Ein Drittel der Patienten, die an Morbus Crohn leiden, reagiert nicht auf die Erstbehandlung mit einem Tumornekrosefaktor (TNF)-Antagonisten, ein weiteres Drittel reagiert nur vorübergehend und ist auf eine Steigerung der Dosis oder auf den Wechsel zu einer anderen Behandlungsstrategien angewiesen. Eine aktuelle Studie, die im New England Journal of Medicine vorgestellt wurde, kam jetzt zu dem Ergebnis, dass der Wirkstoff Ustekinumab zumindest bei einigen dieser Patienten wirkt.
Es handelt sich um ein Medikament aus der Gruppe der Biologika, einen hunanisierten monoklonalen Antikörper, der bereits unter bestimmten Voraussetzungen für die Behandlung der Psoriasis zugelassen ist.
Ein internationales Forscherteam um Dr. William J. Sandborn von der University of California in San Diego, USA, untersuchte die Wirkung von Ustekinumab bei Erwachsenen mit mittelschwerem bis schwerem Morbus Crohn, bei denen die TNF-Behandlung wirkungslos geworden war.
Während der Erstbehandlung erhielten 526 Patienten intravenös Ustekinumab (in einer Dosis von 1, 3 oder 6 mg/kg Körpergewicht) oder Placebo. 145 Patienten, die nach 6 Wochen eine Reaktion auf das Ustekinumab gezeigt hatten, wurden in der Erhaltungsphase in den Wochen 8 und 16 nochmals randomisiert, und erhielten subkutane Injektionen mit 90 mg Ustekinumab oder einem Placebo. Der primäre Endpunkt war eine klinische Besserung nach 6 Wochen.
Der Anteil der Patienten, die den primären Endpunkt erreichten, lag bei 36,6 %, 34,1 % und 39,7 % für jeweils 1, 3 und 6 mg/kg Ustekinumab im Vergleich zu 23,5 % für Placebo. Die klinische Remissionsrate war in der 6 mg-Dosis Gruppe nicht signifikant besser als unter Placebo (p = 0,05 nach 6 Wochen). Die Erhaltungstherapie mit Ustekinumab zeigte nach 22 Wochen im Vergleich mit Placebo signifikant höhere klinische Remissions- (41,7% vs. 27,4%, p = 0.03) und Reaktionsraten (69,4% vs. 42,5%, p<0.001).
Das Studiendesign erlaubt allenfalls ein vorläufiges Urteil
Ungünstiger für das neue Präparat fiel die Sicherheitsbewertung aus. Schwere Infektionen traten während der Erstbehandlung bei 7 Patienten auf, (von denen 6 Ustekinumab erhalten hatten). Während der Erhaltungstherapie traten sie bei 11 Patienten auf, (von denen 4 Ustekinumab erhielten. Bein einem der Patienten, der Ustekinumab erhalten hatte, entwickelte sich ein Basalzellkarzinom.
Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Morbus-Crohn-Erkrankung, die nicht mehr ausreichend auf TNF-Antagonisten ansprechen, sprechen offenbar vermehrt auf eine Erstbehandlung mit Ustekinumab an. "Die Studie hat gezeigt, dass Ustekinumab bei einem Teil der betroffenen Patienten wirkt", sagt Prof. Dr. Stefan Schreiber, Leiter des Instituts für Klinische Molekularbiologie der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, gegenüber Medscape Deutschland.
Dieses Ergebnis gebe "neue Hoffnung für die Therapie bei refraktären Fällen" und "neue Einblicke in die Pathophysiologie der Krankheit." Allerdings wird in der Veröffentlichung klargestellt, dass ihre Aussagekraft jedoch wegen der relativ geringen Gruppengröße und der kurzen Beobachtungszeit in der Erhaltungsphase begrenzt ist. Es bedarf größerer Studien mit längerer Dauer, um die Wirksamkeit der Substanz genauer zu prüfen und um seltene Nebenwirkungen besser beurteilen zu können.