München – Wächst der Bauch, ist dies ein sichtbares Zeichen für zu viel metabolisch aktives viszerales Fett und ein Hinweis auf ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko. Besonders gefährlich wird es, wenn der Body-Mass-Index (BMI) dabei im Normbereich bleibt, so das überraschende Ergebnis einer US-amerikanischen Studie, die auf dem Europäischen Kardiologenkongress im April in München vorgestellt wurde. „Das Sterberisiko dieser Menschen ist sogar höher als das adipöser Patienten“, betonte Dr. Karine Sahakyan von der Mayo Clinic in Rochester, Minnesota (USA).
Das Studienergebnis basiert auf den Daten von insgesamt 12.787 Personen im Alter von mindestens 18 Jahren (mittleres Alter 44 Jahre, 47,4 % Männer). Die Studienteilnehmer wurden abhängig von ihrem BMI in die drei Gruppen „normal“ (18,5–24,9 kg/m2), „übergewichtig“ (25,0–29,9 kg/m2) und „adipös“ (= 30 kg/m2) eingeteilt. Anschließend wurde jede Gruppe nach dem Verhältnis von Taille- zu Hüftumfang (waist-to-hip-ratio, WHR) unterteilt: „WHR normal“ (Frauen < 0,85, Männer < 0,90) und „WHR hoch“ (Frauen = 85, Männer = 0,90).
Nach 14,3 Jahren waren 2.562 Studienteilnehmer verstorben, davon 1.138 an einem kardiovaskulären Ereignis. Von allen sechs Gruppen hatte die Gruppe der normalgewichtigen Studienteilnehmer mit hohem WHR die höchste Sterblichkeit. „Die Gesamtmortalität und die Herz-Kreislauf-Sterblichkeit waren in der Gruppe mit normalem BMI und hohem WHR sogar höher als bei Adipösen“, betonte Sahakyan. Bei Normalgewichtigen mit hoher WHR war die kardiovaskuläre Letalität um den Faktor 2,75 und die Gesamtmortalität um den Faktor 2,08 höher als bei Normalgewichtigen mit normaler WHR.
BMI und Bauch gleichzeitig im Blick
„Bauchfett ist kardiovaskulär ungünstig, das ist nichts Neues“, so Studienleiter Prof. Francisco Lopez-Jimenez von der Mayo Clinic. Wohl aber die Ergebnisse zur höheren Sterblichkeit bei abdominaler Fettverteilung bei Menschen mit normalem BMI. .
Woran könnte das liegen? „Das hohe Sterberisiko könnte auf die höhere viszerale Fettakkumulation in dieser Gruppe zurückzuführen sein, die mit Insulinresistenz und anderen Risikofaktoren wie zum Beispiel der vermehrten Ausschüttung proinflammatorischer Zytokine assoziiert ist, die geringe Menge an kardiovaskulär protektivem Fett an Hüften- und Oberschenkeln sowie die im Verhältnis geringe Muskelmasse.“
Ärzte sollten ihre Patienten darüber aufklären, dass ein normaler BMI allein keine Aussage über das kardiovaskuläre Risiko erlaubt. Ziel muss es sein, sowohl den BMI als auch das Taille-Hüfte-Verhältnis im Normbereich zu halten. Wie das gelingt? „Spornen Sie Ihre Patienten zu einem gesunden Lebensstil mit gesunder Ernährung und regelmäßiger Bewegung an – das ist wohl die beste Strategie“, riet Sahakyan.