Insomnie geht mit erhöhtem Risiko für Herz- und Hirninfarkte einher

Dr. med. Kirsten Westphal | 19. November 2012

Autoren und Interessenskonflikte

Los Angeles – Schlaflose Nächte bedeuten nicht einfach Müdigkeit am nächsten Tag, sie bringen auch Herz und Hirn in höchste Gefahr. „Wer schlecht schläft, hat ein deutlich erhöhtes Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko“, erklärte Dr. Chien-Yi Hsu, Abteilung für Kardiologie der Medizinischen Klinik vom Taipei Veterans General Hospital in Taipei (Taiwan), bei der Vorstellung einer großen Bevölkerungsstudie mit mehr als 43.000 Teilnehmern auf dem amerikanischen Herzkongress.

Die Insomnie-Patienten hatten eine Herzinfarktinzidenz von 1,63%, die damit mehr als doppelt so hoch war wie diejenige von 0,76% bei denjenigen, die gut schlafen. Dieser Unterschied war statistisch signifikant mit p = 0,001. Die Schlaganfallinzidenz war bei Vorliegen einer Insomnie knapp verdoppelt (11,18% versus 6,47%). Auch hier war der Unterschied zwischen den beiden Gruppen statistisch signifikant (p = 0,001).

„Schlaflosigkeit ist ein unabhängiger kardiovaskulärer Risikofaktor “, so Hsu. „Wenn Sie in der Praxis das kardiovaskuläre Risiko eines Patienten abschätzen, vergessen Sie nicht, ihn danach zu fragen, ob er gut schläft.“

Herztod im Morgengrauen

Die Autoren hatten ihr Studienkollektiv aus der „Taiwan National Health Insurance Research Database“ rekrutiert, in der die Daten von rund 2 Millionen Patienten erfasst sind. Die Auswertung basierte auf einer Stichprobe von 43.180 nach dem Zufallsprinzip ausgewählten Patienten, die bei Studienbeginn mindestens 45 Jahre alt waren und keine von den Erkrankungen aufwiesen, die üblicherweise von Schlaflosigkeit begleitet werden wie Depression, Angststörungen, Schlafapnoe, Epilepsie und Abhängigkeitserkrankungen. Bei einem Viertel der Patienten (n = 10,871) wurde während des vierjährigen Studienzeitraums die Diagnose „Insomnie“ gestellt. Die übrigen 32.309 Patienten bildeten die Kontrollgruppe

Primärer Studienendpunkt war das Auftreten kardiovaskulärer Ereignisse, einschließlich Herzinfarkt und Schlaganfall. Die Studienteilnehmer wurden rund 4 Jahre (4,4 ± 2,7 Jahre) nachbeobachtet. In diesem Zeitraum traten insgesamt 424 Herzinfarkte (0,98%) und 3.307 Schlaganfälle (7,66%) auf.

Schlaflosigkeit erhöhte unabhängig von anderen Faktoren wie Alter, Geschlecht und Begleiterkrankungen das Risiko für einen Herzinfarkt (Hazard Ratio (HR) 2,30; 95%-Konfidenzintervall (KI) 1,90-2,79, p < 0,0001), für einen Schlaganfall (HR 1,99; 95%-KI 1,86-2,14, p < 0,001) sowie für das Auftreten kardiovaskulärer Ereignisse insgesamt (HR 2,04; 95%-KI 1,91-2,18, p < 0,001). Das erhöhte Risiko blieb auch dann erhalten, wenn für die gängigen kardiovaskulären Risikofaktoren adjustiert wurde.

Ganz überraschend sind diese Ergebnisse nicht, denn - obwohl nicht alle Zusammenhänge in allen Aspekten geklärt sind - ist seit langem bekannt, dass es eine direkte Verbindung zwischen Schlaf, Schlafstörungen und kardiovaskulären Erkrankungen gibt. Man denke hier nur an das erhöhte Risiko, in den ersten Stunden nach dem Aufwachen am plötzlichen Herztod zu versterben.

Referenzen

Referenzen

  1. Jahrestagung der „American Heart Association“ (AHA)  3.-5. November 2012, Los Angeles.
    Scientific Sessions 2012, Session „Environmental and Physiological Risks for CVD“ am 4. November 2012; Abstract 15888: „Insomnia and Risk of Cardiovascular Disease“
    http://circ.ahajournals.org/cgi/content/meeting_abstract/126/21_MeetingAbstracts/A15883?sid=1b2ee76d-58cc-4384-b074-563f248c1dfd

Autoren und Interessenskonflikte

Dr. med. Kirsten Westphal
Es liegen keine Interessenkonflikte vor.

Dr. Chien-Yi Hsu und Co-Autoren haben erklärt, dass keine Interessenkonflikte vorliegen.

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