Wann und wie muss eine Borreliose therapiert werden?

Priv.-Doz. Dr. med. Martin Hartmann | 24. Oktober 2012

Autoren und Interessenskonflikte

 

Dr Martin Hartmann
 

Letzte Woche stellte sich in der Ambulanz der Hautklinik eine 40-jährige Patientin vor, die seit einem Jahr über Abgeschlagenheit, Müdigkeit und gelegentliche Gelenkbeschwerden in beiden Knien klagte, ein Zeckenstich war nicht erinnerlich. Eine Therapie mit Doxycyclin 200mg war vor  9 Monaten über 4 Wochen durchgeführt worden, jedoch ohne Verbesserung der Symptomatik. Die Borrelienserologie ergab den Nachweis von IgG-Antikörpern (p83, p88 und OopC), der Nachweis von p41 (IgM-Antikörper) erbrachte ein grenzwertiges Ergebnis. Die Frage des überweisenden Kollegen war: Therapiebedürftig?

Bei der Patientin besteht eine uncharakteristische Klinik, bei Nachweis von IgG-Antikörpern im Immuno-Blot. Insofern ist eine erneute Therapie nicht angezeigt. Darüber hinaus können längere Therapiezeiträume oder wiederholte Therapien kein besseres Ansprechen erreichen.

Die Heilungsrate liegt – eine rechtzeitige Therapie vorausgesetzt – bei über 85%. Die Ansprechraten für Doxycyclin und Amoxicillin sind vergleichbar. Es sollte bedacht werden, dass der häufigste Grund für ein Therapieversagen die fehlerhafte Einnahme von Doxycyclin ist, beispielsweise die Einnahme zusammen mit Milch (-produkten).

Prof.  Dr. med. Heidelore Hofmann (Universitätshautklinik der TU München) gab auf der 23. Jahrestagung der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie (11.-13. Oktober 2012 in Dresden) einen Überblick zu den Therapieempfehlungen:

 

 

Frühstadium

Spätstadium

 

 

Lokalisiert

Disseminiert

 

Antibiotikum

Dosis/Dauer (d)

 

 

 

Doxycyclin

2x100mg
(1x200)mg

14

21

28

Amoxicillin

3x750mg

14

21

28

Cefuroxim

2x500mg

14

21

28

Azithromycin

2x250mg

5

10

k.A.


Doxycyclin und Amoxicillin sind Medikamente der ersten Wahl. Doxycyclin kann phototoxische Reaktionen verursachen und ist in der Schwangerschaft kontraindiziert. In der Schwangerschaft kann mit Amoxicillin oder Penicillin G therapiert werden. Bei Penicillinallergie kommen Azithromycin oder Ceftriaxon in Frage.

Referenzen

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Dr Martin Hartmann
Leiter der Immunologischen Ambulanz an der Universitätshautklinik in Heidelberg

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