Neue Hoffnung für die Behandlung des therapieresistenten Prostatakarzinoms

Franz-Günter Runkel | 22. Juni 2012

Autoren und Interessenskonflikte

Für Patienten, deren Prostatakarzinom bereits metastasiert ist und sich gegenüber einer traditionellen Hormonblockade oder der Kastration als therapierefraktär erweist (CRPC), kündigen sich neue Therapieoptionen an. Insbesondere die Substanz Abirateronacetat hat sich in einer randomisierten Phase-3-Studie (COU-AA-302) als vielversprechend erwiesen. Abirateron, der aktive Metabolit von Abireateronaceatat, hemmt über CYP17 die Androgen-Biosynthese und hat somit einen völlig anderen Wirkmechanismus als die konventionellen antihormonellen Therapien, die im hormonsensitiven Stadium des metastasierten Prostatakarzinoms zum Einsatz kommen. Der erste steroidale Androgenbiosynthese-Hemmer konnte zuvor in der Zulassungsstudie COU-AA-301 bei Patienten mit metastasiertem, kastrationsresistenten Prostatakarzinom (mCRPC), deren Erkrankung während oder nach Docetaxel-Chemotherapie progredient geworden ist, im Vergleich zu Plazebo (je plus Prednison/Prednisolon) das Gesamtüberleben (OS) signifikant verbessern.

Prof. Dr. med. Peter Albers, Direktor der Urologischen Universitätsklinik Düsseldorf/Deutschland, referierte hierzu im Nachgang zu dem weltgrößten Krebskongress, der ASCO, auf dem Best of ASCO- Kongress in Frankfurt die Ergebnisse eines Abstracts für das deutsche Ärztepublikum. Es handelt sich um eine Interimsanalyse einer noch nicht abgeschlossenen Studie mit Patienten, die entweder mit LHRH-Agonisten oder Antiandrogenen behandelt wurden, berichtete Albers. Die Studie schließt 1.088 Patienten aus zwölf Ländern ein. Bisher wurde ein durchschnittliches Gesamtüberleben von 27,2 Monaten erzielt - die längste publizierte Zeitspanne, die bisher für die Therapie des metastasierten, hormonrefraktären Prostatakarzinoms beschrieben wurde.

„Abirateron“, sagte Albers, „verbesserte das  progressionsfreie Überleben, wie es mittels bildgebenden Verfahren festgestellt wurde, bei asymptomatisch metastasierten Patienten in der Interimsanalyse signifikant.“ Zwar erreichte der Unterschied beim Gesamtüberleben nicht das für die Interimsanalyse vorausgesetzte Signifikanzniveau. Es ist jedoch davon auszugehen, dass Abirateron zukünftig in der Indikation vor Chemotherapie zugelassen werden wird. Gleichzeitig waren nur 5 % der Teilnehmer von mittelgradig eingestuften Nebenwirkugen (G3/4-Toxizität) betroffen, laut Albers „vernachlässigbar“.

Zur sekundären Hormontherapie des CRPC nach vorangegangener Chemotherapie stellte Prof. Dr. Jürgen Gschwend, Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München/Deutschland, die Daten der so genannten AFFIRM-Studie zu Enzalutamid (MDV 3100) vor. Es handelt sich um einen Androgenrezeptor-Inhibitor, der zum programmierten Zelltod der Tumorzelle führt. Knapp 1.200 Patienten mit progressivem, resistentem und metastasiertem Prostatakarzinom nach Docetaxel-Chemotherapie wurden in die Studie eingeschlossen.

Androgenrezeptor als Hauptzielstruktur

Der orale Androgenrezeptor-Inhibitor Enzalutamid wurde gut toleriert und verlängerte das Gesamtüberleben bei Männern mit CRPC um nahezu fünf Monate (13,6 Monate in der Plazebo-Gruppe und 18,4 Monate in der Verum-Gruppe). Das relative Risiko, an dem Prostatakarzinom zu sterben, wurde um 37 % reduziert. Enzalutamid verbesserte auch die sekundären Endpunkte  wie die gesundheitsbezogene Lebensqualität, das Tumoransprechen und auch die Zeit bis zur Progression signifikant. Der Androgenrezeptor bleibt damit eine bedeutende Zielstruktur für CRPC-Patienten nach Chemotherapie.

Für Patienten mit hoher Metastasenlast und starken Schmerzen könnte Radium-223-Chlorid (Alpharadin) in der Behandlung des CRPC mit Knochenmetastasen nach Zulassung dieser neuen Substanz zu einer weiteren Therapieoption werden. Prof. Dr. med. Susanne Krege, Alexianer-Krankenhaus Maria Hilf in Krefeld/Deutschland, analysierte das Gesamtüberleben in der randomisierten und multinationalen ALSYMPCA-Phase-3-Studie, einer Doppel-Blind-Studie, die ebenfalls schon auf der ASCO vorgestellt worden war.

Insgesamt 921 Patienten gingen in die Studie ein. Das mediane Überleben dauerte unter Alpharadin 3,6 Monate länger als unter Plazebo. Der Überlebensvorteil war nicht abhängig von zusätzlichen anderen Therapien, etwa vorheriger Gabe des Chemotherapeutikums Docetaxel oder dem Einsatz von Bisphosphonaten. Das Risiko, an dem Tumor zu versterben, wurde um 30,5 % verringert. Die mediane Zeit bis zur ersten sichtbaren Metastase im Skelett verlängerte sich um 5,5 Monate. Auch die Zeitspanne, bis der PSA-Wert wieder anstieg, verlängerte sich, während die Toxizität gering war.

Referenzen

Referenzen

    Best of ASCO Germany; 22. Juni 2012, Frankfurt am Main.

    ASCO 2012, Abstract # LBA 4518, Charles J. Ryan et al.; Abstract #4519, Johann Sebastian De Bono ; Abstract #LBA4512, Chris Parker et al.

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