Mehr Herztote im Winter – egal, wie kalt es ist

Dr. med. vet. Susanne Kammerer | 12. November 2012

Autoren und Interessenskonflikte

Los Angeles – Selbst wer seinen Altersruhesitz als Deutscher nach Spanien verlegt, hat im Winter ein erhöhtes Risiko, an einer kardialen Ursache zu versterben. Dieses erstaunliche Ergebnis zeigte eine Studie in Amerika, bei der kardiovaskulär bedingte Todesfälle in 5 verschiedenen Klimazonen über einen Zeitraum von 3 Jahren ausgewertet wurden, nämlich in Los Angeles County, Texas, Arizona, Georgia, Washington, Pennsylvania und Massachusetts.

In allen der 5 Klimaregionen zeigte sich bezüglich der Todesfälle ein vergleichbares Bild: Das Risiko, überhaupt zu versterben, aber auch dasjenige, aufgrund einer Herzinsuffizienz, eines Myokardinfarkts, eines Schlaganfalls oder allgemein wegen kardiovaskulärer Erkrankungen zu versterben, lag in Zeiten höchster Sterberaten (hier innerhalb eines Zeitraums von acht Tagen) im Winter um 26% bis 36% höher als die entsprechend tiefsten Werte im Sommer (p < 0,0001 für jede Klimaregion).
„Dieses Studienergebnis haben wir so nicht erwartet“, erklärte Studienleiter Dr. Bryan Schwartz, Kardiologe an der Universität New Mexico in Albuquerque, bei der Vorstellung der Daten in Los Angeles. Die Studienhypothese hatte eigentlich gelautet, dass in kälteren Klimazonen mit strengeren Wintern  - wie z.B. in Pennsylvania - der Anstieg der Todesfälle im Winter ausgeprägter sein würde. Das war hingegen nicht der Fall war. Die absolute Temperatur spielt demzufolge keine Rolle. „Selbst sehr niedrige Temperaturen schaden offensichtlich nicht“, so deutete Schwartz die Ergebnisse.

Ungesündere Lebensweise macht den Winter gefährlich

Das Studiendesign erlaubt keine Rückschlüsse auf die Ursachen der erhöhten Sterblichkeit im Winter. Außerdem wurden in der Studie keine Daten über Risikofaktoren erhoben. Deshalb lässt sich über die möglichen Gründe dieses überraschenden Ergebnisses auch nur spekulieren.
Die Studienergebnisse könnten darauf hinweisen, dass sich Menschen an das Klima, in dem sie wohnen, so anpassen, dass der jeweilige Unterschied zwischen den Temperaturen im Sommer und im Winter stärker ins Gewicht fällt als die absolute Temperatur im Winter. Der Temperaturabfall wäre demnach der entscheidende Faktor.

Nicht zuletzt sind die Lebensgewohnheiten im Winter unabhängig von der Klimazone anders als im Sommer. „Man ernährt sich oft nicht so gesund, treibt weniger Sport und legt an Gewicht zu“, erklärte Schwartz. Auch die kürzeren Lichtperioden könnten seines Erachtens eine Auswirkung haben.
Nicht zuletzt erhöhen Atemwegsinfektionen das Risiko für eine kardiale Todesursache. Auch dies könnte den Anstieg der Todesfälle in der kühlen Jahreszeit erklären. „Wir müssen weiterhin Patienten darüber aufklären, wie wesentlich regelmäßige Influenza- und Pneumokokkenschutzimpfungen sind, gerade für Risikopatienten“, erklärte Schwartz. Zudem sollten Ärzte ihren Patienten empfehlen, speziell im Winter auf eine gesunde Lebensführung zu achten.

Referenzen

Referenzen

  1. ahrestagung der „American Heart Association“ (AHA) 3.-5. November 2012, Los Angeles. Scientific Sessions 2012, Abstract Oral Session (AOS.211.06) am 6. November 2012 (Abstract 11723)

Autoren und Interessenskonflikte

Dr. med. vet. Susanne Kammerer
Es liegen keine Interessenkonflikte vor.

Dr. Bryan Schwartz
Es liegen keine Erklärungen zu Interssenkonflikten vor.

Wir bitten darum, Diskussionen höflich und sachlich zu halten. Beiträge werden vor der Veröffentlichung nicht überprüft, jedoch werden Kommentare, die unsere Community-Regeln verletzen, gelöscht.