Eine randomisierte, multizentrische Phase-2-Studie der Associations des gastroesophageal oncologists (AGEO), einer Arbeitsgemeinschaft verschiedener onkologischer Kliniken, zeigt, dass die alternierende Gabe von Folfiri.3 und Gemcitabin bei Patienten mit unbehandelten Pankreaskarzinomen wirksam ist. Dieses Ergebnis wurde unlängst auf dem 14. Worldcongress on GI-Cancer, einer internationalen Tagung über gastrointestinale Tumoren, in Barcelona vorgestellt.
„Pankreaskrebs ist ein aggressiver, chemoresistenter Tumor mit schlechter Prognose“, erläuterte Dr. Julien Taieb (Hopital Pitie Salpetriere, Paris, Frankreich) zu Beginn seines Kongressvortrages in Barcelona. „Wir wollten verschiedene chemotherapeutische Medikamente, die keine Kreuzresistenz aufwiesen, nacheinander verabreichen, um deren Wirksamkeit und Verträglichkeit zu steigern.“ Es hatte bereits zuvor eine Phase 2 Studie gegeben, in der Patienten mit unbehandeltem, fortgeschrittenem Pankreaskrebs Folfiri.3 erhalten hatten. Dabei handelt es sich um ein Therapieschema aus Folinsäure, Fluoruracil und Irinotecan, das ursprünglich zur adjuvanten Chemotherapie des Kolonkarzinoms eingesetzt wurde.
„Dabei zeigte sich Folfiri.3 zunächst nur mäßig wirksam und verträglich beim metastasierenden Adenokarzinom des Pankreas“, berichtete Taieb. „Wir entwickelten deshalb eine neue Strategie, um die Effizienz und Tolerabilität der auf Folfiri.3 basierenden Behandlungsschemata zu verbessern.“
Chemotherapie-naive Patienten seien in einer weiteren Phase 2 Studie randomisiert worden. „Haupteinschlusskriterien waren: Ein histopathologisch nachgewiesenes, metastasierendes Adenokarzinom des Pankreas; Alter nicht jünger als 18 Jahre und nicht älter als 75 Jahre; guter Allgemeinzustand; eine Bilirubinämie unter 1,5 ULN, adäquates Blutbild, ausreichende Leber- und Nierenfunktion; keine bekannten Gehirn- oder Knochenmetastasen, wobei eine Computertomografie nicht Voraussetzung war“, erklärte Dr. Taieb.
Als Ausschlusskriterien nannte er: Adenokarzinome der Gallenblasenampulle und/oder der Gallengänge; vorherige Chemotherapie oder Radiotherapie gegen ein metastasierendes Adenokarzinom des Pankreas; chronische Diarrhoe; fortbestehende Obstruktion; eine andere Krebserkrankung innerhalb der letzten 5 Jahre.
Das Behandlungsschema schildert Taieb so: „Die Patienten erhielten entweder FOLFIRI.3 über 2 Monate abwechselnd mit Gemcitabin über 2 Monate (Arm A) oder Gemcitabin allein (Arm B). Als primärer Endpunkt galt das progressionsfreie Überleben nach 6 Monaten, wobei 49 Patienten pro Arm eingeschlossen wurden. Zwischen 2007 und 2011 nahmen somit insgesamt 98 Patienten an der Studie teil, 59 waren männlich, im Mittel waren die Teilnehmer 62 Jahre alt. Das mittlere follow up lag bei 23 Monaten“.
Über die Nebenwirkungen berichtet er: „Die Nebenwirkungsrate für mittelschwere Toxizität (Grad 3-4) lag in Arm AB für Diarrhoe bei 13 bzw. 0 %, für Übelkeit und Erbrechen bei 11 bzw. 4 %, für Neutropenie bei 51 bzw. 25 % und für fiebrige Neutropenie bei 4 bzw. 0 %. Es gab keinen medikamentenbedingten Todesfall.“ Die Ansprechrate lag bei 40 % im Arm A und bei 11 % in Arm B. Das progressionsfreie Überleben als primärer Endpunkt bei 6 Monaten betrug 48% in Arm A und 30 % in Arm B. Der 1-Jahreswert lag bei jeweils 23 % und 11 %.
„Als Schlussfolgerung bleibt festzuhalten, dass diese Behandlungsstrategie, die als FIRGEM-Strategie bezeichnet wird, bei Patienten, die an einem metastasierenden Adenokarzinom des Pankreas leiden und in guter körperlicher Verfassung sind, machbar und wirksam ist und die Nebenwirkungen beherrschbar sind“, resümierte Taieb. Seiner Meinung nach sollte nun eine Phase III-Studie durchgeführt werden, die diese Strategie mit der FOLFIRINOX-Dreifach-Therapie vergleicht und sich auf die Lebensqualität konzentriert. Das FOLFIRINOX-Regime, eine Vierfachkombination aus Oxaliplatin, Folinsäure, Irinotecan und Fluoruracil, gilt als die derzeit wirkungsvollste Behandlung.