Wenig Alkohol, täglich Obst und Gemüse, regelmäßige Bewegung und ein normales Körpergewicht – mehr braucht es nicht, um das individuelle Hypertonierisiko auf ein Drittel zu reduzieren, so das Ergebnis einer bevölkerungsbasierten Kohortenstudie aus Finnland. „Ein gesunder Lebensstil ist nach wie vor ein Eckpfeiler der kardiovaskulären Primärprävention“, betonte Prof. Pekka Jousilahti vom finnischen „National Institute for Health and Welfare“ bei der Studienpräsentation auf dem Europäischen Kardiologen-Kongress, der vom 25. bis 29. August 2012 in München stattfand.
Für die Studie wurden mehr als 21.000 normotensive Personen (9.637 Männer und 11.430 Frauen) im Alter von 25 bis 74 Jahren rekrutiert. Im Beobachtungszeitraum von 16 Jahren wurde bei 709 Männern und bei 890 Frauen eine Hypertonie diagnostiziert.
Hypertonierisiko auf ein Drittel gesenkt
Vier Merkmale eines gesunden Lebensstils wurden als präventive Faktoren identifiziert: Alkoholkonsum von weniger als 50 Gramm pro Woche, regelmäßige Bewegung in der Freizeit (mindestens dreimal pro Woche), täglicher Obst- und Gemüsekonsum und ein Body-Mass-Index (BMI) unter 25 kg/m2.
Personen, auf die alle vier Faktoren zutrafen, reduzierten damit ihr individuelles Hypertonierisiko auf ein Drittel im Vergleich zu Personen, auf die keiner dieser Faktoren zutraf. Auch wer nur einen oder zwei dieser Faktoren aufwies, profitierte noch erheblich von dem präventiven Effekt: Männer, die sich im Alltagsleben an zwei dieser Faktoren hielten, reduzierten ihr Bluthochdruck-Risiko um nahezu 50 %, Frauen um mehr als 30 %.
„Männer ziehen bei der Hypertonie-Prävention anscheinend einen höheren Nutzen aus einem gesunden Lebensstil als Frauen“, kommentierte Jousilahti die Ergebnisse. Ein möglicher Grund hierfür: Adipositas und Alkoholkonsum sind bei Männern wahrscheinlich stärker mit dem Hypertonierisiko verknüpft als bei Frauen.
Jousilahtis Empfehlung für einen gesunden Alltag: „Täglich höchstens zwei Gläser Bier oder Wein, im Alltag viel bewegen – das Auto öfter stehen lassen, möglichst viel zu Fuß oder mit dem Fahrrad erledigen, statt Fahrstuhl die Treppe nehmen –, jeden Tag Obst und Gemüse essen und auf ein normales Körpergewicht achten.“
Die klinische Relevanz wirksamer und breit einsetzbarer präventiver Maßnahmen ist immens: Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist Hypertonie weltweit die führende Todesursache. Jährlich gehen mehr als sieben Millionen Todesfälle (15% aller Todesfälle) auf das Konto von Bluthochdruck. „Lebensstilmodifikationen bergen hier ein riesiges Präventionspotenzial“, so Jousilahti.
Für eine Änderung des Lebensstils ist es nie zu spät
Aber auch für Patienten, die bereits einen Bluthochdruck aufweisen, ist es nicht zu spät, auf einen gesunden Lebensstil umzuschwenken. „Das Beherzigen der vier Gesundheitsregeln dürfte sich auch bei Hypertonikern günstig auf den Blutdruck auswirken und könnte vielleicht sogar dazu beitragen, ihre Antihypertensiva-Last zu reduzieren“, so Jousilahti.