Mehr Kopfschmerzen bei niedrigen Vitamin-D-Serumspiegeln

Pam Harrison | 24. Januar 2013

Autoren und Interessenskonflikte

Zwischen Kopfschmerzen und einem niedrigen Vitamin-D-Serumspiegel gibt es offensichtlich einen Zusammenhang.  Dies geht aus den Ergebnissen einer aktuellen Auswertung der norwegischen Tromsø 6-Studie hervor.

Dr. Marie Kjærgaard vom University Hospital of North Norway in Tromsø (Norwegen) und ihre Mitarbeiter hatten festgestellt, dass Kopfschmerzen vom Nicht-Migräne Typ bei denjenigen Studienteilnehmern, die die niedrigsten 25-Hydroxy-Vitamin-D-Spiegel hatten, um 20% häufiger auftraten als bei denen mit den höchsten Serumspiegeln. Der Zusammenhang blieb nach Bereinigung um mögliche Störgrößen signifikant.  

In der gleichen Population ließ sich jedoch kein Zusammenhang zwischen Migräne-Kopfschmerz und den 25-Hydroxy-Vitamin-D-Serumspiegeln nachweisen. Die Studie wurde in der November/Dezember-Ausgabe 2012 der Zeitschrift Headache veröffentlicht [1].

Für die Autoren liegt die Erklärung im Gehirnstoffwechsel, und zwar dort, wo 1-alpha-Hydroxylasen 25-Hydroxy-Vitamin-D zu 1,25-Dihydroxy-Vitamin-D metabolisieren: „Vitamin-D-Rezeptoren und 1-alpha-Hydroxylasen finden sich insbesondere in Hirnarealen, die in der Pathophysiologie des Kopfschmerzes und der Migräne vermutlich eine Rolle spielen.“

Es gibt nur wenige Einzelfallberichte

Die Auswirkungen von Vitamin D auf Kopfschmerzen wurden bislang nur durch wenige Fallberichte dokumentiert; überzeugende Interventionsstudien wurden noch nicht durchgeführt.

Da andere Wissenschaftler bereits über einen Zusammenhang zwischen der Prävalenz von Kopfschmerzen und der geographischen Breite berichtet hatten, vermuteten die Autoren eine Korrelation zwischen Kopfschmerz und Vitamin D. Denn die Vitamin-D-Spiegel hängen nicht zuletzt von der Sonneneinstrahlung ab, da das Vitamin auch unter UV-Einwirkung in der Haut gebildet wird.

Deshalb testeten sie den möglichen Zusammenhang bei insgesamt 11.614 Probanden in der 6. Tromsø-Studie. Die Tromsø-Studie wurde ursprünglich 1974 initiiert [2]. Diese epidemiologisch-prospektive Kohorten-Studie dient als ergiebige Datenquelle zur Ermittlung von Risikofaktoren für eine Vielzahl von Erkrankungen. Die Studie konzentrierte sich anfangs auf kardiovaskuläre Erkrankungen. Im Verlauf der Jahre kamen andere chronische Krankheiten, Beschwerden oder Risikofaktoren hinzu, beispielsweise chronische Schmerzen oder der Vitamin-Status.

Die Studienteilnehmer wurden gebeten, in einem Fragebogen anzugeben, ob sie im vorangegangenen Jahr unter Kopfschmerzen gelitten hatten. War das der Fall, waren sie gehalten, den Kopfschmerztyp zu spezifizieren (migräneartig oder nicht). Hinzu kamen Angaben zur durchschnittlichen Häufigkeit, Dauer, Intensität und Art der Schmerzen.

Insgesamt klagten 725 Probanden über Migräne, wobei jedoch lediglich etwa die Hälfte der Probanden die diagnostischen Kriterien für das Vorliegen einer Migräne erfüllten. Weitere 3.336 Studienteilnehmer gaben an, unter einem anderen Kopfschmerztyp gelitten zu haben. Von diesen erfüllten immerhin 1.051 Probanden die einschlägigen Kriterien.

Rauchen verändert den Vitamin-D-Spiegel

Bei der Datenauswertung wurde berücksichtigt, ob die Probanden Raucher waren oder nicht. Denn die Messmethode führt – wie sich erst nach Abschluss der Studie herausstellte – bei Rauchern zu einer Überschätzung des 25(OH)D-Wertes. „Um dies zu korrigieren, unterteilten wir die Studienpopulation in ‚gegenwärtige Raucher’ und ‚Nichtraucher’”, erklärten die Autoren. Ehemalige Raucher gingen ebenfalls in die Nichtrauchergruppe ein.

Die Wissenschaftler erklärten: „Im ersten Datenmodell wurden die Ergebnisse um Alter, Geschlecht, Body-Mass-Index und chronische Erkrankungen bereinigt.“ Die Forscher teilten die Testpopulation anhand der Vitamin-D-Spiegel in 4 Gruppen (Quartile) auf und ermitteln dann für diese die Kopfschmerzhäufigkeit. Bei den Nichtrauchern zeigten sich signifikante Unterschiede was die Häufigkeit von nicht-migräneartigen Kopfschmerzen in der Gruppe mit den niedrigsten Serumspiegeln im Vergleich zu jenen mit den höchsten Spiegeln betrifft. 

„In Datenmodell 2 erfolgten weitere Bereinigungen um Störgrößen wie körperliche Betätigung, Alkoholkonsum und Bildungsgrad. Die Unterschiede blieben nach wie vor signifikant”, hieß es weiter. Demgegenüber konnte in der Gruppe der gegenwärtigen Raucher keinerlei Zusammenhang zwischen Kopfschmerzen und den 25-Hydroxy-Vitamin-D-Serumspiegeln festgestellt werden.

Kopfschmerzrisiko vs 25(OH)-Vitamin-D-Serumspiegel-Quartile bei Nichtrauchern

25(OH)-Vitamin-D-Spiegel

Migräneartige Kopfschmerzen (Nichtraucher)

Nichtmigräneartige Kopfschmerzen (Nichtraucher)

Modell 1

4. Quartil

Referenz

Referenz

1. Quartil

1,14 (0,76 – 1,71)

1,31 (1,14 – 1,49)

Modell 2

4. Quartil

Referenz

Referenz

1. Quartil

1,03 (0,67 – 1,57)

1,20 (1,04 – 1,39)

Die Wissenschaftler wiesen darauf hin, dass man in einer Studie wie dieser bestimmte Störgrößen berücksichtigen müsse, da die 25-Hydroxy-Vitamin-D-Spiegel auch mit Lebens- und Ernährungsgewohnheiten in Zusammenhang stehe. Beide Faktoren könnten ihrerseits eigenständig Kopfschmerzen beeinflussen oder durch Kopfschmerzen beeinflusst werden. Hierzu gehören körperliche Betätigung, Alkoholgenuss oder auch Bildungsniveau und chronische Erkrankungen. Es spricht für die Robustheit der Ergebnisse, dass selbst bei Bereinigung um all diese Einflussgrößen der Zusammenhang statistisch signifikant blieb.

Dieser Artikel wurde von Dr. Immo Fiebrig aus www.medscape.com übersetzt und adaptiert.

Referenzen

Autoren und Interessenskonflikte

Pam Harrison
Es liegen keine Interessenkonflikte vor.

Dr. Immo Fiebrig
Es liegen keine Interessenkonflikte vor.

Die Studie wurde von der Institution North Norway Regional Health Authority finanziell unterstützt.
Zu den Autoren liegen keine Interessenkonflikte vor.

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