Fetthaltige Ernährung und Prostatakrebs
Der Fettkonsum pro Kopf ist bei Männern in Nordamerika und Westeuropa wie auch die Rate, an einem Prostatakarzinom zu sterben, am höchsten (der typische männliche Amerikaner bezieht ein Drittel seines Tagesenergiebedarfs aus Fett in der Nahrung). Im Gegensatz dazu haben die pazifischen Anrainerstaaten den geringsten Fettkonsum und die geringste Todesrate.
Whittemore et al untersuchten den Zusammenhang von Ernährung, körperlicher Bewegung und Körpergröße bei schwarzen, weißen und asiatischen Männern in Nordamerika. Sie fanden heraus, dass der einzige mit Prostatakrebs korrelierende Faktor die Menge an Fett in der Nahrung war [5]. Dasselbe galt für hawaiianische Männer. Die höchste Prävalenz für Prostatakarzinome zeigte sich bei Männern mit dem höchsten Konsum ungesättigter Fettsäuren [6].
Interessanterweise hat die Einführung westlicher Ernährungsgewohnheiten in Japan, wo die traditionelle Küche fettarm ist, zu einer steigenden Rate an aggressiven Prostatakarzinomen geführt. Giovannucci et al berichteten, dass Männer mit erhöhten Fettkonsum nicht nur häufiger an Prostatakrebs erkranken, sondern auch aggressivere Tumoren entwickeln [7].
Im Tiermodell demonstrierten Wang et al, dass eine fettarme Diät das Wachstum von Prostatakarzinomzellen reduziert [8]. Sie indizierten dazu Nacktmäusen Prostatakarzinomzellen einer androgen-sensitiven Zelllinie (LNCaP). Anfänglich wurden alle Tiere auf eine Diät mit 40%-igem Fettanteil gesetzt. Nach Entstehung messbarer Tumore wurde die Ernährung modifiziert. In der Gruppe mit maximal 20% Fettanteil an der Gesamtkalorienaufnahme zeigte sich eine deutliche Inhibition des Tumorwachstums. Die Gesamtkalorienaufnahme war in beiden Gruppen gleich.
Die Korrelation zwischen Übergewicht und Prostatakrebs ist auch im Rahmen von Studien zum metabolischen Syndrom (Adipositas, Hypertension, Dyslipidämie, Diabetes mellitus) herausgestellt worden. Männer mit metabolischem Syndrom haben ein höheres Risiko, an einem Prostatakarzinom zu erkranken.
Fettsäuren
Die Korrelation zwischen der Fettaufnahme und dem Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken, scheint von spezifischen Typen an Fett und ihren Fettsäuren abzuhängen. Fettsäuren können hinsichtlich ihrer Kohlenstoffverbindungen in 3 unterschiedliche Klassen eingeteilt werden:
- Gesättigte Fettsäuren wie Stearinsäure ohne Kohlenstoffdoppelbindungen
- Einfach ungesättigte Fettsäuren wie Ölsäure mit einer Kohlenstoffdoppelbindung
- Mehrfach ungesättigte Fettsäuren wie Linolsäure und Eicosapentaensäure mit 2 oder mehr Kohlenstoffdoppelbindungen.
Transfette sind industriell hergestellte, ungesättigte Fettsäuren, für die weder Bedarf noch ein gesundheitlicher Nutzen besteht. Transfette können einfach oder mehrfach ungesättigt sein.
Fettsäuren kommen generell in Nahrungsmitteln und Fettreserven als Triglyzeride oder Neutralfette vor, die als Ester aus einem Molekül Glyzerin mit 3 Fettsäuren zusammengesetzt sind. In Zellmembranen bilden Fettsäuren Phospholipide, in denen ein Fettsäureester durch Cholin, Serin oder Inositol ersetzt ist. Sie bilden einen integralen Bestandteil zellulärer Membranen. Sie sind verantwortlich für die Aufrechterhaltung der zellulären Intaktheit und für die Regulierung membranständiger Enzyme, signalübertragender Prozesse und Bildung von Rezeptoren.
Fettsäuren halten ein konzentriertes Energiereservoir für den zellulären Bedarf bereit, indem fortlaufend 2 Kohlenstoffeinheiten abgespalten und oxidiert werden. Die komplette Oxidation einer Fettsäure liefert 9kcal pro Gramm Fett. Im Gegensatz dazu liefern Proteine und Kohlenhydrate 4kcal pro Gramm. Die Unterscheidung der intrinsischen Effekte von denen der hochkalorischen Aufnahme von Fettsäuren ist wegen ihres hohen Energiegehaltes schwierig.
Gesättigte Fettsäuren bilden den größten Anteil an der Fettaufnahme in den Ernaehrungsgewohnheiten westlicher Länder und werden primär durch den Konsum tierischer Produkte verursacht. Obwohl die Aufnahme von Tierfetten und gesättigten Fettsäuren mit dem Erkrankungsrisiko für Prostatakrebs korreliert, ist diese Assoziation im Vergleich zur Gesamtenergiezufuhr nicht so stark ausgeprägt.
Zusätzlich ist eine direkte Ursache und Wirkung noch nicht bewiesen. Verschiedene Mechanismen stehen für die Erklärung einer Verbindung zwischen gesättigten Fettsäuren und Prostatakarzinom zur Diskussion. Sie beziehen eine Rolle des Insulin-like growth factors-1 (IGF-1), des Hormonmetabolismus und der Schädigung durch freie Radikale ein. Eine fettarme Ernaehrung scheint mit niedrigen Spiegeln an IGF-1, Testosteron und Östrogen und erhöhten Werten für Insulin-like growth factor – bindendem Protein 1 und sex hormone – bindendem Globulin einherzugehen.
Omega-Fettsäuren
Auf die ungesättigten Omega-3-Fettsaeuren mit ihren Vorteilen und die langkettigen, schädlichen Omega-6-Fettsaeuren ist lange Zeit sehr aufmerksam geschaut worden. Die aus dem Meer stammenden Omega-3-Fettsaeuren sind potentielle Antioxidantien, die auf der Basis von Tier- und epidemiologischen Studien einen hindernden Effekt auf die Entwicklung von Prostatakrebs hatten. Ob hier die Omega-3-Fettsaeuren oder das Verhältnis von Omega-3- zu Omega-6-Fettsaeuren eine Rolle spielt, ist bislang nicht untersucht.
MacLean et al. verfassten ein Review über 38 Publikationen, die sich mit dem Effekt von Omega-3-Fettsaeuren auf das Krebsrisiko beschäftigten (9). Demnach fanden sie keine Korrelation zwischen der ergänzenden Aufnahme von Omega-3-Fettsaeuren und der Inzidenz für intestinale Tumoren, Blasenkrebs, Lymphomen, Ovarial- oder Pankreaskarzinomen. In ihrer Analyse des Prostatakarzinoms zeigten sie in ihrer Kalkulation 1x ein reduziertes und 1x ein erhöhtes Risiko auf, an einem fortgeschrittenen Tumor zu erkranken. 15 weitere Kalkulationen ergaben keine Verbindung.
Rich et al. untersuchten 148 jamaikanische Männer wegen der hohen Inzidenz an Krebstoten und der sehr hohen Aufnahme von Omega-6- Fettsäuren in dieser Population (10). Sie bewerteten die Beziehung zwischen der ernährungsbedingten Aufnahme von Fettsäuren und dem Differenzierungsgrad und Volumen von Prostatakarzinomen nach Biopsie. Sie schlussfolgerten, dass Omega-6-Fettsaeuren das Wachstum von Prostatakarzinomzellen stimulierten, während Omega-3-Fettsaeuren das Wachstum hemmten.
Hormone und BMI
Das Prostatakarzinom ist eine der hormonell beeinflussten Krebsarten. Störungen der Geschlechtshormone scheinen – wie auch beim Mammakarzinom - eine wichtige Rolle in der Entstehung von Prostatakrebs zu spielen. Ein höherer BMI ist mit niedrigeren Serumspiegeln an Testosteron und geschlechtshormon-bindendem Globulin bei gleichzeitig höheren Östrogenspiegeln verbunden. Die Serumspiegel von Androstendion sind zwar erniedrigt, die periphere Umwandlung von Androstendion zu Östrogen und Östradiol aber erhöht.