoa flavanol and its influence on cognitive performance. Br J Clin Pharmacol. 2012 Jul 10. [Epub ahead of print]
  19. Parker G, Parker I, Brotchie H. Mood state effects of chocolate. J Affect Disord. 2006;92:149-159.
  20. Rose N, Koperski S, Golomb BA. Mood food: chocolate and depressive symptoms in a cross-sectional analysis. Arch Intern Med. 2010;170:699-703.
  21. Golomb BA, Koperski S, White HL. Association between more frequent chocolate consumption and lower body mass index. Arch Intern Med. 2012;172:519-521.

Autoren und Interessenskonflikte

Dieser Fall wurde ursprünglich von Medscape.com am 6. Februar 2013 präsentiert.

Autor

Bret S. Stetka, MD
Editorial Director, Medscape / WebMD

Gutachter

Sandra Adamson Fryhofer, MD
Adjunct Associate Professor of Medicine, Emory University School of Medicine, Atlanta, Georgia; Past President, American College of Physicians

Hinweise: Sandra Adamson Fryhofer, MD, weist auf die folgenden finanziellen Beziehungen hin:

Sie wirkte als Mitglied, Direktor, Partner, Angestellte, Beraterin oder Treuhänderin für die folgenden Institutionen: American College of Physicians (ACP); American Medical Association (AMA) Council on Science & Public Health; AMA Commission to End Health Care Disparities; AMA representative to National Priorities Partnership; AMA; ACP Adult Immunization Advisory Board; Alternate ACP Liaison to ACIP; ACP Performance Measurement Committee; ACP; American Academy of Pediatrics.

Sie erhielt Zuschüsse zu Konferenzgebühren von: National Immunization Conference.

Sie wirkte als Sprecher oder Befürworter für: US Food and Drug Administration; US Health Subcommittee, House Energy and Commerce Committee.

Sie erhielt Honorare in Höhe von $250 oder mehr von: WebMD Health; Stericycle; ACP Adult Immunization Guide; Centers for Disease Control and Prevention/Joint Commission Influenza Project Technical Advisory Panel; Woman's Day magazine.

Sie besitzt eine internistische Privatpraxis.

Übersetzung
Kerstin Radtke, PhD.

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